Den erst in naheliegend Hongkong, dann Singapur angestrebten zweiten Börsengang hat Club-Eigentümer Malcolm Glazer ganze zwölf Monate garen lassen, bis ihm der neue JOBS-Act von US-Präsident Obama über den Prospektweg lief: Jumpstart our Business Startups (kurz: JOBS) ist eine genauso gutgemeinte wie handwerklich unausgereifte Einladung an Börsenkandidaten, die sämtliche Errungenschaften der letzten zehn Jahre seit Sarbanes-Oaxley mehr als zurückzudrehen vermag.

Foto: Manchester United

US-Investor Malcolm Glazer hatte den Traditionsklub 2005 über- und anschließend von der Börse in London genommen. Dem 84-jährigen Sportklubsammler gehö ren auch die Tampa Bay Buccaneers (American Football), deren Stern just in dem Moment zu sinken begann, als Glazer vor knapp zehn Jahren erste Positionen in Man United aufbaute. Ein Jahr zuvor hatten die Buccaneers gerade noch ihren ersten Super Bowl gewonnen und doch irgendwie ausgespielt. Insider vermuten, dass Glazer Budgettöpfe auf sein neues Spielzeug umlenkte, um die Schuldenlast seines rund 1,5 Mrd. USD teuren Einkaufs zu reduzieren. Man United wurden 850 Mio. USD an Schulden aufgeladen, von denen auch heute noch ca. 500 Mio. USD übrig sind.

Der Börsengang in den USA bewertet Man United mit knapp über 2 Mrd. USD. Kaufpreis plus Zinsdienst der vergangenen sieben Glazer-Jahre weisen ein Nullsummenspiel aus. Allerdings bleibt vage, wie viel Glazer an Geldern zwischenzeitlich rausgezogen hat, z.B. durch die letzte „Refinanzierung“ Mitte 2010, im Zuge derer mehr als 100 Mio. GBP verschwunden sein sollen. Im Rahmen der neuerlichen Börsennotiz unter Bedingungen, angesiedelt unterhalb derer z.B. des Entry Standards, wird das sicherlich nicht mehr so schnell aufzuklären sein. Beruhigend auch zu wissen, dass gleich sechs Sprösslinge des Klub-Moguls sich um die Geschicke der Red Football LLC (noch nie gehört? – das ist die Muttergesellschaft) kümmern: fünf Söhne und eine Tochter.

Was ist nun die Pointe dieser leidvollen Geschichte? Die ist zum Einen, dass Papa Glazer oberflächlich betrachtet Steuer-Arbitrage vorgeworfen wird. Tatsächlich aber erhöht sich seine Steuerquote. In Wirklichkeit handelt es sich um eine regulatorische Arbitrage („Race to the Bottom“) – wohl das erste Opt-in seiner Art, wie Experten herausfanden, ursprünglich entworfen, um US-Unternehmen wie Tyco etc. davon abzuhalten, off – shore zu gehen, um Steuern zu sparen. Mit dem umgekehrten Weg hat ja nun wirklich niemand gerechnet. Und zum Zweiten die Erkenntnis, dass mit Sportinvestments trotz aller Alltags-, Bauern- und Investmentschläue partout kein Staat zu machen ist. Im Falle Glazer, Abramowitsch & Co. ist das ein gutes Signal: Spaß am Geld verlieren? – ja, bitte!

Falko Bozicevic

Ursprünglich erschienen im GoingPublic Magazin 8-9/2012

 

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