Die Frage, die sich zahlreiche US-Unternehmenslenker in den letzten Jahren offenbar gestellt haben, lautet: Wie kann ich das Unternehmen imposanter aussehen lassen, als es in Wirklichkeit ist? Und da wurden mehrere Varianten ausfindig gemacht, eine davon ist die Form des synthetischen Leasings. Krispy Kreme Doughnuts, das Top-IPO des vorletzten Jahres, machte ebenfalls von dieser „Option“ Gebrauch – und mußte sie nach einem öffentlichen Rüffel durch die Finanzpresse wieder aufgeben.

Krispy Kreme vergrößerte vor kurzem die Produktionsfläche durch den Bau einer Fabrik in Illinois um fast 50 %, dennoch tauchte die Fabrik nirgendwo in den Bilanzen auf, weder auf der Ausgabenseite, noch auf der Asset-Seite: die Fabrik, die es nicht gibt. Bei einem Synthetic Lease wird das Asset im Zusammenspiel mit einer Bank in eine Art virtuelles Joint Venture ausgelagert und anschließend zu einem Bruchteil der eigentlichen Kosten zurück-geleast. Auf diese Weise erscheinen nur die Leasing-Raten in der Bilanz, während das Unternehmen im vollem Umfang beispielsweise von den größeren Kapazitäten profitieren kann.

Allerdings gibt es auch einen Haken bei der Sache. Denn der ursprüngliche Eigentümer verpflichtet sich dazu, am Ende der Laufzeit die Fabrik/das Gebäude/das Equipment zum vollen Preis zurückzukaufen. Eine Bringschuld, die erst 5 oder 10 Jahre in der Zukunft liegt – ein Pakt, den viele Unternehmen gerne eingehen.

Krispy Kreme hat auf öffentlichen Druck hin, vor allem von Seiten der aufmerksamen Finanzpresse, diese Akrobatik wieder aufgeben müssen und die 35 Mio. US-$ teure Fabrik mit Hilfe eines Kredits aus dem Leasing-Modell ausgelöst. Dabei sei nur am Rande erwähnt, daß der Kredit von eben jenem Leasing-Partner, der Wachovia Bank, stammt, der den Doppelpaß zuvor artig mitgespielt hat. Etwas trotzig hat Krispy Kreme im Anschluß angekündigt, daß die neue finanzielle Belastung die Dividendenzahlung beeinträchtigen könnte.

Dieser Beitrag ist auch im aktuellen GoingPublic Magazin 05/2002 erschienen

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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