Thomas Bartling, Fondsmanager des Aurelia Global Fonds der CONCEPT Vermögensmanagement GmbH & Co. KG

Im Interview mit dem GoingPublic Magazin äußert sich Thomas Bartling, Fondsmanager und Gesellschafter der CONCEPT Vermögensmanagement GmbH & Co. KG, zur Systematik seines Investmentansatzes und erläutert den besonderen Charme, den er in der seltenen Mischung der Anlageklassen Gold und Technologieaktien sieht.

GoingPublic: Herr Bartling, Sie setzen auf Gold und Technologieaktien als Kerninvestments in Ihrem Fonds. Passt auf den ersten Blick wie James Bond und Gummistiefel zusammen. Warum glauben Sie an diese Mischung?
Bartling:
Ganz so ist es nicht – in vielen Technologien kommen Edelmetalle zum Einsatz. In elektronischen Bauteilen und elektrischen Kontakten wird Gold verarbeitet. Silber hat eine perfekte elektrische Leitfähigkeit; es findet daher in vielen Industrien Verwendung, vor allem auch in der Computer- und Mobilfunktechnologie. Für mich schützen Edelmetalle und Technologieaktien unser Vermögen in bester Art und Weise, d.h. sie bewahren die Kaufkraft auch in Zeiten negativer Realverzinsung. Das ist für Gold historisch ableitbar und beweist sich gerade jetzt im Umfeld überbordender Staatsverschuldung. Technologieaktien werden von Anlegerseite aufgrund der Nachwirkungen der Internetblase aus dem Jahr 2000 weiterhin vernachlässigt. Aus meiner Sicht vollkommen zu Unrecht, da über die letzten 40 Jahre mit dem Technologieindex Nasdaq Composite ca. 1,8% p.a. Rendite mehr erwirtschaftet werden konnte als mit dem großen Industrieindex S&P 500. Heutzutage vereint beide – Gold und die großen Technologieaktien wie Apple, Google, Amazon, Cisco oder ebay – vor allem auch, dass sie schuldenunbelastet sind. Eine Kombination der sehr unterschiedlichen Anlagen ermöglicht es, in Sachwerten investiert zu sein, dabei aber in extremen Marktphasen über einen sozusagen natürlichen Hedge zu verfügen. Im Übrigen repräsentieren beide, Gold wie Technologie, zwei unterschiedliche Sehnsüchte des Lebens. Gold steht dabei für das Unvergängliche, gleichzeitig Sichere; es ist die Verankerung. Technologie symbolisiert die Lösungsfähigkeit und Zukunftsorientierung des Menschen – wie wir sagen: Vertrauen in Wachstum.

GoingPublic: Der ZKB Gold-ETF ist das größte Einzelinvestment des Aurelia, ebenso sind Sie im ZKB Silber-ETF stark engagiert. Investieren Sie auch in Minenaktien?
Bartling:
Wir investieren auch in Minenaktien wie Silver Wheaton, Barrick Gold oder New Gold. Ich erwarte mir davon, dass das höhere Risiko gegenüber den physischen Metallinvestments in einem anhaltenden Bullenmarkt auch angemessen honoriert wird. Zugegebenermaßen war dieses in den vergangenen zwei Jahren nicht der Fall. Neben Managementfehlern und Kostenexplosionen sind auch sektorspezifische Risiken wie Minenunfälle oder auch Verstaatlichungen in den Vordergrund getreten und haben Investoren verschreckt. Im großen Bild werden die Chancen aktuell nicht gesehen. Ich betrachte ein Mineninvestment immer als Beteiligung an den Gold- und Silberreserven unter Tage und damit einem starken Angebot in der Zukunft. Dabei sollten heute schon abgeleitet aus der aktuellen Produktion Cashflow und Bilanz in Ordnung sein. Erste Priorität und damit auch deutlich stärker gewichtet bleiben für uns jedoch bis auf weiteres die physisch rückgedeckten Investments in die Schweizer ETFs.

GoingPublic: Halten Sie auch weitere Edel-/Industriemetalle kurz- oder mittelfristig für attraktiv?
Bartling:
Industriemetalle spielen für uns keine Rolle. Im Vordergrund stehen Gold und Silber aufgrund der historischen Geldfunktion, die ihnen innewohnt. Diese Eigenschaft fehlt auch Platin und Palladium. Von daher beschäftige ich mich damit nur am Rande. Es hat sicherlich auch seinen Grund, dass erstmals in der jüngeren Geschichte die Unze Platin über einen längeren Zeitraum billiger ist als eine Unze Gold.

