Die am Neuen Markt notierten horizontalen Portale wie Endemann, Web.de und Lycos Europe werden sich auf die veränderte Situation einstellen müssen. Profitieren wird von diesem Trend ohne Zweifel die Antwerpes AG: Ihr vertikales Portal DocCheck spricht nur medizinisches Fachpersonal an.

Medizinische Fachinformationen dürfen in Deutschland ausschließlich qualifiziertem Personal zugänglich gemacht werden. Von dieser gesetzlichen Vorschrift profitiert die Antwerpes AG, die mit doccheck.de ein Portal für Mediziner betreibt. Jeder DocCheck-Nutzer muß sich vor der Nutzung registrieren und einen Nachweis für seine Qualifikation erbringen. Erst dann kann er die Informationen über Arzneimittel etc. abrufen. Über 35.000 registrierte Nutzer verzeichnet DocCheck derzeit. Ein Kleinanzeigenmarkt und die MediMall, ein Online-Shop für medizinischen Fachbedarf, ergänzen das Portal. Vor dem Hintergrund der beginnenden europäischen Expansion stehen die Chancen für DocCheck und die Antwerpes-Aktie gut.

Ingo Endemann vereinte seine drei wenig bedeutenden Suchmaschinen „eule.de“, „spider.de“ und „aladin.de“ unter dem Dach der Endemann Internet AG und brachte so im März 1999 die „erste deutsche Suchmaschine“ an die Börse. Doch die drei Suchmaschinen spielen am deutschen Markt keine große Rolle mehr. Daher versucht das Unternehmen mit dem Aufbau von vertikalen Portalen, wie dem Frauen-Portal bellissima.de oder der neuen Suchmaschine abacho.com neue Nutzer zu gewinnen. Doch die Profitabilität des Unternehmens stammt nicht aus dem Internet-Geschäft: Außerordentliche Erträge aus dem Beteiligungsverkauf hievten das 99er-Ergebnis in die schwarzen Zahlen.

Seit dem IPO im Februar konnte Web.de die Page Impressions von 55,6 Mio. im Januar auf über 108 Mio. im März mehr als verdoppeln. Noch gehen die Expansionspläne auf: Jeden Monat eröffnet Web.de ein neues Angebot, Anfang Mai konnte das Unternehmen die Akquisition der Softwareschmiede System Design und des Werbevermarkters Hipp Media bekanntgeben. Ziel ist es, über das Portal möglichst viele Internet-Nutzer anzuziehen, die durch e-Commerce-Umsätze auf Partner-Sites Provisionen für das Unternehmen generieren. Web.de will sich allerdings nur auf den deutschen Internet-Markt konzentrieren. Ob diese nationale Strategie jemals die aktuelle Bewertung rechtfertigt, ist fraglich. Sollten in Zukunft die Abrufzahlen konsolidieren – wie im April geschehen – werden sich Web.de-Aktionäre auf stürmische Zeiten einstellen müssen.

Lycos Europe hatte gute Aussichten, zu einem Highflyer am Neuen Markt zu werden. Die aus einem Joint Venture von Bertelsmann und Lycos Inc. entstandene Gesellschaft betreibt neben dem Portal Lycos auch Suchmaschinen wie Fireball und die Community Tripod. Mit Commundo bietet man zusätzlich einen günstigen Internet-Zugang an. Im März erreichte das Unternehmen über 2,5 Mio. Besucher. Und Commundo konnte bereits nach sechs Monaten die Nutzerzahl auf über 1 Mio. steigern. Der hohe Ausgabepreis und die kräftig Korrektur an der Nasdaq führten allerdings dazu, daß sich Lycos Europe zu einer „lahmen Ente“ entwickelte. Selbst bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von 3,8 Mrd. Euro ist Lycos Europe, trotz der guten Aussichten ein führender Player im europäischen Internet-Markt zu werden, schlicht zu teuer.

Quelle: GoingPublic Sonderausgabe E-COMMERCE, S. 36. Die insgesamt 128 Seiten umfassende Ausgabe bietet neben Branchentrends ausführliche Analysen zu sämtlichen e-Commerce-Werten des Neuen Marktes. Einzelhefte sind im Bahnhofsbuchhandel und gut sortierten Zeitschriftenhandel zum Preis von 19,80 DM erhältlich. Im Internet können diese unter http://www.goingpublic-online.de/sa bestellt werden. Abonnenten des GoingPublic-Magazins haben die Ausgabe bereits im Rahmen ihres Abonnements kostenlos erhalten.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin