Ausgegeben werden bis zu 9,5 Mio. Aktien. Davon stammen 6 Mio. aus einer Kapitalerhöhung, 3,5 Mio. werden von der Muttergesellschaft Degussa zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus kann ein Greenshoe von bis zu 1,425 Mio. Aktien, der ebenfalls aus dem Besitz von Degussa stammt, plaziert werden. Neben Dresdner Kleinwort Wasserstein begleiten HSBC Trinkaus & Burkhardt und die Landesbank Baden-Württemberg den Börsengang. Der Free Float wird nach Greenshoe-Ausübung bei rund 61 % liegen. Nach dem Börsengang werden voraussichtlich insgesamt 18 Mio. Aktien ausstehen.

Die Zentaris AG aus Frankfurt am Main wurde Anfang 2001 aus dem Degussa-Konzern heraus gegründet. Das Unternehmen entstand als Zusammenschluß aus der ASTA Medica-Tochter EUROPEPTIDES GEIE, der Sofotec GmbH & Co. KG, der MainGEN Biotechnologie GmbH sowie aus Teilen des Forschungsbereiches der ASTA Medica AG.

Zentaris entwickelt unter anderem Therapien zur Behandlung von Tumoren. Erforscht werden dabei nicht nur die Wirkstoffe selbst, sondern auch eine für den Patienten möglichst schonende und effiziente Darreichungsform. Dazu gehört eine selbst entwickelte Inhalations-Technologie und ein spezielles Medikamenten-Depot, das unter der Haut des Patienten plaziert wird und so über Monate hinweg den Wirkstoff an den Körper abgeben kann.

Bei der Bekämpfung von Tumoren konzentriert sich Zentaris auf den Einsatz einer bestimmten Wirkstoffgruppe, die LHRH-Antagonisten. Diese Peptide sollen den Hormonspiegel im Patienten so regulieren, daß das Tumorwachstum gestoppt wird. Dieser Therapieansatz ist allerdings nicht neu. Viele andere Unternehmen erforschen oder vermarkten bereits ähnliche Wirkstoffe. Dazu zählen zum Beispiel Praecis, Bayer, AstraZeneca und Atrix. Dieser starke Wettbewerb relativiert die recht großen Marktpotentiale, die das Marktforschungsinstitut SCRIP allein für den Bereich Prostatakrebs auf 2 Mrd. US-$ im Jahr 2002 beziffert.

GoingPublic schätzt, daß Zentaris im Jahr 2005 den Break Even erreicht. Für die nächsten Jahre wird die folgende Entwicklung der Geschäftszahlen erwartet:

 

2000

2001e

2002e

2003e

 

Ums. (Mio.)

2,5

14,5

35,5

45

KUV´02e: 7,1*

EPS

-1,66

-1,22

-0,94

-0,83

KGV´02e: k.A.

(Quelle: GoingPublic-Research; alle Angaben in Euro; *am oberen Ende der Preisspanne)

Zentaris verfügt über eine breite Pipeline. Allerdings ist kein Wirkstoff mit echtem Blockbuster-Potential auszumachen. Vielmehr basieren viele Projekte auf bereits lange bekannten Technologien. Die bewährten Therapieansätze können zwar zum Teil vor unerwarteten Enttäuschungen in der Forschung schützen, machen aber unverhoffte Erfolge ebenso unwahrscheinlich. Leider gelang es dem Management nur bedingt, diese Dualität während der IPO-Pressekonferenz klarzustellen. Chancen für zukünftiges Wachstum könnten sich in der Gentechnik-Sparte ergeben, in der intelligente Methoden zur Krebsbekämpfung erforscht werden. Erste Erfolge dürften aber noch viele Jahre auf sich warten lassen.

Bei einer Plazierung am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne wäre Zentaris mit rund 250 Mio. Euro bewertet. Die MediGene AG, die mit Leuprogel ebenfalls auf den Markt für Therapien gegen Prostatakrebs abzielt, ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 280 Mio. Euro und einem 2002er KUV von 17 teurer. Dafür verfügt MediGene aber mit dem Medikament gegen Herzschwäche Etomoxir über einen potentiellen Blockbuster-Wirkstoff. Ein Bewertungsabschlag gegenüber MediGene ist also durchaus gerechtfertigt. Auch wenn Zentaris kaum zum Highflyer der Biotechnologie am Neuen Markt werden kann, so lohnt sich aufgrund der soliden Positionierung aus Sicht von GoingPublic Research doch die Zeichnung der Aktie.

 

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