GoingPublic: Bei den Fondsbeteiligungen sind die beiden größten Engagements asiatisch ausgerichtet. Setzen Sie hier auf China unter neuer Führung?
Bartling:
Was die neue Führung in China anders macht als die alte, ist für mich schwer einschätzbar. Tendenziell wird der Wachstumskurs aufrecht erhalten – die Bereitschaft, bei Rückschlägen zu intervenieren und Stimuli zu setzen, ist möglicherweise unter Verantwortung des neuen Chefs Xi Jinping zu Beginn seiner Regierungsperiode höher. Grundsätzlich bleibt Asien der Konsumentenwachstumsmarkt der nächsten Jahre. Die Menschen dort sind neuen Technologietrends und -produkten sehr zugewandt. Was Japan im Bereich der Consumer-Elektronik mit Sony, Nintendo oder Canon war, ist Südkorea mit Samsung bei Smartphones, Tablets und TV heute. Für den Investor ist neben der Angebotsseite auch besonders die Kaufkraftentwicklung der Bevölkerung entscheidend. Diese schätzen wir als gesund ein, zumal die asiatischen Staaten mit Ausnahme von Japan nur eine geringe Staatsverschuldung aufweisen.

GoingPublic: Die Liste der Einzelengagements wird von den „alten Bekannten“ ebay, EMC und SAP angeführt, während Apple, Google und Facebook zumindest unter den größten Positionen fehlen. Wie erklärt sich das, warum finden Sie Internetauktionen, Speicherkompetenz und Unternehmenssoftware so interessant?
Bartling:
Bei Apple sind wir mittelbar investiert, über einen Nasdaq100-ETF. Das Kurspotenzial auch noch nach dem Tod von Steve Jobs habe ich unterschätzt. Aktuell bin ich der Meinung, dass der Wachstumsmarkt Smartphone/Tablet Apple noch Raum gibt, um weiter starken Cashflow zu generieren, aber es fehlen die großen Geniestreiche, um in ganz neue Sphären vorzudringen. Die anderen werden weiter aufholen – aus diesem Grund haben wir auch jüngst in Google investiert. Das Unternehmen ebay hat sich sozusagen selbst neu erfunden; gestartet und erfolgreich geworden als Online-Auktionshaus für den Endverbraucher, ist es nun zu einer allgemeinen Handelsplattform geworden, die auch gewerblichen Anbietern Auktionsverkäufe ermöglicht. Besonders interessant ist die Aktie aber deshalb, weil ebay mit seinem stark etablierten Online-Zahlungsdienst PayPal am weiter wachsenden E-Commerce-Geschäft auch außerhalb seiner eigenen Auktionswelten profitiert.

GoingPublic: Welche technologischen Trends halten Sie aktuell für besonders aussichtsreich?
Bartling:
Der Smartphone-Markt wird weiter ungebremst wachsen und es wird interessant, welche zusätzlichen Funktionalitäten dort aufgeladen werden. Kurzfristig sollte es die Bezahltechnologie sein, die im Laden oder an der Tankstelle die Kreditkarte überflüssig macht. Diese sogenannte „Nah-Feld-Kommunikation“ setzt eine Chip-Technologie voraus, die in vielen Handys bereits vorhanden ist. In einigen Jahren benötigt man also keine Brieftasche mehr, etwas Ähnliches könnte ich mir auch für den Schlüsselbund vorstellen: Mein Smartphone kann mir doch auch die Haustür aufschließen. Ein anderer starker und anhaltender Trend ist das Cloud-Computing, das dem Nutzer erlaubt, geräte- und standortunabhängig auf Daten, Anwendungen und Medieninhalte zuzugreifen. In diesem Umfeld auf jeweils anderen Feldern sind unsere Fondsinvestments SAP und EMC bestens aufgestellt.

GoingPublic: Kleiner Ausblick für das kommende Jahr: Welcher Anlageklasse trauen Sie die beste Performance zu?
Bartling:
Aktien – im Besonderen bei weiter steigendem Goldpreis dürften die Minenwerte dabei durchaus überdurchschnittlich abschneiden.

GoingPublic: Herr Bartling, vielen Dank für das interessante Interview.

Dieser Artikel ist erschienen im GoingPublic Magazin 1/2013.

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