Teil einer großen Kette: der Parfümerie-Geschäftsbereich. Foto: joho345, Wikimedia Commons

Bis ins Jahr 1821 reichen die Wurzeln der Douglas Holding zurück. Trotz Übernahmen und Erweiterungen der Geschäftsbereiche war Douglas über all die Jahre hinweg ein Familienunternehmen. Seit 1966 ist es – unter verschiedenen Firmierungen – an der Börse notiert. Im Oktober 2012 endete durch die Übernahme des Finanzinvestors Advent International die Ära als klassisches börsennotiertes Familienunternehmen. Auf der Hauptversammlung im Mai wird voraussichtlich entschieden, das Unternehmen von der Börse zu nehmen.

Unternehmen mit Geschichte(n)
Die Parfüm- und Seifenfabrik J.S. Douglas Söhne wurde 1821 in Hamburg gegründet. Heute ist der Name Douglas in vielen Fußgängerzonen mit den Geschäften der Parfümeriekette präsent – der erste Laden öffnete 1910. Zur Douglas Holding gehören jedoch auch noch andere Geschäftsbereiche: In den Jahren 1969/70 übernahm die damals schon börsennotierte Hussel AG die zu der Zeit sechs Douglas-Parfümeriegeschäfte, die ausschließlich in Hamburg angesiedelt waren. Die nach wie vor unter dem Namen Hussel bekannte Süßwaren-Sparte ist heute der kleinste Geschäftsbereich des Unternehmens, während die Douglas-Kette auf inzwischen über 1.200 Filialen in 23 Ländern angewachsen ist. Wohl aufgrund dieser Wachstumsentwicklung firmiert der Konzern seit 1989 als Douglas Holding AG.

Mit den Juweliergeschäften von Christ und den Thalia-Buchläden finden sich zwei weitere bekannte Namen unter dem Dach der Douglas Holding wieder: Die Ursprünge von Christ lassen sich wie bei Douglas ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen – 1863 wurde die erste Filiale eröffnet, seit 1997 gehört die Juwelierkette zu 100% zur Douglas Holding. An Thalia, einem der größten Buchhändler in Deutschland, hält Douglas 75%. Die restlichen 25% gehören zur Könnecke Beteiligungs-GmbH, die bereits 1931 bei dem 1919 gegründeten Unternehmen einstieg. Douglas übernahm 1979 die Mehrheit an Thalia. Der fünfte Geschäftsbereich ist seit 1986 die Modehandelskette AppelrathCüpper.

Familie Kreke – seit 1969 am Ruder
Sowohl Aufsichtsrats- als auch Vorstandsvorsitz der Douglas Holding befinden sich in Händen der Familie Kreke. Der heutige Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Jörn Kreke hatte 1969 im Alter von 29 Jahren die Leitung der Hussel AG übernommen. Die Erweiterung des Geschäftsmodells auf Parfümerieprodukte war eine der ersten Maßnahmen von Kreke. Sein Sohn Dr. Henning Kreke zog 1997 in den Vorstand ein, dem er seit 2001 vorsitzt.

Bis zur Übernahme durch die Beauty Holding Three – eineTochtergesellschaft von Advent International – hielt Familie Kreke 12,7% der Douglas-Aktien. Da auch die weiteren Großaktionäre Oetker (25,8%) und Drogerieunternehmer Erwin Müller (12,0%) ihre Anteile an Advent veräußerten, hatte sich der Finanzinvestor frühzeitig die Mehrheit an Douglas gesichert. Viele weitere Aktionäre ließen sich dank eines ordentlichen Aufschlags auf den Aktienkurs von dem Übernahmeangebot überzeugen. So ist der Anteil von Advent inzwischen auf über 96% gestiegen. Dies erfüllt die Voraussetzungen, auf der nächsten Hauptversammlung am 28. Mai den Squeeze-out zu beschließen – das Ende der fast 50-jährigen Börsenhistorie von Hussel/Douglas.

Abschied von der Börse
Man darf gespannt sein, ob die verbliebenen Streubesitzaktionäre den Squeeze-out widerspruchslos akzeptieren werden. Verhindern jedenfalls können sie ihn nicht. Die besondere Konstellation, dass ein durchaus erfolgreiches Familienunternehmen und ehemaliges MDAX-Mitglied von der Börse genommen wird, dürfte für einige Diskussionen auf der Hauptversammlung sorgen. Was die Übernahme für die weitere Entwicklung des Unternehmens bedeutet, lässt sich noch nicht absehen. Fest steht, dass die Familie Kreke weiterhin die Geschicke mitbestimmen wird. An einer Eigentümer-Holding soll sie künftig 20% halten. „Wir wollen die Erfolgsgeschichte der Douglas Holding fortschreiben“, sagte Ranjan Sen, Geschäftsführer der Advent International GmbH, vergangenen Oktober in einem Interview mit dem VentureCapital Magazin. „In diesem Rahmen setzen wir gemeinsam mit der Familie Kreke die bisherige Portfoliostrategie partnerschaftlich mit dem Management fort.“

Besonders bei den Marken Douglas und Christ plant Advent, das Wachstum voranzutreiben, wie im Übernahmeangebot angekündigt wurde. Während bei AppelrathCüpper und Hussel keine großen Veränderungen zu erwarten sind, ist Thalia das Sorgenkind. Im Geschäftsjahr 2011/12 (Ende: 30. September) ging nicht nur der Umsatz um 2,1% auf 915 Mio. EUR zurück, das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag zudem mit -175 Mio. EUR deutlich in den roten Zahlen. Das bescherte auch der gesamten Holding einen negativen EBT von -89 Mio. EUR und einen Jahresfehlbetrag von 110 Mio. EUR, obwohl alle anderen Geschäftsbereiche einen positiven Ergebnisbeitrag beisteuerten. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,7% auf 3,44 Mrd. EUR. Das erste Quartal des Geschäftsjahres 2012/13 schloss der Konzern mit einem weiteren Umsatzplus von 1,6% zum Vorjahreszeitraum ab.

Ausblick
Am diversifizierten Geschäftsmodell von Douglas wird sich auch nach dem Besitzerwechsel vorerst wenig ändern. Mittel- und langfristig könnten jedoch Geschäftsbereiche abgestoßen werden. Der größte Handlungsbedarf besteht bei Thalia. Da Familie Kreke an Bord bleiben wird, steht der größere Umbruch durch den Abschied von der Börse bevor. Doch eine Rückkehr an den Kapitalmarkt ist nicht ausgeschlossen, schließlich suchen Finanzinvestoren früher oder später nach einer Ausstiegsoption. Douglas war für eine sehr lange Zeit ein erfolgreiches Beispiel für ein klassisches Familienunternehmen an der Börse. Das Ende dieser Geschichte – der Preis von über 1 Mrd. EUR, den Advent International bezahlte – bestätigt diesen Erfolg.

 

Dieser Artikel ist erschienen im GoingPublic Magazin 4/2013.

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