Die anhaltende Baisse und ein zunehmender Wettbewerb haben im letzten Jahr insbesondere die amerikanische Computerbörse Nasdaq hart getroffen. Der Umsatz sank wegen des rückläufigen Handelsvolumens (von 1,9 Mrd. Aktien auf 1,75 Mrd.) um 7 % auf 799 Mio. US-$. Besonders im vierten Quartal 2002 ging es steil nach unten. Die Gebühreneinnahmen brachen um 24 % ein, das Handelsvolumen sackte um 12 % ab. Daß am Ende trotzdem der Gewinn je Aktie steigen konnte (von 0,35 auf 0,40 US-$) ist wohl nur beflissenen Buchhaltern und Controllern zu verdanken. An der Realität ändert das freilich wenig, das muß auch CEO Hardwick Simmons freudlos zugeben: „Nasdaq empfand 2002 als ein schwieriges Jahr, und wie es aussieht, wird 2003 ebenfalls schwierig.“ Von der alten Euphorie ist da nichts mehr zu spüren.

Aber trotz oder vielleicht sogar wegen der Querelen mit Konkurrenz-Handelsplattformen, die in der Heimat am Marktanteil nagen, hält die Nasdaq an ihrem Plan fest, das Vakuum des Neuen Marktes zu füllen. Ende März wird er endlich starten, der deutsche Ableger der Nasdaq. Aber alleine ist die Nasdaq Deutschland dabei nicht. Zwar ist der Neue Markt nicht mehr der Rede wert. Nachdem ab kommenden Montag nur noch 6 Werte am Neuen Markt notieren, wird schon darüber diskutiert, das ehemalige Vorzeigeprojekt noch vor Ablauf des Jahres von seinem Leiden zu erlösen. Gefahr aber droht der deutschen Nasdaq aus England. Auch die LSE hat Interesse daran, deutschen Firmen eine Plattform zur Eigenkapitalaufnahme zu bieten. Für den AIM, ihrem Markt für kleine und mittlere Werte, hat die LSE schon bis dato 700 Unternehmen gewinnen können. Mehrere IPOs fanden dieses Jahr auch bereits statt.

Daß es also nicht ganz einfach wird in Deutschland, hat die Nasdaq Deutschland bereits bemerkt. Trotzdem bleibt das Ziel, in fünf Jahren profitabel zu sein, bestehen. Damit das auch in einem schlechten Umfeld klappt, wurden kurzerhand die Annahmen über das nötige Handelsvolumen, mit dem ein Gewinn erwirtschaftet werden kann, um 35 % gesenkt. Es wird also kräftig gespart. „So haben wir auch dann eine Erfolgschance, wenn der Markt weiterhin schlecht bleibt“, erklärte Nasdaq-Chairman Hilley der Presse. Man will schließlich nicht den Start vermasseln. Denn Deutschland ist nur der Ausgangspunkt einer möglichen gesamteuropäischen Expansion.

Die Teilnehmer stehen also in Startposition, um das Erbe des Neuen Marktes anzutreten. Bleibt nur zu hoffen, daß sich auch die Deutsche Börse noch rechtzeitig aufrappeln kann, bei der Verteilung des Kuchens dabei zu sein. Konkurrenz kann für den Anleger nur positiv sein.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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