Sollten es die G7-Staaten schaffen, mit einer konzertierten Aktion den Euro und damit den gesamten europäischen Kapitalmarkt zu neuem Leben zu erwecken? Die Geschichte des Euro ist eine Geschichte von geplatzten Träumen und Hoffnungen und vielen Schmerzen. Seit seiner Einführung am 4. Januar 1999 kannte er nur eine Richtung und die lautete „Abwärts“. Hoch gelobt und tief gefallen, so könnte man die bisherige Entwicklung des Euro in wenigen Worten zusammenfassen. Den europäischen Staaten und insbesondere der EZB war dies natürlich ein Dorn im Auge, drohte der Verfall der neuen Einheitswährung doch das zarte Pflänzlein Konjunkturaufschwung mit einer durch gestiegene Importpreise immer stärker werdenden Inflationsgefahr zu ersticken. Dieser Bedrohung hätte nur mit kontinuierlich höheren Zinsen begegnet werden können. Das aber wiederum ist Gift für die in einem Aufschwung so wichtige Ausdehnung der volkswirtschaftlichen Investitionsaktivitäten.

Der Alleingang der europäischen Zentralbank bei der ersten Intervention war nur ein Sieg von kurzer Dauer. Gnadenlos demonstrierten die Akteure der weltweiten Märkte, wo sie den Euro sehen wollten.

Nun aber wurde die Phalanx der Institutionen, die gegen eine weitere Abwertung der europäischen Währung vorgehen wollen, gestärkt. Die Notenbanken der USA, Großbritanniens, Kanadas und Japans beschlossen zusammen mit der EZB ein gemeinsames Vorgehen. Noch am vergangenen Freitag startete die erste Intervention. Eingesetzt wurde ein einstelliger Milliardenbetrag. Das sorgte für Überraschung, hielt aber nicht lange und dürfte daher eher als Symbol der G7-Staaten für die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit ihres Vorhabens zu werten sein. Schließlich ist es klares Ziel, den Verfall des Euro zu stoppen und ihn auf ein Bewertungsniveau zurückzuhieven, das das wirtschaftliche Potential Europas weniger mangelhaft zum Ausdruck bringt als derzeit. Weitere Interventionen werden daher auch von EZB-Chef Wim Duisenberg in Erwägung gezogen, sollte sich der Euro-Kurs nicht wie gewünscht entwickeln.

Falls der Euro nun das Tal der Tränen wirklich durchschritten haben sollte, könnte das den Funken Hoffnung am europäischen Kapitalmarkt erzeugen, der die Initialzündung zu einem neuen Anstieg der europäischen Aktien-Indices in Europa liefert. Grund dafür wären niedrigere Importpreise, eine damit einhergehende reduzierte Inflationsgefahr, die wiederum weitere Zinsanhebungen unnötig macht.

Aber ganz so rosig, wie es auf den ersten Blick scheint, ist es nicht, denn damit die Trendumkehr beim Euro-Kurs tatsächlich stattfindet, müssen weitere Interventionen folgen, bzw. müssen EZB und Konsorten glaubwürdig versichern, daß weitere massive Interventionen folgen könnten. Ein nachhaltiger Anstieg des Euro, vielleicht sogar über das Paritäts-Niveau hinaus, scheint daher unwahrscheinlich, denn die EZB ist nicht an steigenden Aktiennotierungen interessiert, sondern vornehmlich an der Erhaltung des Geldwertes. Die USA wünscht sich einen starken Euro noch viel weniger, denn der würde nur  den Wegfall des inflationshemmenden Effektes bedeuten – für die heißgelaufene US-Wirtschaft eine ernste Gefahr.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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