In seinem aktuellen Marktkommentar empfiehlt Bo Bejstrup Christensen, Chefanalyst bei Danske Invest, ein Investment in europäische und japanische Aktien und eine Reduzierung von Aktientiteln aus den Emerging Marktes:

Bo Bejstrup Christensen, Danske Invest
Bo Bejstrup Christensen, Danske Invest

„Während des Frühjahrs haben wir unser Aktienexposee ausgebaut und insbesondere in europäische Aktien investiert. Wir meinen jedoch, dass es jetzt an der Zeit ist, Risiken wieder abzubauen, sodass wir als Investoren ein neutrales Risikoprofil erreichen. Wir reduzieren also jetzt wieder die Gewichtung der Aktien in Richtung einer langfristig ausgeglicheneren Verteilung zwischen Aktien und Anleihen.

Aktuell sehen wir insbesondere die Zeit gekommen, Aktienbestände in den  Emerging Markets zu verringern. Bei der Analyse künftiger Ertragsmöglichkeiten müssen aus unserer Sicht besonders folgende drei Themen im Blick behalten werden: Das globale Wirtschaftswachstum, die Finanzsituation in den USA sowie das Wirtschaftswachstum in China.

Möglichkeit von zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr

Wenn wir mit dem globalen Wirtschaftswachstum beginnen, sehen wir,  dass dieses sich in den letzten Monaten, angetrieben durch die USA und China, beschleunigt hat. Obgleich wir auf globaler Ebene keine deutliche Abschwächung erwarten, liegt nach unserer Einschätzung die Zeit eines ständig steigenden Wachstums hinter uns. Wir sehen in den nächsten Monaten keine große Chance für positive Überraschungen und Zuwächse in den Märkten.

Betrachten wir die finanziellen Aspekte, so ist vor allem die Geldpolitik der USA von Relevanz.  Das Wachstum in den USA, das nach unserer Einschätzung momentan bei drei Prozent liegt, wird sich auf diesem Niveau fortsetzen. Somit wird es stark genug sein, dass die US-Notenbank die Zinsen erhöhen kann. Wahrscheinlich nicht nur einmal, sondern zweimal im Laufe des Herbstes.

Wenn wir damit Recht behalten, so ist dies mehr, als der Markt gegenwärtig eingerechnet hat. Dies muss sich in steigenden amerikanischen Zinsen und einem stärkeren Dollar niederschlagen und sorgt erfahrungsgemäß für Probleme bei den Aktien und Währungen der Emerging Markets.

Chinesisches Wachstum weniger rohstoffintensiv

Das Wirtschaftswachstum in China ist nach einem wirklich schwachen ersten Quartal wieder auf etwas über sechs Prozent gestiegen. Der Grund ist eine Kampagne der mäßigen Lockerung. Mit Blick auf die weitere Entwicklung meinen wir, dass die chinesischen Staatslenker mit dem jetzigen Wachstumsniveau zufrieden sind und wir daher mit keinen weiteren positiven Überraschungen aus China rechnen können.

Dies ist wichtig, denn viele Investoren schauen nach China, um sich zu orientieren, wie es im Allgemeinen um die Emerging Markets bestellt ist. Dies ist außerdem wichtig, weil China die Nachfrage nach vielen Rohstoffen in hohem Maße antreibt. Rohstoffe sind wiederum in vielen Ländern der  Emerging Markets für das Wirtschaftswachstum wichtig.

Hinsichtlich China ist unsere Botschaft auch, dass das Wachstum künftig weniger z. B.  durch den Bausektor angetrieben wird, weshalb auch die Rohstoffintensivität des chinesischen Wachstums künftig geringer sein wird.

Betrachten wir dies zusammenfassend, sehen wir ein globales Wachstum und eine amerikanische Zinsentwicklung, die problematisch für die Emerging Markets sind. Daher halten wir das Wachstumspotenzial dieser Region für begrenzt und das Risiko für deutliche Kursverluste schätzen wir höher als normal ein.  Aus diesem Grund verkaufen wir Aktien der Emerging-Markets-Länder.

Europäische und japanische Aktien weiterhin interessant

Aber was machen wir mit der sich daraus ergebenen Liquidität? Obgleich die besten Nachrichten aus Europa hinter uns liegen, meinen wir weiterhin, dass das Wachstum in der Region verhältnismäßig hoch sein wird. Wir rechnen mit ungefähr zwei Prozent und erwarten weiterhin eine längere Zeit der lockeren Geldpolitik. In Kombination mit attraktiven Aktienpreisen halten wir das Ertragspotenzial der europäischen Aktien für interessant.

Wenn wir mit der Annahme eines weiterhin hohen amerikanischen Wachstums und einer Straffung der Geldpolitik Recht haben, wird dies den japanischen Export stärken und die japanische Währung schwächen. Berücksichtigen wir ferner die positiven Nachrichten über die Reformen in Japan, so halten wir auch das Ertragspotenzial japanischer Aktien für interessant.

Fazit: Wir gehen mit einem neutralen Risikoprofil in den Herbst. Wir sind skeptisch hinsichtlich der Aktien der Emerging Markets, wohingegen Japan und Europa unseres Erachtens die Regionen mit den attraktivsten Ertragsmöglichkeiten sind.“

Von Bo Bejstrup Christensen

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