Am 17. und 18. März findet die Anlegermesse „Invest“ erstmals wieder ohne Auflagen und nur in Präsenz statt. Mit knapp 300 Vorträgen und Veranstaltungen auf vier Bühnen und einer breiten Themenpalette vom „Grünen Geld“ über Live-Tradings, Krypto-Themen, einer Blogger-Lounge bis hin zum Female Finance Day hofft die Messe Stuttgart auf eine fünfstellige Besucherzahl. Ein Gespräch über die Highlights, Hoffnungen und Herausforderungen bei einer Investmentmesse in volatilen (Börsen-)Zeiten.

GoingPublic: Herr Bauer, nach drei Jahren findet die erste Invest ohne Corona-Auflagen statt. Wie fühlt sich das an?

Markus Bauer: Großartig fühlt sich das an, wobei ich betonen möchte: Wir haben die Invest bis auf 2020 immer abgehalten. Im März 2021 noch als rein digitale Messe, damals mitten im Lockdown mit sensationellen 16.500 Zuschauern und 30 Ausstellern. Die Teilnahme war für die zugeschalteten Anleger kostenlos, genau wie 2022. Damit die Invest 2022 auch in Präsenz stattfinden konnte, hatten wir die Veranstaltung extra vom März in den Mai verlegt und eine hybride Veranstaltung angeboten.

Und wie ist diese Idee beim Publikum angekommen?

Insgesamt waren vergangenes Jahr 120 Aussteller physisch vor Ort und auch das Gros der insgesamt 8.500 Besucher zog den Messebesuch der digitalen Zuschaltung vor. Um Sorgen vor Ansteckung vorzubeugen, haben wir großzügiger und mit Leerplätzen bestuhlt. Insgesamt waren wir mit dieser Resonanz auch sehr zufrieden.

Dann wird es jetzt sehr spannend. Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?

Das ist schwer zu sagen. Wir haben voraussichtlich einen Zuwachs bei den Ausstellern, bis fünf Wochen vorher haben sich mehr als 120 angemeldet, und auch die Vorregistrierungen der Besucher für die Messe laufen gut: 4.000 Anlegerinnen und Anleger wollen schon jetzt die Invest Mitte März besuchen. Wenn wir ähnlich liegen wie zuletzt vor der Pandemie, dann hoffen wir auf eine fünfstellige Besucherzahl an den beiden Messetagen. Wir haben auch beschlossen, nicht zu streamen, und setzen voll auf Präsenz und persönlichen Kontakt auf der Invest 2023.

Das Deutsche Aktieninstitut meldete jüngst Aktionärszahlen in Rekordhöhe für Deutschland. Knapp 13 Millionen Menschen und damit fast jede und jeder Fünfte über 14 Jahren besitzt Einzelaktien, Fonds oder ETFs. Wie alt sind Ihre Besucher?

Die Trendkurve zum Aktienbesitz in Deutschland geht stark nach oben, das ist sehr erfreulich. Auch hatten wir vergangenes Jahr einen sehr jungen Altersschnitt bei den Privatanlegern, die zur Messe kamen. So betrug am zweiten Messetag 2022 das durchschnittliche Alter aller anwesenden Besucher 32 Jahre. In den Jahren vor der Pandemie lag es meist zwischen 40 und 45 Jahren.

Wie erklären Sie sich diese doch starke Verjüngung auf der Invest?

Zum einen interessiert sich die junge Generation deutlich stärker für das Thema der privaten Geldanlage, weil sie die Altersvorsorge stärker selbst in die Hand nehmen wollen und ja auch müssen. Zum anderen haben wir bei der Invest seit 2017 die Blogger Lounge etabliert, und die Blogger sind genau diejenigen, über die viele Jugendliche und junge Erwachsene den Weg zum Thema Börse erst finden. Wobei ich fairerweise auch sagen muss: Der sehr junge Altersschnitt vergangenes Jahr war sicher auch noch der auslaufenden Coronakrise geschuldet, junge Leute trauten sich verständlicherweise früher wieder auf Präsenzveranstaltungen als Ältere.

Was war bisher das erfolgreichste Jahr dieser traditionsreichen Geldanlagemesse?

Die Invest ist heute – von der Ausrichtung her – nicht mehr mit jener der 2000er-Jahre zu vergleichen. Seitdem ich im Team bin, also seit fünf Jahren, haben wir einiges am Konzept geändert. Wir fokussieren uns viel stärker auf Fachbesucher, sowohl B2B als auch B2C. Das heißt, wir laden über unsere Aussteller ein bzw. diese laden ihre Kunden und Interessenten ein. Zudem sprechen wir in unserer Besucherkommunikation interessierte Endverbraucher an, also in Summe ein sehr fokussiertes und fachlich interessiertes Publikum. Bis vor der Finanzkrise 2008 verfolgte die Invest meines Wissens einen wesentlich breiteren Ansatz und entsprechend gestreuter war die Interessenlage der Besucherinnen und Besucher.

