Eine Erfolgsstory im stationären Handel – das gibt es auch noch im aktuellen Jahrtausend. Die Gries Deco Company GmbH aus Niedernberg bei Aschaffenburg hat in den vergangenen Jahren mit den DEPOT-Stores rasantes Wachstum umgesetzt und gehört aktuell zu den festen Größen in den hiesigen Innenstädten und Einkaufszentren. Im laufenden Jahr will die Kette mit gut 7.000 Mitarbeitern mehr als 450 Mio. EUR umsetzen. Lametta 4.0 stationär sozusagen, in Zeiten des Internets.

Vom selbst gebastelten Fliegenpilz zum Online-Shop

Lametta deshalb, weil das Unternehmen 1948 als „Oskar Gries Fabrikation von künstlichen Früchten und Christbaumschmuck“ begann. Selbst hergestellte Fliegenpilze, Paprikaschoten und Eicheln für Siegeskränze waren die Verkaufsschlager der ersten Jahre. 1969 traten Michael Gries und dessen Frau Monika als zweite Generation in die Unternehmensführung ein und erweiterten das Angebot um Gesteck- und Adventschmuck. 1995 wurde zusätzlich zum Vertriebsweg Großhandel die Marke „DEPOT“ als eigene Vertriebsschiene für den Endkunden eingeführt. Das hatte sich aus dem Fabrikverkauf entwickelt, der etliche Jahre zuvor das Großhandelsgeschäft ergänzte.

Seitdem ging es ziemlich steil bergauf. Heute sieht sich das Unternehmen in seinem Einzelhandelssegment an der Spitze. Christian Gries, Enkel der Gründer, führt das Unternehmen seit 2000. Er ist überzeugt, dass DEPOT in den nächsten Jahren weitere Marktanteile gewinnen wird: „Wir bieten ein ausgefeiltes Sortiment, zur passenden Jahreszeit, zu günstigen Preisen, an den richtigen Orten.“ Die unternehmerische Strategie passe genau zum Lebensstil der Verbraucher.

Laut GPK Bundesverband (Verband für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur e.V.) liegt das Geheimnis des Geschäftserfolgs darin begründet, dass DEPOT das Verlangen des Kunden erfüllt, „immer neue Anregungen und Produkte, die den Puls der Zeit genau treffen“ anzubieten. Inspirierend und mit der konkreten Anleitung, das eigene Zuhause zu verschönern, mit trendbewusstem Auftritt und hochwertiger, abwechslungsreicher Gestaltung werde der Kunde dort abgeholt, wo er warte. Tatsächlich ist es so, dass die DEPOT-Stores komplett durchgestylt sind und von Duft, Farbchoreographie und Beleuchtung ein absolut einheitliches Erscheinungsbild abgeben – das jahreszeitlich oder themengetrieben wechselt.

Typische Deko-Produkte, die den Puls der Zeit treffen. Quelle: Gries Deco Company GmbH
Typische Deko-Produkte, die den Puls der Zeit treffen. Quelle: Gries Deco Company GmbH

Viele neue Shops führen zu starkem Umsatzwachstum

Mehr als 400 Shops umfasst die Kette bereits, und zwar in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Online werden mehr als 8.000 Artikel im Shop offeriert. Jeder DEPOT Store folgt dem wiedererkennbaren Konzept: Die Verkaufsfläche sei eine Bühne, die Präsentation spannend, aber übersichtlich, so dass der Kunde sich in jedem Shop auf Anhieb zurechtfinden könne. Die Kette ist rasant gewachsen: Der Umsatz stieg von 90 Mio. EUR in 2008 auf gut 400 Mio. EUR in 2013. Der größte Flagship Store wurde im Oktober 2011 in Konstanz eröffnet. Die Grenzlage zur Schweiz ist kein Zufall, denn die MIGROS, der mit weit über 22 Mrd. CHF umsatzstärkste Handelskonzern der Eidgenossen, ist seit Januar 2009 engagiert.

Finanzinvestoren werden nicht wirklich glücklich

Den ersten eigenen DEPOT-Shop hat das Unternehmen 1995 nahe Aschaffenburg eröffnet, und nur vier Jahre später gab es bereits sechs davon. Im Jahr 2000 übernahm Christian Gries die Geschäftsführung der Gries Deco Company, 2003 wurde bereits die 50. Filiale eingeweiht. Ob Shop-in-Shop-Systeme, Parnterverträge oder alleinstehende Filialen – das Konzept von DEPOT war mehrgleisig auf Wachstum ausgerichtet, wobei zum Teil eigene Filialen gegründet, später aber auch Franchises vergeben wurden. Um das Wachstum zu finanzieren, holte sich Gries das Private-Equity-Unternehmen 3i als Investor. Die Londoner Beteiligungsgesellschaft, seit 1994 börsennotiert, erwarb 2004 40%. Bereits zwei Jahre später kaufte Gries die Anteile zurück, um kurz darauf die Dawnay Day Plc. mit 50% zu beteiligen. Dawnay Day mit Gründungsjahr 1924 zählte zu den ältesten Private-Equity-Unternehmen überhaupt, verhob sich aber an der Hertie-Sanierung. Gries konnte die Anteile der 2008 in Insolvenz gegangenen Dawnay Day rechtzeitig zurückkaufen. Dass stetig hoher Finanzierungsbedarf bestand, zeigt sich darin, dass bereits im Januar 2009 der nächste Investor ins Boot geholt wurde. Die Genossenschaft Migros stieg mit 49% ein, 2011 erfolgte die Aufstockung auf 51%, seitdem wird DEPOT bei den Schweizern vollkonsolidiert. 2013 schließlich stockte Migros den Anteil auf 90% auf. Nähere Angabe zum Anteilsverkauf machten die Unternehmen nicht.

Fazit

DEPOT wäre eine klassische Börsenstory gewesen, denn mit dem Kapital aus einem IPO wäre Wachstum finanziert worden – also das, was Investoren am liebsten machen. Die Familie hat sich jeweils anders entschieden und letztlich den Handelsriesen Migros zum Mehrheitsgesellschafter gemacht. Jetzt steht die Internationalisierung des Geschäftes in Europa an, wie Christian Gries während der Einweihung des neuen Logistik-Centers ankündigte. Angesichts der Finanzkraft des Migros-Konzerns dürfte auch diese Expansion ohne Anzapfen des Kapitalmarkts realisiert werden.

 

 

Autor/Autorin