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In Berlin wurde heute mit der Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung die Herz-Hirn-Allianz ins Leben gerufen. Führende Akteure des Gesundheitswesens, darunter Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und Industrievertreter wie Novartis Deutschland, schlossen sich zu dem Bündnis zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Politische Unterstützung erfährt die Initiative durch Martina Stamm-Fibich (SPD), Mitglied des Deutschen Bundestages, und Johannes Wagner (Bündnis 90/Die Grünen), ebenfalls Mitglied des Deutschen Bundestages. Die Akteure haben sich das gemeinsame Ziel gesetzt, mit konkreten Maßnahmen die Zahl der Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle im Zusammenhang mit kardiovaskulären Erkrankungen deutschlandweit bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu senken.

Pateinten suchen Arzt seltener auf

„Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden unser Gesundheitssystem auch zukünftig vor enorme Herausforderungen stellen. Wir sehen mit Sorge, dass Patienten derzeit weniger oft ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen. Die Situation spitzt sich durch Corona also weiter zu“, sagte Dr. med. Thomas Lang, Geschäftsführer von Novartis Pharma Deutschland. Zugleich habe man in den vergangenen Monaten gelernt, wie viel man leisten könne, wenn alle gemeinsam anpacken. Die heutige Gründung der Herz-Hirn-Allianz sei der Auftakt für ein schlagkräftiges Bündnis. „Wir hoffen, dass sich in Zukunft noch mehr Partner dieser Initiative anschließen, um Lösungen zu finden, Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verlorene Lebensjahre zurückzugeben. Wir wollen gemeinsam diese versteckte Pandemie bekämpfen“, so Lang.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind seit vielen Jahren die Todesursache Nummer eins und ein großes gesamtgesellschaftliches Problem. Sie sind für 34 Prozent aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich und stellen somit nach wie vor die häufigste Todesursache dar – noch vor Krebserkrankungen. Allein hierzulande starben 2020 über 330.000 Frauen und Männer an einer Herzkrankheit, wie einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall. Laut einer aktuellen Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR verlieren Patienten, die an einer atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung versterben, im Durchschnitt fast zehn Lebensjahre durch ihre Erkrankung. Auch nicht tödlich verlaufende Herz-Kreislauf-Erkrankungen belasten Betroffene und deren Angehörige stark und haben teilweise schwerwiegende Auswirkungen auf deren alltägliches Leben.

Während der Corona-Pandemie kam es bei vielen Menschen darüber hinaus zu Verhaltensänderungen mit potenziell negativen gesundheitlichen Folgen. In einer Online-Befragung zu den Auswirkungen des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 berichteten knapp 60 Prozent der Teilnehmer, weniger körperlich aktiv gewesen zu sein und/oder mehr Nahrung zu sich zu nehmen. Dies betraf insbesondere auch Hochrisikogruppen.

Erhebliche finanzielle Auswirkungen

Die Volkskrankheit Nummer eins hat außerdem erhebliche finanzielle Auswirkungen: zum einen verursachen Diagnose und Behandlung hohe Kosten für das Gesundheitssystem. Zum anderen kommt WifOR Institute in seiner neuesten Untersuchung der gesundheitlichen und sozioökonomischen Krankheitslast auf Kosten von insgesamt bis zu 1,14 Mrd. EUR, die der deutschen Gesellschaft aufgrund des Produktivitätsverlustes aus bezahlter und unbezahlter Arbeit durch Hospitalisierungen und Reha-Aufenthalte in einem Jahr entstehen.

Dabei sind laut der World Heart Federation bis zu 80 Prozent der Erkrankungen und Todesfälle auf vermeidbare oder beeinflussbare Risikofaktoren zurückzuführen. Diese mit konkreten Maßnahmen zu adressieren, birgt ein großes Potential für Patienten und Gesellschaft aber auch zur finanziellen Entlastung des Gesundheitssystems.

Forderung nach nationaler Herz-Kreislauf-Strategie

Um kardiovaskuläre Erkrankungen in Zukunft deutlich zu reduzieren, hat sich Novartis Deutschland mit den Partnern Abbott, AdipositasHilfe Deutschland, Bundesverband Niedergelassener Kardiologen., Defibrillator (ICD) Deutschland, Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga), Gesellschaft zur integrierten Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen, Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen, Novo Nordisk Pharma GmbH, Siemens Healthineers und dem Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR (begleitet die Allianz langfristig als wissenschaftlicher Partner) zur Herz-Hirn-Allianz zusammengeschlossen. Die Erstunterzeichner der Gemeinsamen Erklärung unterstützen die bereits bestehenden politischen Forderungen nach einer nationalen Herz-Kreislauf-Strategie. Jeder einzelne Allianzpartner arbeitet an eigenen Projekten und hat Maßnahmen zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ins Leben gerufen.

Die Herz-Hirn-Allianz will bestehende Initiativen wie diese und zukünftige Projekte zusammenbringen und die sich ergebenden Synergien und die jeweiligen Stärken der Bündnispartner nutzen, um kardiovaskuläre Ereignisse deutschlandweit um 30 Prozent bis zum Jahr 2030 zu senken.

Handlungsfelder der Herz-Hirn-Allianz

Die Allianzpartner haben relevante Handlungsfelder definiert, in denen sie mit ihren zukünftigen Maßnahmen gemeinsam aktiv werden:

  • Bewusstsein stärken: Mit reichweitenstarken Kampagnen die Gesundheitskompetenz und das Bewusstsein der Bevölkerung erhöhen.
  • Prävention fördern: Durch gezielte primäre, sekundäre und tertiäre Prävention Risikofaktoren vermindern und damit patientenorientiert Erkrankungen und Folgeerkrankungen vermeiden.
  • Patientenpfade optimieren: Anhand neugedachter und niedrigschwelliger Früherkennungsmaßnahmen Diagnosen zeitnah stellen und strukturierte Behandlungswege implementieren.
  • Forschung vorantreiben: Mit interdisziplinärer Forschung innovative Therapien fördern, die kardiovaskulären Erkrankungen zukünftig noch besser begegnen.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.