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Die mic AG hat Anfang der Woche bekanntgegeben, im Rahmen eines Reverse IPOs die Pyramid Computer GmbH zu erwerben. Dass Pyramid unter den Börsenmantel der mic AG schlüpft, soll den Weg für künftiges Wachstum ebnen. Die mic AG wiederum hat sich mit Sanierungsmaßnahmen aus den Schulden gearbeitet und will mit dem Deal von der Beteiligungsgesellschaft zum operativen Unternehmen werden.

Allein: Noch ist die Transaktion nicht vollzogen. Sie steht, wie es in der Mitteilung der Firmen heißt, „unter der aufschiebenden Bedingung der vollständigen Finanzierung“. Im Klartext: Das Geld für den Deal muss erst noch eingesammelt werden. Heute wurde die erste Barkapitalerhöhung im Rahmen der Übernahme beschlossen. Im Interview erklärt mic AG-Vorstand Andreas Empl, wie die Finanzierung gelingen soll und warum er auch im schwierigen Corona-Marktumfeld zuversichtlich ist, dass die Übernahme klappt.

GoingPublic: Wie kam der Reverse IPO der Pyramid zustande?

Empl: Pyramid hat über Monate einen Verkauf geplant. Man hat im Rahmen der Nachfolgeregelung bereits ein neues Management an Bord geholt und aufgebaut. Diese neue Geschäftsführung hat sich dann zunächst auf dem Private Equity-Markt nach einem Käufer umgesehen. Bei einem Deal mit einem Private Equity-Haus wäre Pyramid aber vermutlich ein strenges Finanzierungskorsett angelegt worden.

Als ich im Sommer auf Pyramid zukam, war das Management einen Moment skeptisch. Die Berater und die Geschäftsführung selbst haben in den Folgewochen aber schnell eingesehen, dass ein Reverse IPO das beste Mittel ist, um die eigenen Ziele zu erreichen: der Gesellschaft Spielraum für künftiges Wachstum zu geben und die Möglichkeit zu schaffen, über Buy and Build zusätzliches Wachstum zu generieren sowie Öffentlichkeit zu erlangen. Management und Gründer haben Für und Wider sorgfältig abgewogen und sich dann für den Deal mit der mic AG entschieden.

„Wir sind saniert“

GoingPublic: Obwohl die mic AG in den vergangenen Jahren ja nicht immer das beste Bild abgegeben hat.

Empl: Die mic AG ist ein Sanierungsfall gewesen, keine Frage. Aber: Wir sind saniert, wir mussten eine strenge Due Diligence über uns ergehen lassen. Pyramid konnte die Tatsachen transparent in unseren Büchern sehen und hat sich dennoch für den Deal entschieden. Das ehrt uns als Sanierer.

GoingPublic: Sie sagen es schon, Ihre Aktionäre haben in der Vergangenheit nicht immer nur profitiert. Wie sollen Sie jetzt am Reverse IPO verdienen?

Empl: Das Gros der Bestandsaktionäre der mic AG ist bei 1,05 EUR eingestiegen. Sie profitieren allein schon davon, dass wir zu diesen Konditionen einen Deal mit Pyramid machen, der Ausgabepreis liegt jetzt bei 2 EUR. Die Altaktionäre, die über viele Jahre in der mic AG gefangen waren, haben die Möglichkeit, zumindest wieder auf bessere Kursstände zu kommen. Wenn Pyramid sich entwickelt, können wir in Zukunft deutlichere Kurszuwächse verzeichnen.

GoingPublic: Der Deal ist aber ja noch gar nicht finanziert.

Empl: Die größte Herausforderung für uns ist die erste Barkapitalerhöhung bei 2 EUR. Die mic AG bringt gute 3 Mio. EUR an Assets in den Deal ein. Wenn wir die erste Kapitalerhöhung stemmen können, haben wir einen Gesamt-Value von knapp 10 Mio. EUR: 6,75 Mio. EUR aus der Kapitalerhöhung auf dem Bankkonto und einen Asset-Wert von zirka 3 Mio. EUR. Damit ist es ein leichtes, einen Kredit aufzunehmen.

Gelingt die erste Kapitalerhöhung, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine weitere Erhöhung klappt, sehr hoch.

GoingPublic: Wenn die erste Kapitalerhöhung gelingt. Wie sieht es denn aus mit der Finanzierung?

Empl: Die Hälfte der Barkapitalerhöhung ist durch die Kernaktionäre, durch Altaktionäre der mic AG, bereits per Soft Commitment zugesagt.

GoingPublic: Dann fehlt aber ja noch die Hälfte.

Empl: Die andere Hälfte beschaffen wir uns gerade durch ein schlagkräftiges Sales-Team von namhaften Banken oder Finanzdienstleistern. Institutionelle Investoren bekunden riesiges Interesse. Wir sind bereits komfortabel unterwegs. Ich bin sehr zufrieden mit der Resonanz.

„Worst Case ist eine Rückabwicklung“

Andreas Empl
mic AG-Vorstand Andreas Empl

GoingPublic: Und wenn die Finanzierung doch nicht gelingt?

Empl: Der Worst Case ist eine Rückabwicklung, wie immer in solchen Fällen. Wir haben eine zeitliche Komponente in den Deal eingebaut, die uns vorgibt, bis wann wir etwas schaffen müssen und in welchen Fällen wir uns etwas mehr Zeit nehmen dürften. Das ist gerade in diesen Corona-Tagen wichtig. Der Erfolg liegt in der Hand der ersten Barkapitalerhöhung.

Aber wir haben eine plausible Geschichte: Pyramid gibt es seit 35 Jahren, das Unternehmen hat ein funktionierendes Geschäftsmodell in einem Tech-Umfeld. Die Leute „lecken“ sich die gerade Finger nach einer solchen Opportunität. Dieser Reverse IPO ist eine Bereicherung für den Kapitalmarkt.

GoingPublic: Die zweite Kapitalerhöhung soll zu einem Ausgabepreis von 3 EUR bis 3,50 EUR folgen. Das ist optimistisch.

Empl: Aber nicht zu optimistisch. Die erste Barkapitalerhöhung trägt dem Risiko Rechnung, dass der Deal noch nicht ganz finanziert ist. Im Anschluss werden wir den Fokus auf das Operative und die Corporate Story lenken. Damit kann es uns gelingen, den Ausgabepreis zu realisieren.

GoingPublic: Herr Empl, vielen Dank für das Gespräch.

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