Bildnachweis: PlanB.

Einen Valentinstag der besonderen Art erlebten am Dienstag 160 geladene Gäste in der Sennebogen-Akademie in Straubing: ein Date mit den besten Bioökonomie-Start-ups des Jahres. Zum fünften Mal wurden die Siegerteams des Start-up Wettbewerbs „PlanB – Biobasiert.Business.Bayern.“ beim Prämierungsevent ausgezeichnet.

„Heute werden Sie gleich sechs spannende, biobasierte Geschäftsideen kennenlernen – besser als jedes Blind-Date“, begrüßte Moderatorin Ann-Kathrin Wagner die Gäste im Saal und im Livestream. Trotz des Terminzufalls gehe es aber um ein ernstes Thema: mehr als je zuvor müsse heute die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen und klimaschädlichen Produkten und Prozessen reduziert werden.

Dass Start-ups im Feld der biobasierten Wirtschaft besonderen Herausforderungen gegenüberstehen unterstrich Michael Brandkamp, General Partner beim European Circular Bioeconomy Fund. In seinem Impulsvortrag und dem anschließenden Investors Talk mit Business Angel Gwendolyn Schröter machte er deutlich: Seed-Finanzierung ist wichtig, aber der Anschluss für Wachstum und Skalierung muss gegeben sein. Nur so erreiche man die „Bio-Revolution“. Beide waren sich einig, dass die sogenannten Deep Tech Start-ups, zu denen auch Bioökonomie-Gründende zählen, resilient durch die Krise kommen und weiter attraktiv für Geldgeber sind.

PlanB: Gesamtes Bioökonomie-Spektrum vertreten

Die sechs Finalteams hatten je drei Minuten, um mit ihren Pitches die Experten-Jury und das Publikum von sich zu überzeugen. Mit innovativen Energienutzungstechnologien, neuen Biowerk- und Verpackungsstoffen, Recycling und Applikationen für eine nachhaltigere Landwirtschaft war das gesamte Bioökonomie-Spektrum vertreten.

Das Team von EEDEN hat eine zum Patent angemeldete Technologie zur Rückgewinnung des Biopolymers Cellulose aus Textilabfällen entwickelt. So können große Mengen von alten Textilien recycelt werden und erneut als hochwertige Cellulosefasern zum Einsatz kommen.

Das Team von FarmInsect möchte Fisch- und Sojamehl in der EU vollständig ersetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sie ein Produktionssystem für regionales und nachhaltiges Insektenprotein zum Einsatz in der Landwirtschaft entwickelt.

Das Team von LiveSen arbeitet an einer Biosensor-Technologie mit der laborgenaue, intelligente Düngung möglich wird. So soll effiziente und nachhaltigere Präzisionslandwirtschaft durch Biotechnologie ermöglicht werden.

Das Team von PROSERVATION trägt mit seinem ökologischen Verpackungsmaterial aus Getreidespelzen und biogenen Bindemitteln, das Styropor ersetzen kann, dazu bei, Verpackungsmüll zu reduzieren.

Das Team von Reverion will mit seiner „Bioenergie mit CCS“-Technologie die nächste Generation von Kraftwerken bauen und klimapositive Energieproduktion möglich machen. Im ersten Schritt dabei im Fokus: Biogasanlagen deutlich effizienter machen.

Das Team von Revoltech entwickelt nachhaltige Materialien. Ihr Textil LOVR ist lederähnlich, vegan und bioabbaubar. Es basiert auf zellulosehaltigen Resten der Landwirtschaft und kann in verschiedensten Bereichen eingesetzt werden.

Den ersten Platz dotiert mit 6.000 EUR sowie einer Mieteinheit im Technologie- und Gründerzentrum Straubing sicherte sich das Team Reverion aus Eresing. Björn Hühnlein vom Hauptsponsor Clariant überreichte den Preis. Reverion, vertreten durch Aida Fernandez, überzeugte mit dem schnellen Wachstum in den letzten Monaten und den vielen Vorbestellungen ihrer Brennstoffzellen-Anlage, die die Effizienz von Biogasanlagen deutlich erhöht und die Energieerzeugung klimapositiv gestallten soll. „Es fühlt sich toll an – ich selbst war unzufrieden mit meinem Pitch, aber das ist vielleicht auch, worauf es ankommt im Start-up Business: nie mit sich zufrieden sein“, so Aida Fernandez.

Einen Scheck über 4.000 EUR aus den Händen von Sponsorin Marina Crnoja-Cosic von Kelheim Fibres erhielt das Start-up Proservation aus Stuttgart. Das Team nutzt Dinkelspelzen und einen biogenen Klebstoff, um Styropor als Verpackungsmaterial zu ersetzen. Der Pitch von Proservation-Geschäftsführer Henning Tschunt begeisterte auch das Publikum – er durfte den Publikumsaward aus den Händen von Stefan Hinsken von der Raiffeisenbank Straubing empfangen.

Den dritten Platz und 3.000 EUR sicherten sich LiveSen, eine Ausgründung der Uni Bochum und des Campus Straubing der Technischen Universität München. LiveSen haben ein biotechnologisches Verfahren zur Präzisionsdüngung in der Landwirtschaft entwickelt.

Den Sonderpreis für die beste Entwicklungsleistung überreichte Prof. Anja Faße, Prorektorin des Campus der Technischen Universität München in Straubing an das Team von ecomates aus München. Ihr Ziel: mit ihrem Biodegrader, einer Mikro-Biogasanlage, die Energiewende in die Haushalte bringen.

Der Start-up Wettbewerb „PlanB – Biobasiert.Business.Bayern.“ wird veranstaltet von der BioCampus Straubing GmbH. Es handelt sich um ein nicht-kommerzielles, öffentlich durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördertes Projekt. Der Wettbewerb wird seit 2014 alle zwei Jahre durchgeführt. In den bisherigen Runden nahmen insgesamt knapp 200 Start-ups aus Deutschland, aber auch aus dem europäischen und internationalen Ausland teil.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.