Die Erstnotiz ist für den 18. Oktober an der Börse Kopenhagen und am Neuen Markt vorgesehen. Die Bekanntgabe der Zuteilung und des Emissionspreises fällt auf den 11. Oktober. Begleitet wird die Emission von der UBS Warburg als Konsortialführer. Außerdem sind die Commerzbank und die Carnegie Bank im Konsortium vertreten. Plaziert werden 6 Mio. Stammaktien. Weitere 0,9 Mio. Aktien stehen im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) zur Verfügung. Bei voller Ausübung des Greenshoe beträgt der Free Float 30,4 %.

Das dänische Unternehmen Genmab A/S wurde im Februar 1999 von der amerikanischen Muttergesellschaft Medarex, Inc. gegründet. Das schnellere und kostengünstigere Entwickeln neuer Medikamente auf Basis menschlicher Antikörper steht im Mittelpunkt der Unternehmenstätigkeit. Zur Zeit werden 24 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Ende des Jahres soll sich diese Zahl auf 40 belaufen. Das junge Unternehmen vertraut auf die Technologie gentechnisch veränderter Mäuse des Mutterhauses. Diese einzigartige Allianz ermächtigt zur Nutzung der amerikanischen Technologieplattform. Die patentrechtlich geschützte HuMab-Mouse-Technologie ermöglicht das gezielte Auffinden vollständiger Humanantikörper. Die erklärte Doppelstrategie stellt einerseits durch geschlossene Partnerschaften mit Oxford GlycoSciences, Immunex und Eos Biotechnology mögliche Ansatzpunkte für neue Medikamente, sogenannte targets, zur Verfügung. Andererseits verfolgen die Dänen die Strategie der hauseigenen Produktentwicklung.

Die Beteiligung der Medarex belief sich vor dem IPO auf 45 %; nach dem Börsengang wird der Anteil auf 33 % schrumpfen. Diese Partnerschaft sichert der Konzernmutter Einnahmen an Forschungserfolgen, da die Tochter über die europäischen Verwertungsrechte verfügt. Außerdem verdient die Konzernmutter durch Lizenzeinnahmen, die das Tochterunternehmen Genmab im Erfolgsfall an Medarex zahlen muß. In der Entwicklungspipeline sind vier Produkte: Ein Mittel gegen rheumatische Arthritis befindet sich an der Schwelle zur zweiten klinischen Testphase. Ein entzündungshemmendes Medikament und zwei weitere Krebswirkstoffe durchlaufen präklinische Testphasen und sollen 2001 in die Klinik vorstoßen.

Zweifelsohne läßt sich Genmab einer strategischen Unternehmensgründung zuordnen. Dieses innovative Businessmodell, die Übertragung der amerikanischen Verwertungsrechte auf ein europäisches Tochterunternehmen, verkörpert ein Novum in der Biotechnologie und am deutschen Wachstumsmarkt. Der unerwartet schnell verlaufende Börsengang läßt vermuten, an der europäischen „Gründer- und Biotech-Konjunktur“ gezielt teilhaben zu wollen. Die im Vergleich zu anderen Antikörperproduzenten mit sieben Wirkstoffkandidaten sehr gut bestückte Forschungspipeline der Medarex bewertet die Börse mit einer Marktkapitalisierung von ca. 4 Mrd. US-$. Gelingt das Ausreizen am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne, ergäbe sich für Genmab eine Marktkapitalisierung von gut 900 Mio. Euro. Diese Bewertung erscheint recht ambitioniert, sind doch erste Umsätze nicht vor 2002 zu erwarten und das Erreichen des Break Even auf das Jahr 2005 datiert.

GoingPublic rät nicht zur Zeichnung. Mutige Anleger, die dem sehr großen Markt für Antikörpermedikamente vertrauen, sollten entweder langfristig durchhalten oder aufgrund des gewagten Geschäftsmodells durchaus Zeichnungsgewinne mitnehmen.

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