Drei Unternehmen gab es schon, die sich anschickten, dieses Plateau der Marktkapitalisierung zu etablieren, umgangssprachlich 500-Pfund-Gorillas genannt. Alle drei haben die gefährliche Grenze touchiert, nur um schließlich umso härter an ihr abzuprallen. Inzwischen existiert nicht mal mehr ein Unternehmen mit einer Cap von 400 Mio. US-$.

General Electric, damals noch unter der Ägide von Management-Legende Jack Welch, erreichte das Gorilla-Gewicht im vierten Quartal 1999. Als Welch aber die 47 Mrd. US-$-Übernahme von Honeywell ankündigte – und sicherlich auch vom hohen Aktienniveau profitieren wollte – war es um GE geschehen. Noch im selben Quartal verzeichnete GE den größten Kursverlust der letzten zehn Jahre. Doch das war nur der Auftakt zu einem weiter ausufernden Tiefgang. Später wurde zwar die Honeywell-Akquisition und damit die Krönung des Management-Lebenswerks von Welch durch die europäische Kartellbehörde unterbunden, der GE-Kurs erholte sich dennoch nicht. Auch im laufenden Jahr kam der Kurs noch nicht wieder auf die Beine, sondern gehört statt dessen zu den Dow-Verlierern des ersten Quartals. Hintergrund diesmal: Es wurde ganz unverwunden die Frage gestellt, wie es GE in den vielen zurückliegenden Jahren überhaupt schaffen konnte, seinen Gewinn jährlich um 15 % zu steigern. Die Produktivitätssteigerungen und Gewinnausweise der US-Unternehmen sind, so wird zumindest lautstark gemunkelt, eher auf eine kreative Aushöhlung der Bilanzvorschriften zurückzuführen denn auf „echte“ Gewinne.

Microsofts Erfolgsstory kam vor zwei Jahren zu einer wohl unbeabsichtigten, aber doch selbstverschuldeten Pause. Das Jahr 2000 war gekennzeichnet von Gerichtsprozessen, Klagen und Gegenklagen sowie einem Kursverlust um fast zwei Drittel. Im Sommer zuvor hatte das Unternehmen aus Redmond/Washington den 500 Mrd. US-$-Stab von GE übernommen, zehn Monate nach dessen Erstversuch. Ende 1999 schien Microsoft sogar bei 596 Mio. US-$ gleich die nächste Hürde nehmen zu wollen – doch dann kam alles ganz anders…

Und noch weiter von den einstigen Höchstkursen, die retrospektiv betrachtet sicher zu keiner Zeit gerechtfertigt waren, halten sich die Aktien des dritten Kandidaten im Bunde, Cisco Systems, auf. Der Netzwerkspezialist übernahm den Status des wertvollsten Unternehmens der Welt, indem es zunächst GE – Anfang 2000 schon massiv im Rückwärtsgang – überholte und am 27. März dann Microsoft entthronte. Das war zugleich der Tag des Höchstkurses bei 82 US-$. In der Spitze „wog“ Cisco 555 Mrd. US-$. Allerdings konnten auch die Kalifornier ihr Gewicht nicht halten: Ende September 2001 betrug es noch ganze 90 Mrd. US-$, inzwischen wieder rund 120 Mrd. US-$.

Diese drei Schicksale zeigen, wie gefährlich es offensichtlich ist, die magische Grenze zu überschreiten. Drei Unternehmen, drei völlig verschiedene Gründe für ihr Scheitern daran. Derzeit schickt sich kein Unternehmen an, auch nur ansatzweise in die Nähe der Magic Line zu geraten – aus gutem Grund…?

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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