Mit der ehemaligen VTG-Lenkering, die Ende 2002 mittels Squeeze-out von der Börse genommen worden war, hat der heutige Schienenlogistiker allerdings nur noch wenig gemein. So konnte Europas größter privater Besitzer von Güterwaggons seine Marktposition in den letzten Jahren kontinuierlich ausbauen. Allein 2006 stieg der Pro forma-Umsatz um fast 20% – das EBITDA hat sich mehr als verdoppelt.

VTG – Geschäfts- und Kennzahlen

2006

2007e

2008e

2009e

Umsatz*

518,6

542,7

568,7

589,6

EBITDA*

112,9

130,4

139,9

151,6

EBIT*

53,6

60,6

59,6

65,8

Nettoergebnis*

7,5

10,0

15,0

20,0

EpS

0,35

0,47

0,70

0,94

KGV max.**

57,0

42,8

28,5

21,4

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: UBS, GoingPublic Research
**) auf Basis der Preisspanne


Nach der Saat kommt die Ernte
Ein Teil dieser Früchte soll nun eingefahren werden. So trennt sich Ross bei voller Ausübung des Greenshoes von knapp 18% seiner Anteile. Trotz der geringen Abgaben des bisherigen Alleinaktionärs bleibt der zusätzliche Investitionsspielraum der VTG allerdings recht begrenzt. In erster Linie dient der dem Unternehmen aus einer Kapitalerhöhung zufließende Nettoemissionserlös von ca. 150 Mio. Euro (exaktes Volumen stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest) nämlich der Tilgung eines Gesellschafterdarlehens nebst aufgelaufenen Zinsen in Höhe von 106,8 Mio. Euro. Der Rest soll für Akquisitionen und Investitionen in den Jahren 2007 und 2008, „wie etwa den derzeit erwogenen Eintritt in den US-amerikanischen Markt für Schienengüterverkehr“, Verwendung finden.

Vermietung und Logistik
Als erstes europäisches „Schienenlogistikunternehmen“ nimmt VTG an der Börse eine gewisse Vorreiterrolle ein. So bietet das Hamburger Unternehmen seinen rund 1.000 Kunden, die insbesondere aus der Chemie-, Mineralöl-, Automobil- und Papierindustrie kommen, die Vermietung von gut 47.400 Eisenbahnwaggons an. Hinzu kommen schienengebundene Logistikdienstleistungen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr trug dieser Bereich (Schienen- und Tankcontainerlogistik) zum EBITDA allerdings nur 8,9% bei, so dass die selbst gewählte Bezeichnung genau genommen nicht ganz korrekt ist. Beim Umsatz war das Verhältnis zwischen Logistik und Vermietung 2006 dagegen annähernd ausgeglichen (52,7 zu 47,3%).

Fazit
Selbst im mittleren Bereich der Bookbuildingspanne ist VTG alles andere als ein Schnäppchen. So liegt das KGV bei einem Preis von 18 Euro – der Mitte der Bookbuildingspanne – auf Basis der für 2008 erwarteten Gewinne immer noch bei über 25, was insbesondere an der hohen Zinsbelastung liegt, die das Ergebnis drückt. Für den Börsenneuling sprechen das relativ stabile Geschäft sowie die weiterhin guten Aussichten der Logistikbranche. Zumindest bis zu einem möglichen IPO der Deutschen Bahn dürfte sich Europas größter privater Güterwaggonbesitzer immerhin besonderer Aufmerksamkeit erfreuen, was sich ja bisweilen recht positiv auf die Aktienkursentwicklung auswirkt. Summa summarum: Aus Bewertungsgesichtspunkten kommt höchstens eine Zeichnung am unteren Ende der Preisspanne in Frage.

Dr. Martin Ahlers

VTG – Emissionsparameter
WKN

VTG 999

Erstnotiz

28. Juni

Zeichnungsfrist

15. bis 27. Juni

Bookbuildingspanne

16 bis 20 Euro

MarketCap

342 bis 428 Mio. Euro

Marktsegment

Amtlicher Markt (Prime Standard)

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

8,89 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung,

0,78 Mio. Aktien von Altaktionären,

zuzüglich 1,45 Mio. Aktien Greenshoe;

Emissionsvolumen: 177,9 bis 222,3 Mio. Euro

Konsortium

Goldman Sachs, UBS (Joint Global Coordinators);

HVB (Co-Lead Manager), M.M. Warburg (Co-Manager)

Free Float

45,2 bis 52%

Internet

www.vtg.de

Autor/Autorin