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Das ungarische Spezialpharmaunternehmen Gedeon Richter wird im Rahmen einer Barkapitalerhöhung strategischer Investor bei der Formycon AG. Richter beschert dem deutschen Biosimilars-Entwickler einen Mittelzufluss in Höhe von rund 83 Mio. EUR. Das teilte Formycon am gestrigen 29. Januar mit. Gedeon Richter wird mit rund 9 % drittgrößter Aktionär des Unternehmens neben der Athos KG (Strüngmann-Brüder) und dem Asset-Manager Wendeln & Cie.

Der Formycon-Kurs reagierte auf die Nachricht kaum und bewegt sich aktuell in der Nähe des Platzierungspreises der neuen Aktien (51,65 EUR). Der Börsenwert des Unternehmens liegt aktuell bei rund 830 Mio. EUR. Seit Jahresbeginn liegt die Formycon-Aktie mit rund 9 % im Minus.

Basierend auf den Beschlüssen des Vorstands und des Aufsichtsrats von Formycon hat Gedeon Richter im Rahmen einer Privatplatzierung eine Barkapitalerhöhung in Höhe von 9,08% gezeichnet. Das Grundkapital der Gesellschaft wird demnach durch teilweise Ausnutzung des genehmigten Kapitals von derzeit 16.053.025,00 EUR um 1.603.877,00 EUR auf insgesamt 17.656.902,00 EUR durch Ausgabe von 1.603.877 neuen, auf den Inhaber lautenden Stückaktien mit einem anteiligen Betrag am Grundkapital von je 1,00 EUR gegen Bareinlage erhöht. Der Platzierungspreis je Aktie beträgt 51,65 EUR je neuer Aktie.

Formycon: Neuer Biosimilar-Kandidat FYB210 soll im zweiten Halbjahr starten

Der Mittelzufluss beläuft sich auf insgesamt 82,84 Mio. EUR und soll vor allem für die Weiterentwicklung der bestehenden Biosimilar-Pipeline von Formycon, insbesondere für die Projekte FYB206, FYB208 und FYB209, verwendet werden. Darüber hinaus ist der Start von FYB210, einem neuen Biosimilar-Kandidaten, für die zweite Jahreshälfte geplant.

„Eine solide Versorgung und wettbewerbsfähige Herstellung werden als Schlüsselfaktoren in der Wertschöpfungskette von Biosimilars zunehmend wichtiger. In den letzten Jahren haben wir eine sehr vertrauensvolle und erfolgreiche operative Zusammenarbeit mit Gedeon Richter aufgebaut, indem wir ihre hochmodernen Herstellungskapazitäten genutzt haben“, kommentiert Dr. Stefan Glombitza, CEO der Formycon AG.

Formycon fokussiert sich auf Therapien in der Ophthalmologie und Immunologie sowie auf weitere chronische Erkrankungen und deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der technischen Entwicklung bis zur klinischen Phase III sowie der Erstellung der Zulassungsunterlagen ab. Mit FYB201 hat Formycon bereits ein erstes Biosimilar auf dem Markt. Fünf weitere Biosimilar-Kandidaten sind derzeit in der Entwicklung.

Gedeon Richter ist ein Pharmaunternehmen in Mittel-Osteuropa mit einer wachsenden Präsenz in Westeuropa, China, Lateinamerika und Australien. Das selbst börsennotierte Unternehmen (Heimatbörse Budapest) bringt aktuell eine Marktkapitalisierung von rund 4 Mrd. EUR auf die Waage. Ende 2022 lag der konsolidierte Umsatz bei rund 2,0 Mrd. EUR (2,1 Mrd. USD). Das Produktportfolio von Richter deckt viele therapeutische Bereiche ab, darunter die Frauengesundheit, ZNS- und kardiovaskuläre Erkrankungen. Mit der größten Forschungs- und Entwicklungseinheit in Mittel-Osteuropa konzentriert sich die ursprüngliche Forschungstätigkeit auf ZNS-Erkrankungen. Gedeon Richter ist darüber hinaus in der Entwicklung von Biosimilar-Produkten tätig.

In den kommenden Jahren laufen viele Patente auf Biopharmazeutika aus – bis 2025 verlieren Medikamente mit einem Umsatz von ca. 100 Mrd. USD ihren gesetzlichen Schutz. Biosimilars sind Nachfolgeprodukte von biopharmazeutischen Arzneimitteln, deren Marktexklusivität ausgelaufen ist. Derzeit wird der weltweite Umsatz mit Biosimilars auf über 15 Mrd. USD geschätzt. Bis 2030 könnte er nach Analystenschätzungen auf über 74 Mrd. USD steigen.

Nach Meinung vieler Analysten trägt die aktuelle Formycon-Börsenbewertung dem Marktpotenzial kaum Rechnung, so dass für die Aktie derzeit – vielleicht auch beflügelt vom guten Newsflow – im Laufe des Jahres 2024 noch wesentlich höhere Kurse sehen sollte.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.