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Patronus Health ist eine Ausgründung der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Das Unternehmen entstand im vergangenen Jahr auf Initiative von Medizinern, denen im Rahmen der chirurgischen und postoperativen Versorgung von Patienten eine bessere und strukturiertere Prähabilitation ein besonderes Anliegen ist. Dafür wurde die Patronus Prehab App entwickelt. Von Holger Garbs

 

Der menschliche Körper ist bei einem chirurgischen Eingriff im Brust- oder Bauchraum einer enormen Belastung ausgesetzt. Die Vorbereitung auf eine solche Operation erfolgt in den meisten Fällen standardisiert, ohne auf die persönlichen Befindlichkeiten des Patienten einzugehen. Jährlich werden weltweit mehr als 300 Millionen große chirurgische Eingriffe durchgeführt. In bis zu 25% der Eingriffe treten Komplikationen auf, die Kurz- und Langzeiteffekte haben; inkl. einer erhöhten Sterblichkeit oder längerer Krankenhausaufenthalte. Bis zu 8% aller Patienten sterben infolge solcher Komplikationen. Hier will die Patronus Prehab App ansetzen. „Die Überzeugung, eine wissenschaftliche Idee in ein konkretes Produkt und damit auch in eine Unternehmensgründung zu überführen, habe ich während meines Aufenthalts an der Harvard Medical School bekommen“, erinnert sich Gründer und CEO Prof. Dr. Andreas Schnitzbauer. Irgendwann müsse man einfach den Mut haben, die nächsten Schritte zu gehen, wenn man von einer Idee überzeugt ist. „Vor allem wenn es um Regulierung oder Zertifizierung geht, ist man am besten unterwegs, wenn man sein eigenes Unternehmen gründet“, so Prof. Dr. Schnitzbauer.

Patronus Health: App entwickelt individuelles Übungsprogramm

„Wir entwickeln ein risikodatenbasiertes aerobes Prähabilitationsprogramm, also ein Programm zur Vorbereitung auf große Operationen“, sagt Co-Gründerin und CFO Charlotte Detemble. „Das Programm ist appbasiert und interaktiv und verfügt über eine Real-Time-Erfassung der Übungen, d.h., das Programm hat nicht nur einen Tutorialcharakter, sondern es interagiert mit dem Patienten während des Trainingsprogramms.“ Im Rahmen der Operationsvorbereitungen gibt der behandelnde Arzt die wichtigsten klinischen Daten des Patienten in die App ein. Auf dieser Basis entwickelt die Anwendung ein individualisiertes aerobes Übungsprogramm. Die Prähabilitation startet etwa drei bis sechs Wochen vor der Operation. Sie wird vom Patienten ambulant durchgeführt, wobei die App die Gesundheitsdaten des Patienten in Echtzeit erhebt, sodass der Arzt eventuelle Risiken einschätzen und das Programm in der Folge anpassen kann. Dadurch soll der Patient eine bestmögliche Vorbereitung auf die Operation erhalten, basierend auf seinem medizinischen Profil. Dabei beruht die Behandlung auf den drei Säulen „Training“, „Ernährung“ sowie „psychosoziales Wohlbefinden“. Tritt der gewünschte Effekt ein, kann die Komplikationsrate um bis zu 50% gesenkt werden. Gleichzeitig sinken die Behandlungskosten um bis zu 30%. „So etwas gibt es so bisher noch nicht“, unterstreicht Detemble. „Weder auf dem deutschen noch auf dem internationalen Markt.“ Einen Grund sieht Detemble in den fehlenden Strukturen der Prähabilitation im Gesundheitswesen – im Gegensatz zur Rehabilitation. Darüber hinaus ist die systematische Prähabilitation eine relativ neue Idee, die in der Wissenschaft erst seit rund zehn Jahren verfolgt wird.

Investoren gesucht!

Aktuell befindet sich die App in der klinischen Testphase. Im Dezember 2021 gab Patronus Health den Abschluss einer Pre-Seed-Finanzierung über 1 Mio. EUR bekannt. Beteiligt war neben Leadinvestor und Business Angel Dr. Georg Matheis auch das Land Hessen, welches Fördermittel bereitstellte. „Aktuell sind wir auf der Suche nach weiteren Investoren“, sagt CFO Charlotte Detemble. Im Juni soll die nächste Finanzierungsrunde abgeschlossen werden. Auch strategische Partner zur Weiterentwicklung der App sind willkommen. Im Jahr 2024 soll die CE-Zertifizierung unter Dach und Fach sein.

 

Kurzprofil Patronus Health GmbH

Branche: Digital Health

Gegründet: 2021

Sitz: Bad Vilbel

Anzahl der Mitarbeiter: vier

Internet: www.patronus-health.com

Der Beitrag erscheint auch in unserer Ausgabe „Smarte Medizin“, die am 19. März veröffentlicht wird.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.