Viel zu lachen hatten die europäischen Währungshüter in der letzten Zeit wirklich nicht. Der Euro taumelte von einem Tief zum nächsten. Von Parität war schon lang keine Rede mehr – bis auf einen Kurs von 0,83 US-$ rutschte der Euro ab. Geredet wurde viel in der Zeit, heftigst debattiert sogar, nur geholfen hat es wenig. Politiker wie auch Ökonomen stellten sich „schützend“ vor den Euro, erklärten, daß die Fundamentaldaten im Euroraum dem Kursverfall widersprechen würden, dieser rational nicht begründbar sei. Von einer krassen Unterbewertung war die Rede bis zu 30 % schätzte man und von einem hohen Aufwärtspotential.

Die EZB versuchte ihr Bestes, nur was das nun letztlich sei, war lange Zeit nicht so richtig klar. Letztlich entschied man sich aber für Interventionen am Devisenmarkt und feuerte mal mit, mal ohne die Unterstützung anderer Notenbanken einige hundert Millionen US-$ auf den Markt. Die Kritik an dieser Strategie ließ nicht lange auf sich warten, doch im nachhinein scheint die EZB mit ihrem Vorgehen gar nicht so falsch gelegen zu haben: Ob die Mittel richtig gewählt waren, darüber kann man streiten, aber der Zeitpunkt war es ganz bestimmt.

Wim und seine Mannen haben es geschafft, den Euro so lange vor einem weiteren Abrutschen zu bewahren, bis die rettende Nachricht aus Übersee kam. Alan Greenspan war es, der dem Euro indirekt neue Kraft einflößte. Er hatte in seiner Ansprache darauf hingewiesen, daß sich eine Abkühlung der amerikanischen Konjunktur andeute. Dies wurde auch durch die US-Produktivitätszahlen des dritten Quartal belegt, die saisonbereinigt ohne Berücksichtigung des Agrarsektors um 3,3 % stiegen. Im zweiten Quartal waren es noch 6,1 % gewesen. Das alles setzte den Dollar unter Druck und sorgte für ein Erstarken des Euro.

Nun hat ein schwächerer Dollar einige Vorteile. Er führt den Wechselkurs näher an tatsächliche Kaufkraftverhältnisse, internationale Wettbewerbsverzerrungen werden aufgelöst und das US-Leistungsbilanzdefizit kann mittelfristig wieder auf ein vertretbares Maß sinken. Auch dem Euro brächte ein schwächerer Dollar einige Vorteile, denn eine Stärkung des Euro könnte die Konjunkturaussichten verbessern, durch fallende Importpreise würden die Inflationsgefahren gesenkt und der EZB damit eine expansivere Geldpolitik ermöglicht.

Trotzdem, ein Anstieg des Euro kann seine positiven Effekte nur entfalten, wenn der Anstieg nicht zu schnell vonstatten geht. Eine rapide Abschwächung des Dollar bzw. das Szenario einer harten Landung der US-Konjunktur einhergehend mit starken Einbrüchen an den Aktienmärkten könnte unangenehme Folgen für die gesamte Weltwirtschaft nach sich ziehen.

So richtig aufhören wird das Zittern um die Entwicklung des Euro wohl nicht. Nach der Angst vor dem Verfall kommt nun die Angst vor einem zu hohen Anstieg. Doch dieses Szenario muß nicht zwangsläufig eintreten. Greenspan hat seinen Job als US-Währungshüter bisher sehr gut erledigt. Dafür, daß er das auch zukünftig schafft, spricht einiges. Wenn darüber hinaus noch die Notenbanken der G7-Staaten mit gemeinsamen und vorausschauenden Aktionen den Devisenmarkt im Zaum halten können, dann stehen die Chancen für eine Renaissance des Euro gar nicht schlecht.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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