Die Schweizer Elanix Biotechnologies AG ist Spezialist für Geweberegeneration und Wundversorgung. Das Unternehmen hat sich bewusst für eine Notierung an der Börse entschieden, um in Zukunft bessere Möglichkeiten zur Mittelbeschaffung auszuloten.

 

Plattform Life Sciences: Herr Svoboda, bitte erläutern Sie unseren Lesern das Alleinstellungsmerkmal von Elanix  Biotechnologies.

Tomas Svoboda: Elanix Biotechnologies legt seinen Fokus auf Geweberegeneration und bietet Produkte zur akuten Wundversorgung und zur dermatologischen und gynäkologischen Anwendung sowie Services im Bereich der Zelltechnologie an. Das Unternehmen wurde 2013 als Ausgründung des Universitätsklinikums Lausanne (CHUV), Schweiz, gegründet, um die patentierte Vorläuferzelltechnologie zu vermarkten. Bei Progenitor- oder Vorläuferzellen handelt es sich um vollständig differenzierte, immunologisch neutrale Zellen, die sehr potente Induktoren für Gewebewachstum und -heilung darstellen.

Die Progenitorprodukte von Elanix basieren auf der Forschung von Prof. Lee-Ann Laurent Applegate, PhD, die einen neuartigen biologischen Verband für Verbrennungen entwickelt hat. Dieser „First Cover“-Verband wird im Rahmen eines laufenden Ausnahmeprogramms unter „Compassionate Use“ am CHUV Lausanne zur Behandlung von Patienten mit schweren Verbrennungen eingesetzt. Bislang wurden über 100 Patienten mit über zwölf Jahren Verlaufskontrolle damit behandelt. Außerdem haben sich durch die Technologie Zelltherapieansätze im gynäkologischen Bereich mit GYNrepair sowie im dermatologischen Bereich mit SKINrepair ergeben, die Elanix bereits auf den Markt gebracht hat oder 2018 auf den Markt bringen wird.

Sie haben vor wenigen Wochen auf dem Deutschen Eigenkapitalforum präsentiert. Welche  Themen und Motivationen standen dabei im Vordergrund?

Beim Deutschen Eigenkapitalforum hatten wir die Gelegenheit, Elanix einem breiteren Investorenpublikum vorzustellen und es darüber zu informieren, wie weit wir bei der Erfüllung unserer Meilensteine bereits gekommen sind. Im Jahr 2017 haben wir beachtliche Fortschritte erzielt. Nach der EU-Markteinführung der gynäkologischen Creme GYNrepair mit CFPC-Komplex haben wir unsere Teams für Sales und Produktmanagement erweitert. Zudem haben wir eine App für die Anwender und einen Onlineshop entwickelt. Für das CFPC-Produkt SKINrepair, das auf Wunden am ganzen Körper aufgetragen werden kann, bereiten wir die Markteinführung in unterschiedlichen EU-Ländern für die erste Jahreshälfte 2018 vor. Zudem sind die Vorbereitungen für das Zulassungsverfahren von First Cover als Medizinprodukt der Klasse III, das bei einer benannten Stelle angefragt werden wird, beinahe abgeschlossen.

Elanix ist im General Standard der Deutschen Börse Frankfurt gelistet und hat im Zuge des Listings den Börsenmantel des insolventen Möbelherstellers Porta übernommen. Was waren die Hintergründe und Überlegungen dieses Vorgehens?

Der Börsenmantel von Porta Systems SA eröffnete Elanix eine alternative Finanzierungsmöglichkeit für das Unternehmen anstelle von Venture-Capital-Gesellschaften, wie sie sonst häufig von Start-ups verwendet werden. Uns erschien die Börsennotierung geeigneter als eine Privatfinanzierung, da wir bereits über marktreife Produkte und somit eine wachsende Einnahmequelle verfügten. Zudem bietet uns die Notierung in Zukunft bessere Möglichkeiten zur Mittelbeschaffung, für arrondierende Akquisitionen oder für Produkte und Technologien.

Elanix entstand im Jahr 2013 als Ausgründung der Universität Lausanne.  Im Vergleich zu Deutschland:  Fällt der Übergang von der Wissenschaft in die Wirtschaft in der Alpenrepublik  leichter?

Dieses Unternehmen ist das fünfte Start-up, an dem ich entweder als Mitgründer oder Vorstandsmitglied beteiligt bin. Die Gemeinden in der Schweiz bieten erhebliche Unterstützung und verfügen über großes Verständnis. Das macht es relativ leicht, ein Unternehmen zu gründen und es durch die ersten Entwicklungsphasen zu steuern. Was die Herausforderungen betrifft, so sind sie in der Schweiz vermutlich ähnlich wie für Biotech-Start-ups in anderen Ländern: Regulierung, Partnerschaften, Mittelbeschaffung etc. Deutschland ist jedoch viel grösserer Börsenplatz und gibt uns dazu Zugang zu EU-Markt.

Ihr Unternehmen hat vor einigen Monaten eine Barkapitalerhöhung vorgenommen. Welche weiteren Meilensteine, auch hinsichtlich der Finanzierungssituation, dürfen wir  n den nächsten 1-2 Jahren erwarten?

Im Februar 2017 haben wir 4,79 Mio. EUR aufgebracht, um unser erstes Produkt, GYNrepair, auf den europäischen Markt zu bringen und unser Team aufzubauen. Aktuell sind wir im Sicherungsprozess für unsere dritte Finanzierungsrunde von sechs bis sieben Mio. EUR. Dieses neue Kapital ist dafür gedacht, Sales und Marketing für GYNrepair auszuweiten und den Genehmigungsprozess für unser Produkt First Cover zur Wundheilung abzuschließen. Für die nächsten zwei Jahre planen wir mindestens zwei weitere Markteinführungen unserer Produkte in der EU.

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