Wenn Italiens Kick-Ikone Francesco Totti während der Europameisterschaft seinen Gegenspieler hinreichend mediengerecht anspuckt, ist das für seine persönlichen Sponsoren und jene der Nationalmannschaft eine mittlere Katastrophe. Die ganz großen Werbe-Gaus geschehen indes im Zusammenhang mit Doping, und die „Hall of Shame“ der nicht nur bei Olympia erwischten Athleten ist überfüllt. Kritiker, die schon lange nicht mehr an das Wahre, Schöne und Gute im Sportler glauben, bezeichnen Doping als 28. Disziplin der Spiele.

Nun sind bereits im Vorfeld die ersten Sportler aufgeflogen, und zwar keineswegs minderbemittelte Amateure aus Bananenrepubliken, deren Know-how nicht ausreicht, die Dopingfahnder zu überlisten. Sondern Sportler wie Baseball-Spieler aus Griechenland, Leichtathleten aus den USA oder Radrennfahrer aus der Schweiz. Man muß nicht zu den Pessimisten gehören um vorauszusagen, daß es wieder zu spektakulären Vorkommnissen kommen wird. Dafür garantiert schon die Tatsache, daß Gewichtheben, Kugelstoßen und der 100-Meter-Sprint nach wie vor im Programm sind.

Die fortschreitende Kommerzialisierung begünstigt tendenziell den Einsatz leistungssteigernder Mittel, da sich das Chancen/Risiko-Verhältnis für Doper verbessert. Auswirkungen von Dopingfällen auf Investments sind in vielfältiger Weise denkbar. Fernseh-, Internet- oder Merchandisingrechte können dramatisch an Wert verlieren, Ausrüster ihre Zugpferde verlieren und Unternehmen in eine bestimmte Schublade eingeordnet werden. Festina zum Beispiel wird immer in einem Atemzug mit dem großen Tour de France-Dopingskandal von 1998 genannt.

Anleger, die ansonsten den Sportteil nicht zu goutieren pflegen, sollten zumindest für die Zeit, in denen die Jugend der Welt in Athen den Obliegenheiten der einzelnen Disziplinen zu genügen versuchen, positive A-Proben umgehend zur Kenntnis nehmen und im Zweifelsfall nicht zu lange an das Gute im Sportler glauben.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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