Im Monat Mai legte die Differenz zwischen US-Importen und -Exporten sogar geringfügig um 0,5 % auf knapp 42 Mrd. US-$ zu. Die US-Handelsbilanz zeigt bislang keinerlei Anzeichen einer Trendumkehr, obwohl der US-$ gegenüber dem Euro in diesem Jahr weiter deutlich abgewertet hat, wenngleich die Höchststände von fast 1,20 US-$ für einen Euro nunmehr schon wieder etwas entfernt liegen.

Das Dollar-Euro-Verhältnis wird zwar hierzulande stark beachtet, für die US-Handelsbilanz ist sie jedoch kaum von Relevanz. Denn der Anteil des US-Handels mit dem Euroraum macht gerade einmal nur ca. 15 % aus.

Auf Japan entfallen weitere 15 % und auf China 20 %, des weiteren zahlreiche kleinere asiatische Partner, mit denen die USA ebenfalls ein Handelsbilanzdefizit pflegen. Der wichtige Unterschied: Japan hält dank permanenter Notenbankinterventionen seine Währung künstlich schwach, die chinesische Währung ist ohnehin an den US-$ gekoppelt und zahlreiche asiatische Währungen sind es de facto ebenso oder aber sie haben mit abgewertet. Zu erkennen sehr schön daran, daß die Währungsreserven der asiatischen Länder weiterhin zulegen, und nicht abnehmen, weil sie ihre eigene Währung drücken. Von Diversifikation in Euro als Reservewährung kann noch kaum die Rede sein.

Das bedeutet, daß die aktuelle Dollarschwäche gerade einmal 15 % des US-Handelsbilanzdefizits zu lindern in der Lage ist, zuzüglich des Handels mit Kanada und Mexiko, doch wird der wiederum reglementiert. Die Prognose fällt daher klar aus: Die Diskrepanz zwischen Importen und Exporten wird sich von Währungsseite praktisch überhaupt nicht zurückbilden. Das Gerede, daß die US-Exportwirtschaft vor dem Hintergrund des schwächeren US-$ (aber eben nur schwächer gegenüber dem „unwichtigen“ Euro) profitiert, ist kurzsichtig und verfehlt.

Es kann sich also nichts ändern an der schwachen US-Handelsbilanz auf der Exportseite. Bleiben mithin die Importe. Ein Rückgang der Importe wiederum ist nur denkbar, wenn sich die US-Konsumenten einzuschränken bereit wären. Im Moment wird von Politik und Notenbank in konzertierter Eintracht alles getan, um exakt das Gegenteil zu bewirken oder aber zumindest das übersteigerte Niveau künstlich aufrecht zu halten. Die Alternative dazu wäre das Ende der derzeit wieder einmal viel zu hoch fliegenden Konjunkturhoffnungen hinsichtlich der US-Wirtschaft. Das Minus in der Handelsbilanz von in diesem Jahr über 500 Mrd. US-$ und damit 5 % des Bruttoinlandsprodukts wird jedoch früher oder später seinen Tribut fordern. Bei jedem anderen Land wäre schon längst der Internationale Währungsfonds eingeschritten.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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