Derzeit laufen die Vorbereitungen zur Fusion dreier europäischer Flugzeugbauer. Unter dem Namen European Aeronautics Defence and Space Company (EADS) soll der neue Konzern im Sommer an die Börse gehen. Mit der Fusion der deutschen Dasa, der französische Aerospatiale Matra und der spanischen Casa soll der größte europäische Luft- und Raumfahrtkonzern mit einem Umsatz von 21 Mrd. Euro und 96.000 Mitarbeitern entstehen. Lange hatten Manager und Politiker hinter den Kulissen verhandelt, denn der Zusammenschluß ist nicht unproblematisch. Vor allem in Frankreich verstand man die Rüstungsindustrie stets als Frage des nationalen Stolzes, die nicht in fremde Hände gegeben werden dürfe. Vor allem das Management der DaimlerChrysler-Tochter Dasa setzte sich schon seit langem für eine verstärkte Zusammenarbeit ein. Dabei wurde auch immer wieder die Partnerschaft mit einem amerikanischen Unternehmen angestrebt, eine Idee, die auch in der EADS verfolgt werden soll.

Ganz neu ist die Idee der länderübergreifenden Kooperation ohnehin nicht. Vor allem im militärischen Bereich, bei Raketen und Satelliten oder dem Hubschrauberbau arbeitet man seit Jahrzehnten zusammen. Auch die zivilen Airbus-Flugzeuge sind ein europäisches Gemeinschafts-Projekt. Dort haben die Europäer mittlerweile sogar die Nase vorn. Im vergangenen Jahr gingen erstmals mehr Bestellungen für Jets „Made in Europe“ ein als für die Flugzeuge des Hauptkonkurrenten Boeing. Ausgeliefert wurden insgesamt 294 Maschinen. Auch in diesem Jahr stehen die Chancen nicht schlecht, daß Airbus seine gute Position behaupten kann. Denn ein langer Streik kostete Boeing viel Geld und Produktionszeit.

Der Erfolg des Airbus-Programmes schlägt sich auch in den Bilanzen der beteiligten Unternehmen nieder. So war 1999 das bisher beste Jahr für die Dasa. Der Konzern steigerte seinen Umsatz um 5 % auf 9,2 Mrd. Euro. Der Operating Profit kletterte sogar um 17 % auf den Rekordwert von 730 Mio. Euro. Damit gehört die Dasa zu den ertragsstärksten Unternehmen der Luft- und Raumfahrtbranche. Auch für dieses Jahr wird ein ordentliches Wachstum erwartet, dafür spricht u.a. das starke erste Quartal. Allerdings werden die Deutschen dafür keine Zahlen mehr ausweisen, denn die Fusion soll in den kommenden Wochen vollzogen werden. Der neue Dasa-Chef Rainer Hertrich erwartet, daß die europäische Wettbewerbsbehörde dem Zusammenschluß keine Steine mehr in den Weg legen wird.

Nach der Fusion wird das neue Unternehmen Ende Juni an die Börse gebracht. Insgesamt sollen 34,5 % der Aktien an Investoren verkauft werden, der große Rest verbleibt bei den drei Mutterfirmen der Partner. Die Deutschen werden mit ihrem Anteil von 30 % auch in Zukunft eine wichtige Rolle im europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern spielen. Der bisherige Dasa-Chef Rainer Hertrich wird gemeinsam mit dem Franzosen Philippe Camus die Führung des Branchenriesen übernehmen. Betreut wird der Börsengang der EADS von einem internationalen Bankenkonsortium. Dazu gehören die Deutsche Bank, Goldman Sachs, Flemings, BNP-Paribas, Banco Santander Central Hispano, Société Générale und ABN Amro Rothschild. ABN Amro Rothschild wird in diesem Konsortium die Sprecherrolle übernehmen, Flemings soll nach Angaben der beteiligten Unternehmen der Finanzberater der EADS werden.

Quelle: GoingPublic-Magazin 5/2000, S. 71.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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