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Das Angebot von DaimlerChrysler-Vorstandschef Schrempp, die Vorstandsbezüge um 10 % zu kürzen, sorgte für weiteren Zündstoff. Einigen ging dies nicht weit genug. Selbst ein Tatort-Kommissar durfte sich im Fernsehen diesbezüglich äußern. Ich frage mich, weshalb ausgerechnet ein Tatort-Kommissar zu einem solchen Thema Stellung nehmen muß. Doch es wurde noch lustiger: Ein ehemaliger Daimler (noch nicht Chrysler)-Vorstand forderte gar ein Einschreiten des Gesetzgebers und eine Begrenzung von Manager-Gehältern. Hallo – ich hatte richtig gehört. Und dies aus dem Munde eines Mannes, der als Konzernlenker – höflich formuliert – nicht gerade ein glückliches Händchen hatte. Die Daimler-Aktionäre hätten ihm wohl eine noch viel höhere Abfindung gezahlt, als die, die Herr Esser erhalten hat, wenn er den Konzern nur früher verlassen hätte. Doch beim größten deutschen Automobilhersteller hat auch der jetzige Vorstand keinen Erfolg mit seiner Beteiligungspolitik. Insofern dürfte sein Gehalt wohl wirklich zu hoch sein. Vielleicht ist er aber auch nicht der richtige Mann auf diesem Posten. Auf der diesjährigen Hauptversammlung wurde er jedenfalls hart gerügt.

Doch viel mehr als Management-Gehälter mußten sich Finanzjournalisten über die IPO-Kommunikation des Börsenaspiraten Epigenomics ärgern. Dementierte das Unternehmen doch rund drei Wochen vor der Erstnotiz – zu einem Zeitpunkt, als Fondsmanager bereits die Research-Studien von Konsortialbanken Medienvertretern zugespielt hatten – die Börsenpläne. Die Kommunikation gegenüber dem GoingPublic Magazin verlief zuvor nach ähnlichem Muster. Die in London ansässige Agentur lud die deutschen Pressevertreter schließlich mit den Worten „Sehen Sie bitte die angebrachte Einladung, die im Namen herausgegeben wird Epigenomics“ zur Emissions-Pressekonferenz ein.

Doch nicht nur Epigenomics, auch Wincor Nixdorf war durch eine zurückhaltende Kommunikation aufgefallen. Die Börsenpläne, über die es zuvor schon Gerüchte gab, wurden mit der Einladung zur Emissions-Pressekonferenz – nur einen Arbeitstag zuvor – öffentlich bekanntgegeben. Der Verdacht liegt nahe, daß in der IR-Abteilung von Börsenkandidaten auch nicht immer die richtigen Leute am richtigen Platz sitzen. Oder liegt es vielleicht nur daran, daß angelsächsische Investmentbanken die IPO-Kommunikation lieber einer IR-Agentur überlassen sollten?

Christian Schiffmacher

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX

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