Allein im Jahresvergleich verliert der Indikator zwei Drittel seines Wertes (Frühjahr 2007: 63%). Ein ähnliches Bild liefert der zweite Indikator, der die Erwartungen für die nächsten sechs Monate wiedergibt: Er verliert wiederholt an Schwung und liegt mit 31% weit unter Vorjahresniveau (Frühjahr 2007: 57%). Der Optimismus der vergangenen Jahre ist verflogen. Die Erwartungen für die Zukunft sind verhalten und vorsichtig. Trotzdem ist der Indikator noch deutlich positiv. Auch in Österreich und der Schweiz sind die Indikatoren gesunken.

Wo stehen die Aktienmärkte zur Jahresmitte 2008?

Die Mehrheit der befragten IR-Manager in Deutschland ist skeptisch: Der deutsche Leitindex DAX wird zur Jahresmitte bei rund 7.500 Punkten gesehen – ein Minus von 3,5% zum Beginn der Befragung am 14. Januar 2008. In Österreich sind die IR-Manager etwas zuversichtlicher: Dem österreichischen Index ATX wird ein Plus von über 4% auf mehr als 4.300 Punkte zugetraut. Die IR-Manager in der Schweiz favorisieren den Status Quo: Mit knapp 8.100 Punkten soll der Schweizer Index SMI zur Jahresmitte auf Januarniveau liegen.

DAX-Unternehmen krisenfest

Die Subprimekrise hat deutliche Spuren hinterlassen. 57% nehmen negative Auswirkungen auf das eigene Unternehmen wahr. Innerhalb der Indizes sind vor allem die MDAX- und SDAX-Unternehmen betroffen. DAX-Gesellschaften scheinen von der Subprimekrise weniger betroffen zu sein: Nur ein Drittel nimmt negative Auswirkungen auf das eigene Unternehmen wahr. In Österreich und der Schweiz ist das Stimmungsbild noch stärker ausgeprägt als in Deutschland: 72% der österreichischen und 61% der Schweizer IR-Manager geben an, dass sich die Subprimekrise negativ auf ihr Unternehmen ausgewirkt habe.

Die Frage, welche Krise – New Economy-Crash oder Subprimekrise – stärkeren Einfluss auf die Kapitalmärkte hatte, relativiert das aktuelle Geschehen: Für 75% der Befragten in Deutschland hat der Niedergang des Neuen Marktes in den Jahren 2000/2001 die Kapitalmärkte mehr beeinflusst als die Immobilien- und Hypothekenkrise. Es überrascht nicht, dass es vor allem die Technologie- und Software-Unternehmen sind, die dem New Economy-Crash eine größere Bedeutung beimessen als der Subprimekrise. In Österreich ist die Tendenz ähnlich wie in Deutschland: Für 69% der Unternehmen hatte der New Economy-Crash größeren Einfluss auf die Kapitalmärkte als die Subprimekrise. In der Schweiz ist die Meinung zweigeteilt (50:50).

Subprimekrise schickt Aktienkurse in den Keller

Für 69% der IR-Manager in Deutschland hat sich die Subprimekrise negativ auf den Aktienkursverlauf des eigenen Unternehmens ausgewirkt. Vor allem Finanz- und Industrieunternehmen sowie im MDAX und SDAX notierte Unternehmen fühlen sich betroffen. Von diesen 95 Unternehmen verzeichneten zwei Drittel Kursverluste in Höhe von über 10%, ein Drittel in Höhe von bis zu 10%. In Österreich und der Schweiz ist die Tendenz ähnlich wie in Deutschland: Mindestens Dreiviertel der IR-Manager sehen den Aktienkurs ihrer Gesellschaft negativ beeinflusst.

Wird der IR-Manager zum Krisenmanager?

Die Subprimekrise und ihre Auswirkungen sind nicht nur Dauerthema in den Schlagzeilen der Wirtschaftsmagazine, sondern zunehmend auch Tagesordnungspunkte auf der Agenda der IR-Manager: Fast zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland sehen sich verstärkten Anfragen zur Subprimekrise ausgesetzt. Vor allem SDAX-Unternehmen sowie Gesellschaften im Finanz- und Bankensektor fühlen sich betroffen. Insgesamt wenden 28% bis zu einer Arbeitsstunde pro Tag auf, um Fragen zur Subprimekrise zu beantworten. Bei 65% ist es weniger als eine Viertelstunde pro Tag. Der Zeitaufwand hält sich somit in Grenzen. Neben verstärkten Anfragen nehmen jeweils ein Viertel der IR-Manager höhere Kreditzinsen und erschwerte Bedingungen bei der Aktienplatzierung an der Börse als Belastung wahr. Für jedes zehnte Unternehmen spiegelt sich die Krise in einer verschlechterten Finanz- und Ertragslage sowie reduzierten Gewinnaussichten wider.

Ausblick: Subprimekrise auch in sechs Monaten noch spürbar

Auch im Sommer wird die Krise noch spürbar sein: 20% der deutschen IR-Manager glauben, dass die Auswirkungen der Subprimekrise in sechs Monaten stärker sein werden als heute. 53% schätzen, dass sich nichts verändern wird, und nur 27% denken, dass sich die Auswirkungen abschwächen werden. Vor allem DAX-Unternehmen sind skeptisch: 25% gehen davon aus, dass sich die Auswirkungen zukünftig verstärken. Kein DAX-Unternehmen erwartet eine Abschwächung im besagten Zeithorizont. In der Schweiz und in Österreich zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Mehrheit glaubt, dass die Auswirkungen stärker oder gleich bleibend sind.

Nur als INFO für Sie

Seit 2003 befragt der DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e.V. in Zusammenarbeit mit der GfK zweimal im Jahr Investor Relations-Manager (IR-Manager) in Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Stimmungslage im eigenen Unternehmen sowie zu einem aktuellen Sonderthema.

Zur Studie

Die Ergebnisse stammen aus der Studie „DIRK-Stimmungsbarometer“, die gemeinsam vom DIRK und der GfK herausgegeben wird. Sie basiert auf einer halbjährlichen Befragung von fast 400 IR-Abteilungen deutscher, österreichischer und schweizer Unternehmen. Die Rücklaufquote dieser Befragung beträgt regelmäßig etwa 50 %. Der DIRK-Stimmungsindikator ist die Differenz aus den positiven abzüglich der negativen Antworten zur Unternehmenslage. Die Schwankungsbreite beträgt +/- 100.

Von Bernhard Wolf, Vizepräsident des DIRK und Global Head of Corporate Communications, GfK

Der Artikel erschien ursprünglich in der GoingPublic Ausgabe 03/08.

 

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