Das österreichische Start-up Grapevine steht kurz vor dem ICO – nur wenige Unternehmen in Deutschland und Österreich haben den Schritt bislang gewagt. Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erklärt Grapevine-CEO Martin Tiani, warum sie sich für ein ICO entschieden haben und welche Vorteile diese Finanzierungsform aus ihrer Sicht bietet.

GoingPublic: Herr Tiani, erklären Sie uns doch bitte kurz zu Anfang Ihr Geschäftsmodell.
Martin Tiani, CEO Grapevine World GmbH
Martin Tiani, CEO Grapevine World GmbH

Tiani: Wir sind ein herstellerunabhängiger IT-Dienstleister, der private und öffentliche Gesundheits- und Forschungseinrichtungen sowie Technologieunternehmen mit dem Ziel vereint, eine globale Standardisierung im Datenaustausch zu etablieren und die Interoperabilität verschiedenster IT-Systeme zu ermöglichen. Grapevine World ist somit ein dezentrales, überstaatliches Ökosystem, in dem Stakeholdern der Austausch von Know-how, Dienstleistungen und Produkten mittels Utility Token – sogenannten GRAPEs – erstmalig ermöglicht beziehungsweise vereinfacht wird. Dieses Ökosystem beruht auf der „Integrating-the-Healthcare-Enterprise-Methodologie“, kurz IHE. Dabei handelt es sich um ein international anerkanntes Normensystem, das bereits seit mehreren Jahren weltweit in diversen staatlichen Projekten Anwendung findet.Gesundheits- und Forschungseinrichtungen, Universitäten, Pharmakonzerne, Technologieunternehmen, Medizinproduktehersteller, staatliche Einrichtungen und Gesundheitsdienstleister erhalten Zugriff auf eine riesige Menge an bislang unzugänglichen Daten. Diese können für Forschungs-, Bildungs-, Software-Entwicklungszwecke und für viele weitere Projekte genutzt werden.

Wann wird man mit den sogenannten GRAPEs bei Ihnen entlohnt, und wie kann ich diese verwenden?

Für jede Verwendung ihrer Daten werden Patienten mit GRAPEs entlohnt. Dabei ist die Anonymisierung der Daten jederzeit gewährleistet. Zudem erfolgt die Zustimmung, diese zu verwenden, nicht automatisch, sondern muss jedes einzelne Mal neu erteilt werden.Patienten können die gesammelten GRAPEs gegen Produkte und Dienstleistungen, wie Apps und Gadgets, medizinische Beratung und ärztliche Betreuung, eintauschen und erhalten so Zugang zu einer breiteren Auswahl an Gesundheitsangeboten sowie zu einem globalen Kompetenznetzwerk für Beratung und Behandlung.

Inwiefern spielt das Thema Digitalisierung – insbesondere das Thema Blockchain – im Healthcare-Bereich und bei Ihnen im Speziellen zunehmend eine Rolle?

Die Digitalisierung durchdringt alle Wirtschaftszweige und bietet ein großes Potenzial, Prozesse zu vereinfachen und zu verbessern. Sie schafft vollkommen neue Business-Modelle und Geschäftsideen im Healthcare-Bereich: von auf Big-Data-Analysen basierender Präzisionsmedizin über die elektronische Gesundheitsakte bis hin zu unserem Grapevine-Ökosystem, mit dem wir eine neue, verbesserte Gesundheitswirtschaft etablieren. Mit der Blockchaintechnologie werden bei uns konkret zwei wichtige Aspekte adressiert: zum einen in Hinblick auf die nachvollziehbare Herkunft der Daten – Stichwort Data Provenance. Der Begriff bezeichnet Zusatzinformationen über Daten, wann und von wem die Daten erstellt wurden und ob die Daten während des Informationsaustausches verändert wurden. Dieses Wissen ermöglicht, falsche Informationen und Fehler zu identifizieren und zu korrigieren, wodurch Verbesserungen in der Patientensicherheit und höhere Datengenauigkeit erreicht werden. Zum anderen spielt die Blockchaintechnologie, wie bereits erwähnt, die zentrale Rolle im Hinblick auf die Verrechnung von Nutzungsleistungen in der gesamten Wertschöpfungskette, indem sie diese vereinfacht, verbessert und zeitnaher abbildbar macht.

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