Es war ein monatelanges Gezerre. France Télécom und Gerhard Schmid, Gründer und damals noch oberster Firmenlenker von MobilCom, kämpften um die Zukunft und Vorherrschaft in dem angeschlagenen Mobilfunkunternehmen. Selbst wenn anderswo die Börse lahmte, bei MobilCom war immer was los, der Kurs fuhr Achterbahn.

Als der französische Staatskonzern mit dem Erwerb von 28,5 % praktisch die Kontrolle über MobilCom erwarb und schließlich Schmid vor die Tür setzte, spekulierten viele darauf, daß France Télécom (FT) nun den restlichen freien Aktionären ein Übernahmeangebot für die letzten ausstehenden Aktien machen müsse. Viele wähnten sich in Sicherheit, hatten sie doch Schmid auf ihrer Seite, der auch darauf bedacht war, sein 50 %-Paket am Mobilfunker möglichst gewinnbringend an FT abzutreten.

Eine Übernahmespekulation kann eine feine Sache sein, besonders dann, wenn der Kurs, den das übernehmende Unternehmen für die Anteile der freien Aktionäre der zu übernehmenden Gesellschaft zahlen muß (Durchschnittskurs der letzten drei Monate), deutlich über dem aktuellen Kurs liegt.

So kann es sein, muß es aber nicht. Und wenn eine Übernahmespekulation nach hinten losgeht, dann ist die Schlacht verloren, man spekuliert auf das Resultat eines einzigen Events, der Übernahme. Wenn diese nicht wie erwartet verläuft, ist der Einsatz verspielt. Daß sich die Kurse im weiteren Verlauf ihrer Tendenz noch einmal ändern, ist zumeist ausgeschlossen. Mit einem langfristigen Investment hat das also nichts zu tun.

Wie gefährlich diese Art der Spekulation ist, ist am Beispiel MobilCom bestens zu sehen. Nachdem am Donnerstag die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) mitteilte, daß France Télécom nicht, wie erwartet, zu einer Übernahme der restlichen Aktien verpflichtet ist, brach der Kurs von MobilCom dramatisch ein. 15 % verlor die Aktie binnen weniger Minuten.

Firmengründer Schmid kämpft weiter. Er hofft immer noch darauf, daß die Franzosen seine Anteile zu einem guten Preis kaufen. Aber die Schlacht scheint vorerst verloren. Die Spekulationsfantasie ist durch das BAFin-Urteil verpufft, das „Event“ vorbei.

FT kann nun genüßlich warten. Der Durchschnittkurs, den die Franzosen zahlen müssen, sinkt mit jedem Tag, an dem der MobilCom-Kurs auf seinem niedrigen Niveau verharrt. Für Schmid ein Desaster, denn er muß zusehen, wie sein Vermögen von Tag zu Tag kleiner wird. Die übrigen Kleinaktionäre haben ihm da etwas voraus, sie können ihre MobilCom-Anteile ohne große Probleme an der Börse verkaufen.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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