Bildnachweis: Morphosys.

Mit der aktuellen Kapitalerhöhung macht das Biotechnologieunternehmen Morphosys AG aus Planegg bei München die Übernahme des US-Unternehmens Constellation Pharmaceuticals perfekt.

Nachdem alle Aktionäre auf beiden Seiten der Übernahme zugestimmt hatten, fehlte noch die ebenfalls für die Übernahme notwendige „Einbindung“ des finanzierenden, auf Lizenzerlöse spezialisierten Unternehmens Royalty Pharma. Ein Teil dieses Deals war eine 100-Mio-Beteiligung von Royalty an Morphosys, diese ist nun mit der erfolgten Kapitalerhöhung zu diesem Betrag erfolgt. „Wir freuen uns, dass Royalty Pharma sich im Rahmen der langfristigen strategischen Finanzpartnerschaft, die beide Unternehmen in diesem Jahr eingegangen sind, an MorphoSys beteiligt“, kommentierte Finanzvorstand Sung Lee die Kapitalmaßnahme. Royalty Pharma zahle für die rund 1,3 Millionen neuen Aktien je 63,35 Euro, was einem Aufschlag von rund 12 Prozent auf den Freitags-Schlusskurs entspricht. Royalty habe damit einen Anteil am Grundkapital von Morphosys von etwa 3,9% teilte das Unternehmen mit.

Folgen Sie uns auf LinkedIn und verpassen Sie keine Meldungen

Morphosys Übernahme-Aktion löst geteiltes Echo aus

Die Übernahmepläne des über 25 Jahre alten Biotech-Pioniers aus dem Münchner Biotech Cluster waren auf ein sehr geteiltes Echo gestoßen. Einerseits wurde die größte Firmenübernahme in der bisherigen deutschen Biotechindustrie als „bahnbrechend“ bezeichnet – immerhin war diesmal auch die geographische Richtung eine andere als in früheren Jahren: diesmal kaufte ein deutsches Unternehmen ein US-amerikanisches. Auch die technologische Ergänzung des Portfolios durch die Epigenetik-Expertise von Constellation wurde meist positiv von Analysten eingestuft. Stirnrunzeln bis Bauchschmerzen verursachte jedoch bei vielen Beobachtern der Teil des Deals, der die Finanzierung über eine Überschreibung fast aller Einnahmen aus den Morphosys-eigenen Medikamenten und -kandidaten an Royalty Pharma umfasste. Dies wurde und teilweise wird es noch als eine hochriskante „Verpfändung“ des eigenen Tafelsilbers auf eine ebenso riskante Medikamentenpipeline von Constellation interpretiert und scheint bisher die mögliche Phantasie für die Papiere doch stärker zurückzuhalten. Der Kurs befindet sich seit geraumer Zeit in einem Abwärtstrend.

Eine ausführliche Darstellung der Hintergründe zu Morphosys haben die Kollegen von „Finanzen.net“ Mitte Juni 2021 verfasst.

Kurs-Update aktuell

->Update am 27. Juli 2021: Nach Bekanntgabe von einer Anpassung der Umsatzprognose kamen Branchenexperten zu einem kritischen Urteil: Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff nannte das vorsichtigere Umsatzziel eine „negative Überraschung“. Noch schwerer aber wiege die Senkung der Bilanzposition „Finanzielle Verbindlichkeiten aus Kooperationen“ um rund 102 Millionen Euro. Hierin spiegelten sich seiner Einschätzung nach geringere Gewinnerwartungen für das Medikament Monjuvi wider, das gegen eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems angewendet wird.

Morphosys selbst scheine also mittelfristig skeptischer zu werden, was die Profitabilität von Monjuvi betreffe, folgerte der Experte. Das Medikament sei aber der Kern der strategischen Umstellung des Unternehmens. Wendorff schrieb von einem Vetrauensverlust hinsichtlich der Frage, ob sich die „Aktien-Story“ von Morphosys wieder zum Guten wendet. Er strich die Kaufempfehlung und rät nurmehr zum Halten der Papiere. Am Vortag verlor das Papier knapp 10% am heutigen Tage bisher weitere rund 10% an Wert und notierte gegen Mittag nur noch bei rund 44 EUR, einen vergleichbar niedrigen Stand hatte es zuletzt Anfang 2016 gegeben.

Autor/Autorin