Die Nutzung der Produktpalette des Nachrichten- und Informationskonzerns Reuters. Denn wie das britische Unternehmen jetzt bekannt gab, wird es in den nächsten vier Jahren 818 Mio. Euro investieren, um seine Dienste via Internet auch dem privaten Anwender zugänglich zu machen.

Die neue Internetstrategie wurde gemeinsam mit den Geschäftszahlen des Jahres 1999 bekannt gegeben. Diese lagen im Rahmen der Erwartungen. Beim Umsatz legte der Konzern um 4 % auf 5,04 Mrd. Euro zu, das Gesamtergebnis der Reuters-Gruppe konnte um 9 % auf 1,03 Mrd. Euro gesteigert werden.

Die Internetstrategie sieht vor, die Informationsdienste vollständig über das Internet zu vertreiben. Reuters will dabei zwei verschiedene Plattformen anbieten: Die Web-Seite Reuters.com soll zu einem Finanz-Portal ausgebaut werden, durch das private Anwender zu den Informationsdiensten gelangen. Einige Dienste werden gratis, einige Produkte werden kostenpflichtig angeboten. Die Produkte des bisherigen Hauptgeschäftsfelds, das Bereitstellen von Informationen und Handelssystemen für professionelle Nutzer wie z. B. Banken (Reuters Financial), sollen nun ebenfalls über das Internet vertrieben werden. Neben der Möglichkeit, nun auch der breiten Anlegerschaft die Informationsdienste anzubieten, ergeben sich für Reuters auch erhebliche Kosteneinsparungspotentiale. So sollen bis 2002 jährlich Kosten von 245 Mio. Euro eingespart werden.

Die Ausrichtung auf das Internet wird mit einer Umstrukturierung des Unternehmens einhergehen. So soll der Reuters-Konzern in Zukunft in nur noch drei Teile gegliedert sein: Reuters Financial beinhaltet die Bereiche Trading Systems und Financial Information, unter Reuterspace wird der bisherige Bereich Ventures zusammengefasst, der alle Aktivitäten außerhalb des Kerngeschäfts umfaßt. Als drittes Standbein wird die Tochter Instinet operieren.

Dabei erscheint es aber durchaus möglich, daß Instinet als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht wird. Instinet ist Reuters Aktienhandels-plattform, die bisher nur für institutionelle Anleger angeboten wurde. Mit der Neuausrichtung des Vertriebes wird zum ersten Mal auch der Kleinanleger angesprochen, seine Papiere über dieses System zu handeln. Hierin birgt sich enormes Wachstumspotential. Um dieses nützen zu können, sollte sich vor allem die Vorreiterrolle, die Instinet bei den elektronischen Handelsplattformen besitzt, als Vorteil erweisen.

Auch die Beteiligungssparte Greenhouse-Fund wird wohl an die Börse gebracht werden. Diese Absicht bestätigte CEO Peter Job. Der Greenhouse-Fund hält Beteiligungen an börsennotierten Internet-Unternehmen wie Yahoo! oder Infoseek sowie an vorbörslichen Start-Up-Firmen. Von den derzeit 38 Beteiligungen weisen allein die Anteile an den börsennotierten Firmen einen Wert von 716,6 Mio. Euro auf.

Mit der neuen Internetstrategie wendet sich Reuters von der bisher nahezu 150 Jahre alten Ausrichtung ab, seine Dienste nur professionellen Nutzern anzubieten und geht neue Wege in den Weiten des Internets. Daß dies ein kostspieliger und risikoreicher Weg wird, ist sicher. Aber die Börse gibt sich optimistisch: Die Aktien von Reuters notieren in Regionen, die man sich vor einigen Wochen noch nicht erträumt hätte. Der Kurs hat sich seit November 1999 mehr als verdoppelt und schloß heute bei 23,50 Euro. Und sollte sich der neu eingeschlagene Weg als Erfolg erweisen, wird der Kurs vielleicht in noch ganz andere Regionen vorstoßen.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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