GoingPublic: Herr Dr. Koller, die Katze ist sozusagen aus dem Sack oder der Oscar aus der Tonne: Trump wettert bereits auch gegen die Pharmabranche.
Koller: Einerseits ist das populistisch, andererseits hat man seine Aussage ‚The pharma industry is getting away with murder‘ teilweise falsch verstanden. Gemeint ist, dass ‚Die Pharmabranche machen kann, was sie will‘.

GoingPublic: Und – kann sie?Investitionsfokus von BB Biotech
Koller: Natürlich nicht. In den USA ziehen die zentralen Pharmazeutika-Einkaufshändler zudem große Gewinnspannen ab und treiben die Preisespirale für Medikamente nach oben. Bei vielen Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen landet ein geringer Anteil an der Preissteigerungsrate, häufig kaum oberhalb der Inflation. Für ihre Innovationen erhalten somit nicht nur die Innovatoren Anteil am Erfolg, sondern die Zwischenhändler kassieren ordentlich mit. Und es liefert Trump Steilvorlagen, die hohen Listenpreise von Medikamenten anzuprangern.

GoingPublic: Wie innovativ waren die Innovatoren zuletzt?
Koller: Weiterhin solide, und dabei denke ich nicht nur an die Möglichkeit der Heilung von Hepatitis-C durch Medikamente wie jene von Gilead. Dass man eine chronische Virus-InfekBewertungen Biotech-Sektortion quasi auslöschen kann – denn die Heilungsquoten betragen um die 95% –, gab es vorher so noch nicht. Schätzungen besagen, dass ein großer Teil des medizinisches Fortschritts und längerfristige Kosteneinsparungen der letzten Jahre und Jahrzehnte auf Innovationen in der Medikamenten-Branche zurückgeht.

GoingPublic: Nochmal zu Trump – was hat er vor?
Koller: Ich würde etwas Nüchternheit im Umgang mit seinen Aussagen empfehlen. Auch Trump kann nicht nur mit seinen Executive Orders regieren – die Gesetze werden immer noch vom Kongress verabschiedet. Vieles ist unbekannt und gewisse Vorschläge sind sachlich nicht umsetzbar. Tom Price, vorgeschlagener Minister der HSS [Health and Human Services], ist wesentlich differenzierter als sein Chef. Und er ist selbst Arzt. Das sind gute Voraussetzungen.

Dr. Daniel Koller
Dr. Daniel Koller (Head Management Team) ist bei BB Biotech Spezialist für Kardiovaskuläre Krankheiten. Quelle: BB Biotech

GoingPublic: Biotechnologie und Pharma haben 2016 nicht wirklich gut performt, während die breiten Indizes neue Höchststände erklommen. Woran liegt’s?
Koller: Ja, das ist zutreffend. So etwa Ende 2015 erreichten die Kurs-Gewinn-Verhältnisse Niveaus von vor der Finanzkrise. Speziell die Large Cap Biotechs notieren nun aber wieder auf dem wiederum niedrigsten Stand seit besagter Finanzkrise 2008. Während bei z.B. Gilead Ende 2014 so ziemlich jede Zukunftsphantasie eingepreist war, genauso ist sie jetzt bei einem KGV von 6-7 komplett außen vor. Mit dieser Zyklik in den Erwartungen muss ein Biotechnologie-Investor klar kommen. Ich würde mir aber eine differenziertere Betrachtungsweise wünschen.

Koller separat
Im Gespräch in Frankfurt

GoingPublic: Und das können Sie als BB Biotech?
Koller: Der Unterschied zu einem Fonds ist, dass BB Biotech als börsennotierte Beteiligungsgesellschaft einen festen Anlagetopf hat und nicht von Auszahlungswünschen tangiert wird wie ein Fonds, der stets Liquidität für solche Eventualitäten vorhalten muss. Wenn die Bewertungen gerade günstig sind, stocken wir ggf. auf, während Fonds in diesen Situationen häufig wegen Rückflüssen prozyklisch verkaufen müssen.

GoingPublic: Herr Dr. Koller, dann viel Erfolg weiterhin und bis zum nächsten Update.

Interview: Falko Bozicevic

Grafiken: @BB Biotech

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