Anfang vom Ende – oder Ende des Anfangs?
Das klingt zunächst einmal nicht sonderlich erbaulich. Problem: „Niemand weiß so wirklich, wer das Rennen macht – und das macht alle nervös“, konstatiert Schnyder. Worauf er Wert legt: Man müsse Spekulationsblase und Technologieblase sauber auseinanderhalten.

Spekulationsblasen nämlich markieren das Ende eines Zyklus, Technologieblasen dagegen seinen Beginn. Egal, ob Auto, Eisenbahn, Kühlschrank, Radio oder Personal Computer: Zuerst probierten sich viele Hundert Unternehmen an der neuen Technologie, 99% aber scheitern – nur je eine Handvoll kriegt etwas vom anteiligen Hauptgewinn. So explodierte die Anzahl der Internetnutzer erst im neuen Jahrhundert, nachdem die TMT-Blase bereits das Zeitliche gesegnet hatte. Nicht zu vergessen auch, dass die heute dominierenden Player wie Google, Baidu, Alibaba oder PayPal allesamt während oder nach der Dotcom-Blase gegründet wurden – von First-Mover-Startvorteil also weit und breit nichts zu sehen, statt dessen Learning by Doing.

FinTech 3So schürt Schnyder auch keine Illusionen: „Die FinTech-Blase ist der Vorbote einer Disruption, die die Welt mit Sicherheit verändern wird. Es wird eine Menge Geld verbrannt werden – deswegen heißt es Risikokapital – und es werden viele Startups auf der Strecke bleiben.“ Kennt noch jemand Nokia? 2001 weltweit Marktführer bei Handies mit mehr als 1/3 Weltmarktanteil, dann einen Trend verpasst (Touchscreens) und etwas mehr als zehn Jahre später finanziell und strategisch ruiniert. Apple teilt eine allerdings nur beinahe ähnliche Geschichte wie Nokia, bis auf eben das Finale. Doch wer legt eine Hand dafür ins Feuer, dass Apple auch in zehn Jahren noch Innovationsführer innerhalb seiner Branche sein wird?

Fazit
Machen wir uns nichts vor: Wir laufen weltweit in eine Erwartungsblase in Bezug auf sogenannte FinTechs hinein, egal ob schon an, noch nicht an oder weit entfernt von der Börse. Die meisten Unternehmen, die uns heute komfortablere, leichtere und angenehmere Buchungs- und Bezahlmethoden anbieten, wird es in einigen Jahren bereits nicht mehr geben. Bestenfalls werden sie in größere Organisationen aufgesogen. Jeder Anbieter muss seine eigene digitale Strategie entwickeln, Musterlösungen gibt es für kaum einen – oder noch besser: Man muss damit abschließen, zwischen Tech- und non-Tech zu unterscheiden. Die Realität macht keinen Unterschied, welchen Namen man für sie verwendet. In der heutigen Zeit des technologischen Umbruchs funktionieren neue Geschäftsmodelle entweder nie oder wenn doch, dann nur für eine gewisse Zeit. Diese gewonnene Zeit sollte jedes Tech-Startup gut nutzen – denn es wird sie brauchen früher oder später.

Der Artikel erschien zuerst im GoingPulic Magazin 4-2016.

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