Die AiCuris Anti-infective Cures GmbH freut sich über die Nominierung von Prof. Dr. rer. nat. Helga Rübsamen-Schaeff und Dr. rer. nat. Holger Zimmermann als eines von drei Teams für den Deutschen Zukunftspreis 2018 durch das Bundespräsidialamt. Die Anwärter auf eine der höchsten deutschen Auszeichnungen für Technik und Innovation wurden für ihr Projekt „Schutz bei fehlendem Immunsystem – die lebensrettende Innovation gegen gefährliche Viren“ von der Jury ausgewählt. Der Deutsche Zukunftspreis 2018 wird am 28. November von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier in Berlin verliehen.

Wirkstoff bei fehlendem Immunschutz

Den beiden nominierten Forschern ist es mit ihrem Team gelungen, erstmals einen Wirkstoff (Letermovir) zu identifizieren und zu entwickeln, der Patienten mit einem schwachen oder fehlenden Immunschutz effektiv vor Infektionen mit dem Humanen Cytomegalievirus (CMV) schützt. In einem neu gegründeten Unternehmen entwickelten sie auf Basis dieser Substanz ein Medikament, das neue Perspektiven in der Transplantationsmedizin erschließt. Es steht seit Kurzem für Patienten bereit, die sich einer Knochenmark-Transplantation unterziehen müssen und für die das Virus ein lebensbedrohliches Risiko darstellt.

Auslizensierung an US-Konzern Merck

Die Grundlage für die Innovation wurde unter der Leitung von Prof. Rübsamen-Schaeff bei der Bayer AG geschaffen. Die weitere Entwicklung des Medikaments erfolgte dann in dem von ihr neu gegründeten Unternehmen AiCuris. Für die kapitalintensive dritte klinische Testphase lizensierte AiCuris das Medikament an das US-Unternehmen Merck Sharp & Dohme (MSD), das als strategischer Partner die Markteinführung und den Vertrieb übernahm. Zugelassen ist das Medikament zur Anwendung bei Knochenmark-Transplantationen inzwischen in der EU, der Schweiz, den USA, Kanada und Japan.

Helga Rübsamen-Schaeff gründete die AiCuris Anti-Infective Cures GmbH im Jahr 2006 und leitete sie bis 2015; sie ist heute Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats. Seit 2015 leitet Holger Zimmermann, einer der Erfinder von Letermovir, als Chief Executive Officer das Wuppertaler Unternehmen.

Lebensrettende Innovation gegen gefährliche Viren

Für viele Patienten mit Blutkrebs ist die Transplantation von Knochenmark die letzte Hoffnung auf Heilung. Bei diesem Verfahren wird das körpereigene Knochenmark und damit auch die Krebszellen zerstört und durch das Knochenmark eines Spenders ersetzt. Damit der Körper des Patienten das fremde Knochenmark auch annimmt, wird zusätzlich das Immunsystem für einige Zeit ausgeschaltet. Aufgrund der extremen Immunschwäche nach Transplantationen haben Empfänger von Stammzelltransplantationen, die Träger von CMV sind, ein sehr hohes Risiko, eine CMV-Infektion zu entwickeln mit der Gefahr, dass die CMV Infektion nicht mehr beherrschbar ist und zum Tod der Patienten führt.

Prophylaktische Behandlung gegen CMV-Infektionen

Das von den Nominierten entwickelte Medikament bietet zum ersten Mal die Möglichkeit einer prophylaktischen Behandlung gegen CMV-Infektionen. Der darin enthaltene Wirkstoff Letermovir gehört einer neuen chemischen Klasse an und unterscheidet sich damit von allen bisher gegen CMV-Infektionen eingesetzten Substanzen. Er ist somit keine einfache Weiterentwicklung, sondern wirkt nach einem völlig neuartigen Prinzip: Er greift eine virusspezifische Struktur an, für die es im menschlichen Organismus keine Entsprechung gibt und verhindert damit die Ausbreitung des Virus im Körper. Darüber hinaus führt diese spezifische Wirkung auf ein virales, nicht-humanes Protein dazu, dass es keine Nebenwirkungen aufgrund des Wirkmechanismus gibt und das Mittel gut verträglich ist.

Heute sind ca. 50% der Bevölkerung in den Industriestaaten Träger einer chronischen Infektion mit dem zu den Herpesviren gehörenden CMV. In den sich entwickelnden Ländern beträgt die Durchseuchung der Bevölkerung 90-100%. Personen mit einem intakten Immunsystem zeigen nach einer erstmaligen Infektion mit dem Virus selten Symptome, aber das Virus bleibt lebenslang im Körper erhalten. Bei einem geschwächten Immunsystem kann CMV reaktivieren und zu schweren Erkrankungen diverser Organe führen, mit Schädigung des Magen-Darm-Trakts, Lungenentzündungen oder einer Infektion der Augen (Retinitis) mit dem Risiko der Erblindung. Zwar gibt es Arzneimittel gegen CMV, doch sie haben starke Nebenwirkungen und können bei Knochenmark-Empfängern nicht zum vorbeugenden Schutz eingesetzt werden.

Autor/Autorin