Die Hauptursache für diese Entwicklung ist dabei keineswegs ein sich zu Ungunsten des aktiven Fondsmanagements entwickelnder ideologischer Glaubenskrieg der Anleger, sondern vor allem ein Strukturproblem der aktiven Fondsbranche: Nahezu 75% aller aktiv gemanagten Investmentfonds auf dem Markt gelingt es nach Abzug der Gebühren nicht, ihre Vergleichsindizes zu schlagen. Die Angst vieler aktiver Fondsmanager, dem Markt hinterherzuhinken, ist häufig stärker ausgeprägt als der Wunsch, den Markt zu übertreffen. Die Folge davon sind magere Performanceergebnisse, die die höheren Kosten für Research, Fondsmanager, Verwaltungs- und Transaktionsgebühren nur selten rechtfertigen. Dies führt zu einer steigenden Popularität passiver Fonds, die zwar im Hinblick auf mögliche Gewinne weit unterhalb der Möglichkeiten aktiv gemanagter Fonds bleiben, aber dafür kostengünstiger sind. Großanleger und Pensionsfonds nutzen daher vermehrt diese Anlagekategorie, weil die Überwachung ausgelagerter aktiver Managementleistungen durch Zunahme strengerer aufsichtsrechtlicher Vorschriften sich hier als besonders aufwendig und damit kostenintensiv erweist.

Dabei ist es keineswegs so, dass das aktive Fondsmanagement kein rentables Investmentfeld mehr darstelle. Das Gegenteil ist der Fall, wie sich anhand der Ergebnisse zahlreicher aktiv gemanagter Fonds aufzeigen lässt. Der Grundtenor eines erfolgreichen Anlagestils liegt dabei in einer klaren Abweichung von der Benchmark, was durch Einzeltitelauswahl (Stock-Picking) auf Grundlage von Fundamentalanalysen einzelner Unternehmen realisiert werden kann. Durch gezieltes Investieren in Aktien einer bestimmter Gesellschaft, eines bestimmten Marktes oder Sektors lassen sich auf diese Weise über einen Zeitraum von 3–5 Jahren beträchtliche Benchmarkabweichungen erzielen, die wiederum zu beträchtlichen Fondsgewinnen führen. Dabei können die auf effektives Stock-Picking ausgerichteten Anlageprozesse je nach Fondsart unterschiedlich ausgestaltet werden. So fokussieren sich manche Fonds beispielsweise auf einen marktgegenläufigen (contrarian) Ansatz, der dem Herdentrieb vieler Anleger entgegenwirkt und zu teuer gewordene Einzeltitel abbaut oder unterbewertete Aktien in den Fondsbestand aufnimmt. Andere Fonds identifizieren gesellschaftlich relevante Themen wie Demographie oder Vermögensanlagen und analysieren daraufhin dann die betreffenden Unternehmen. Die unterschiedlichen Ansätze können auch mehr oder weniger stark miteinander kombiniert werden. Durch maßgeschneiderte quantitative Modelle für bestimmte Fonds kann dann eine Auswahl der bestmöglichen Titel erfolgen.

Vor diesem Hintergrund erweist sich sogar die steigende Popularität für das passive Management seitens vieler Anleger als durchaus vorteilhaft für aktives Fondsmanagement: Denn je mehr Kapital im Rahmen von passiven Investmentfonds analog zum Markt oder zur Benchmark investiert wird, desto mehr werden unterbewertete Aktien außer Acht gelassen werden, was die Chancen für Über- bzw. Unterbewertung einzelner Aktientitel (Marktungleichgewichte bzw. Marktineffizenzen) beträchtlich erhöht. Aktive Manager suchen aber gerade nach diesen Marktineffizienzen, um eine Abweichung von der Benchmark und damit hohe Gewinne zu realisieren. Beherzigt man diese Grundsätze, stehen den Anlegern ertragreiche Ernten mit aktiv gemanagten Fonds bevor.

Von Susanne Hellmann, Geschäftsführerin, ING Investment Management Germany

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 1/2010

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