Eigentlich darf eine solche Korrektur an den Märkten nicht verwundern, denn immerhin war in den letzten drei Monaten besonders am Neuen Markt bei einem Indexplus von über 50 % viel Geld zu verdienen.

Doch es wäre zu einfach, diesen Kursrückgang nur auf Gewinnmitnahmen zu schieben. Die alte Börsenweisheit, daß die Kurse an der Börse von genau 3 wichtigen Faktoren beeinflußt werden – nämlich von den Zinsen, den Zinsen und drittens den Zinsen – scheint wieder in den Blickpunkt der Investoren zu rücken. Besonders Wachstumswerte, so die gängige Denkweise, leiden unter höheren Anleiherenditen, weil die Bewertungsmodelle von vielen Anlegern mit steigenden Zinsen einen immer niedrigeren fairen Preis für diese Aktien errechnen. Fast unbemerkt ist die Umlaufrendite im letzten Jahr auf über 5 % geklettert und sorgt nun für immer stärkere Unsicherheit bei den Anlegern.

Andererseits bietet die Hoffnung auf ein deutlich anziehendes Wirtschaftswachstum Grund zum Optimismus. Die (noch nebulöse) Steuerreform und die starke Nachfrage aus dem Ausland sollten allmählich auch die Inlandskonjunktur beleben. Dies wiederum würde den Grundstock für steigende Unternehmensgewinne und damit auch anziehende Börsenkurse legen.

Wie geht es nun also weiter mit unseren High-Tech-Aktien? Viele Analysten empfehlen nach größeren Kurskorrekturen gerne, die verbilligten Aktien „aufzusammeln“ oder mit „Abstauberlimits“ vielleicht sogar noch billiger in den Markt zu kommen. Allerdings bedeutet eine solche Empfehlung im Klartext: Greifen Sie in das fallende Messer! Nun, einen großen Standardwert antizyklisch zu kaufen und anschließend 5 Jahre liegen zu lassen, mag unter Umständen sinnvoll sein. Ein zuvor explosiv gestiegener Wachstumstitel hingegen kann im Einzelfall auch eine sehr lange auf solch einem niedrigeren Kursniveau verweilen.

Würde sich Endemann!! beispielsweise im Kurs halbieren, so wäre die Aktie noch immer mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) auf Basis des Jahres 2001 von fünf bewertet. Denn auch wenn für einen Suchmaschinenbetreiber eine hohe Bewertung angemessen erscheint, so greifen die Anleger in unsicheren Zeiten doch lieber zur konservativ bewerteten Aktien. Dafür bieten sich neben den MidCap-Titeln des MDAX auch durchaus Werte aus dem Neuen Markt an. So sind die Kurssteigerungschancen bei Augusta oder W.E.T. zwar nicht spektakulär, bei KGVs von unter 15 auf Basis der Gewinne des Jahres 2001 ist das Verlustrisiko allerdings auch begrenzt.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin