In erster Linie sind es die virtuellen Handelsunternehmen, die durch hohe Verluste von sich reden machen. Vielen Online-Händlern, die den Weg an die Börse schaffen bzw. geschafft haben, geht so langsam die Luft aus. Der Grund: Im schlechten Börsenumfeld lassen sich kaum Kapitalerhöhungen durchsetzen, die eigentlich dringend gebraucht werden. Schließlich müssen Unsummen in Werbe- und Marketingaktivitäten investiert werden, denn wie auch der Offline-Gilde Coca-Cola, McDonalds usw. bleibt den Online-Strategen eines nicht erspart: Der teure und mühsame Aufbau einer Marke. Dazu hohe Investitionen in Software, Technik sowie Personal, die dafür verantwortlich sind, daß tiefrote Zahlen auf Jahre hinaus vorprogrammiert sind.

                   

Doch warum wurde dies über mehrere Jahre von der Börse klaglos akzeptiert, ja sogar euphorisch bejubelt und bewundert? Der Grund hierfür dürfte im vielziterten „window of opportunity“ liegen. Bei den ersten Unternehmen einer Branche ist die Börse zunächst immer bereit, hohe Bewertungen zu bezahlen. Dies, so die Herausforderung für die Vorstände, gilt es allerdings schnellstmöglich in eine dominierende und profitable Stellung am Markt umzumünzen. Ein Beispiel für solch eine konsequente Strategie ist das Online-Auktionshaus eBay. Wer dies nicht auf absehbare Zeit schafft, dem wird es so gehen wie den Spielzeug-Sites der Mediengiganten Viacom und Walt Disney. Redrocket.com und Toysmart.com mußten mangels Erfolg die Pforten schließen. Am Primärmarkt sieht es nicht viel besser aus. Versuche, als zwanzigster Online-Bookstore an den Markt zu gehen, scheitern gnadenlos. Auch die Zeiten für Kapitalerhöhungen etablierter Sites stehen schlecht. Wer es bis jetzt nicht geschafft hat, so ganz offensichtlich die Meinung der Börse, dem ist nicht mehr zu helfen. Auch nicht mit noch mehr Kapital. Die insgesamt eher schlechte Börsenstimmung für so manchen Absturz verantwortlich zu machen, wäre ein Fehler. Das Fenster ist ganz einfach zu!

Das Leid der einen ist die Chance der anderen. Traditionelle (Offline-) Einzelhändler haben nun die Chance, preiswert an technisches Know-how und Online-Erfahrung zu gelangen. Eine Vielzahl an Mergers und Akquisitionen zwischen „old economy“ und „new economy“ ist daher in den nächsten Monaten zu erwarten. Denn über ein Asset verfügen einige Online-Stores mit Sicherheit: eine zumindest ansatzweise vorhandene Online-Marke mit entsprechendem Kundenstamm.

Den vollständigen Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe 4/2000 der Zeitschrift „Aktienkultur + BVH News“, S. 24 und 25.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

                           

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