Wenn Sie die Schwerpunkte der Messe in den vergangenen Jahren Revue passieren lassen: Was waren die großen Trends und was erwartet die Anlegerschaft diesmal?

Ab 2017/18 bereicherten zunehmend Themen rund um die nachhaltige Geldanlage das Spektrum auf der Messe. Wir sind dann auch eine Kooperation eingegangen mit den Veranstaltern von ,,Das grüne Geld“; das brachte neues Publikum und neuen Wind nach Stuttgart. Danach kamen die Themen Kryptowährungen, Bitcoin etc. verstärkt auf – 2019 gab es dazu noch einen einzigen Aussteller, jetzt sind es zehn. Und ganz viele Rahmenprogrammpunkte behandeln zudem das Thema Krypto. Natürlich bringt auch die Blogger Lounge neuen Wind. Aber generell gilt: Wir möchten alle Anlageklassen abbilden und alle Themen. Eine Messe unter einem Dach, auch Edelmetalle, Immobilien, CFD-Trading ist dabei, das ist und bleibt unser Konzept.

Wir leben in unsicheren Zeiten: Krieg, Katastrophen und eine wirtschaftlich zunehmend raue Geschäfts- und Finanzwelt. Welche Rolle spielt denn diese unsichere Makrolage in Ihrem Messeprogramm?

Wir haben bisher ein paar Vorträge zu den volkswirtschaftlichen Aktualitäten eingeplant, aber da kommt sicher noch Aktuelles dazu. Die Aussteller haben noch bis 20. Februar Zeit, das finale Programm festzuzurren; wir werden sicher hier noch mehr aktuelle Beiträge sehen, auch zur Weltlage. Zur Eröffnung am 17. März, 9:30 Uhr, spricht außerdem der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz darüber, wie man sein Geld in diesen Zeiten am besten anlegen kann.

Das hört sich nach viel Information, aber auch nach Nutzwert und handfesten Tipps für Privatanleger an, gepaart mit etwas Lokalkolorit …

Unser Einzugsgebiet für die Invest ist vorwiegend Süddeutschland. Wir haben im Übrigen auch Finanzblogger aus der Schweiz und Österreich zu Gast auf der Bühne, aber das Gros des erwarteten Besucherstroms wird in der Tat vermutlich aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen kommen. Natürlich freuen wir uns umso mehr, wenn auch Besucher einen weiteren Weg zur Invest auf sich nehmen.

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft! Wie grenzen Sie sich von anderen Veranstaltungen wie dem Börsentag Dresden ab?

Unser USP ist, dass wir an zwei Tagen 270 bis 300 Vorträge bieten; der Informationsfluss ist sehr hoch. Zudem bieten wir vier Bühnen, die Finanzenbühne von Börsenmedien, die World-of-Trading-Bühne, dann haben wir noch die Invest-Bühne und den Invest-Cube, letztere organisieren wir und geben den Ausstellern Gelegenheit zum Auftritt. Dann gibt es noch eine Extrabühne zum Grünen Geld. Zu guter Letzt haben wir im ICS Internationales Congresszentrum Stuttgart noch die Möglichkeit, Räume zu buchen; das haben einige Aussteller auch wahrgenommen und bieten während der Invest ihren Kunden Zusatzprogramm. Mit dem Team vom Börsentag Dresden stehen wir übrigens immer im Austausch, wir ergänzen uns hier als Veranstaltungen sehr gut und können immer voneinander lernen.

Grünes Geld ist ein hervorstechendes Thema dieser Messe. Wie viele der Aussteller beschäftigen sich mit diesem Thema? Und welche sind die anderen Schwerpunkte?

Generell haben wir bisher knapp 20 Anmeldungen zum grünen Geld; in der Halle sind natürlich noch weitere Aussteller, die auch einen Teil grüne Anlagen im Angebot haben. Ein zweiter Schwerpunkt ist Krypto, dazu haben wir auch knapp zehn Aussteller dabei. Wir versuchen aber, möglichst alle Themen gleichberechtigt zu bedienen; so findet am ersten Abend z.B. die Deutsche Rohstoffnacht statt. Bei der World of Trading kann man Live-Trading verfolgen und viele Erfahrungsberichte kennenlernen. Dann haben wir wieder den Female Finance Day speziell für Frauen, die sich für das Thema Anlage interessieren. Dazu erwarten wir uns auch einige hundert Besucherinnen.

Herr Bauer, herzlichen Dank für diesen vielfältigen Einblick und viel Elan noch beim Endspurt der Vorbereitung zur Invest 2023.


ZUM INTERVIEWPARTNER

Markus Bauer ist Veranstaltungskaufmann und Eventleiter u.a. für die Invest bei der Messe Stuttgart. Er begleitet das Thema Geldanlage als Manager Messe- und Eventleitung für die Messe seit Jahren und hat in dieser Zeit auch für sich persönlich das eigenverantwortliche Geldanlegen entdeckt.

Autor/Autorin

Simone Boehringer

Simone Boehringer ist die Redaktionsleiterin "Kapitalmarktmedien" der GoingPublic Media AG.