Das letzte Jahr geht als eines der Börsenjahre mit den massivsten Kursverlusten in die Geschichte ein, unabhängig vom jeweiligen Marktsegment. Doch damit nicht genug. Auch die Firmenpleiten hatten und haben Hochsaison. In diesem Jahr soll es allerdings noch schlimmer werden, was diesen Punkt betrifft. Es sei mit noch mehr Pleiten börsennotierter Unternehmen zu rechnen.
Wenig überraschend kam dem Neuen Markt im letzten Jahr eine entscheidende Bedeutung zu, was das Thema Kursverluste und Wertvernichtung anbelangt. Die DSW vergibt Punkte für die Performance in verschiedenen Betrachtungszeiträumen. Die maximal erreichbare Punktzahl ist 1.000, das Negativum liegt entsprechend bei -1000.
Die Wertvernichterliste des Neuen Marktes liest sich wie ein Who-is-who der Insolvenzkandidaten. Brokat, Kinowelt und Micrologica haben es schon vollbracht oder stehen nicht weit davon entfernt. Diese drei wies die DSW als Top-Kapitalvernichter aus. Mit Intershop liegt ein Nemax-50-Titel auf Rang 5 – und gerade heute drifteten die Aktien in den Penny Stock-Bereich unter 1 Euro ab. Angesichts der jüngsten Entwicklung bei Intershop im Verbund mit der angespannten Finanzsituation würde es nicht verwundern, wenn die Papiere bei der nächsten Veröffentlichung sogar den Spitzenplatz in der Negativliste einnähmen. Weitere verglühte Sternchen aus dem Auswahlindex sind ehemalige Highflyer wie Pixelpark oder EM.TV. Ex-Börsenliebling Brokat vollbrachte im übrigen das Kunststück, die unsägliche Punktesumme von exakt -1.000 auf sich zu vereinen!
Bereits vor einem Jahr warnte die Schutzvereinigung, daß die einst schöne heile Welt des Neuen Marktes unverkennbare Risse erhalten habe – damals konnte man das Ausmaß der kommenden Entwicklung wohl erst nur erahnen. Es fiel allerdings schon auf, daß die Zeit vom Börsengang bis zur ersten Gewinnwarnung immer kürzer werde. Das Neue Markt-Unternehmen ad pepper sorgte hier mit nur vier Wochen „Inkubationszeit“ für einen traurigen Rekord.
“Für Aktionärssprecher gibt es auf den Hauptversammlungen einiges zu tun“, so das Statement vor einem Jahr, und für dieses dürfte es kaum anders ausfallen. Mit einem Seitenhieb ironisierte die DSW die Welt der Wachstumsunternehmen, die in vielen Fällen keine mehr sind: „Die jungen Manager müssen erst noch verstehen, daß in der Marktwirtschaft zu bestehen nicht heißt, seinen Sportwagen unfallfrei zu fahren“.
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