Mit einem Besucherrekord ist der fünfzehnte Europäische Gesundheitskongress in München zu Ende gegangen. Mehr als 950 Teilnehmer bedeuten eine Steigerung um fast ein Viertel gegenüber dem Vorjahr. Der Kongress ist das herausragende gesundheitspolitische und gesundheitswirtschaftliche Kongressereignis für die DACH-Region – mit Fokus auf einen europäischen Gedankenaustausch.

 

Bedeutung von TTIP für deutsches Gesundheitswesen

Der Europapolitiker Elmar Brok, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament, hat auf dem Kongress auf die Bedeutung des Handelsabkommens TTIP auch für das deutsche Gesundheitswesen hingewiesen. Wenn TTIP durchkäme, würde das beispielsweise bedeuteten, dass auf jeweils einer Seite des Atlantiks pharmazeutische Prüfungen bei der Zulassung neuer Medikamente, etwa gegen Krebserkrankungen, wegfallen würden. Das ermögliche „eine erhebliche Reduzierung von Kosten für die Pharmaindustrie und eine erhebliche Beschleunigung, das lebenswichtige Medikamente auf den Markt kommen.“

Elmar Brok: "TTIP kann Kosten für klinische Entwicklung reduzieren." Fotografie Klaus Wolf
Elmar Brok: „TTIP kann Kosten für klinische Entwicklung reduzieren.“ Fotografie Klaus Wolf

Brok erinnerte daran, dass derzeit im pazifisch-ozeanischen Raum Länder wie Australien, China, Indien, Japan und Staaten beider Amerikas Handelsverträge schlössen. „Wenn die Amerikaner allein mit dem pazifischen Raum Handelsverträge abgeschlossen haben und wir es mit den Amerikanern nicht haben, dann werden die Standards für medizinische Produkte nicht mehr in Europa und nicht mehr hier in Deutschland festgelegt“, mahnte Brok, der in diesem Fall auch auf den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen verwies. Nur bei einer Einbindung in den Welthandel könnten Deutschland und Europa „hohe Standards“ festsetzen, so Brok.

 

Big Data ermöglicht längeres Leben und niedrigere Kosten

Der Biotech-Pionier und Neurobiologe Friedrich von Bohlen und Halbach prognostizierte, Patienten würden künftig besser und länger leben, die Kosten würden gleichwohl sinken. Nach der Sequenzierung des individuellen Genoms eines Patienten mit 20.000 Genen werde die Analyse des Proteoms, also der individuellen Protein-Konstellation, und schließlich des eine Million Substanzen umfassenden Metaboloms, also der individuellen Zusammensetzung der Stoffwechselprodukte im Körper, zum medizinischen Standard werden. Diese Daten würden zudem kontinuierlich ermittelt und in sogenannten longitudinalen Datenbanken gespeichert, so dass Veränderungen im Zeitverlauf nachweisbar würden. Damit stünden künftig extrem umfangreiche diagnostisch verwertbare Daten zur Verfügung.

Friedrich von Bohlen und Halbach: "Big Data kann Leben verbessern und verlängern." Fotografie Klaus Wolf
Friedrich von Bohlen und Halbach: „Big Data kann Leben verbessern und verlängern.“ Fotografie Klaus Wolf