Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erklärt Prof. Philipp Sandner u.a., was wir in Sachen Kryptwoährungen noch technologisch zu erwarten haben und wie es um die Zukunft der etablierten Finanzinstitute in dem Zusammenhang bestellt ist.

GoingPublic: Herr Prof. Sandner, noch kann man mit Bitcoins in der realen Welt nicht wirklich viel anfangen – bis auf wenige Ausnahmen. Wird sich das mittelfristig ändern?
Prof. Dr. Philipp Sandner leitet das Frankfurt School Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance & Management

Prof. Sandner: Die Blockchain-Technologie wird eine Schlüsseltechnologie der nächsten zehn bis zwanzig Jahren werden, die unsere Welt entscheidend beeinflussen wird. Ob wir in Zukunft Bitcoin als Zahlungsmittel verwenden werden ist jedoch fraglich, da das Protokoll hinter dem Bitcoin zunehmend von anderen Ansätzen überholt wird, welche technologisch einfach weiter fortgeschritten sind. Bitcoin gilt dennoch nach wie vor als Brückenwährung, um anderes Kryptogeld zu erwerben. Unsere zukünftige Nutzung dieser neuen Asset Klasse wird auch maßgeblich vom Gesetzgeber und dessen Regulierung des Kryptomarktes abhängen. Hier wird es darauf ankommen, einen sinnvollen regulatorischen Rahmen zu finden, der Betrug verhindert, jedoch Innovation und Fortschritt weiterhin erlaubt. Deutschland und Europa können sich hier kein Scheitern leisten, da wir sonst von anderen Ländern und Wirtschaftszonen abgehängt werden.

Wenn Geldtransfers künftig ohne Banken, sondern mit dem Smartphone oder via E-Mail, funktionieren, wird dann das Bankgeschäft, aber auch das der Intermediäre wie den Börsen etc., künftig obsolet?

Geschäftsbanken und andere reine Finanzorganisationen werden durch den Wegfall Ihres Status‘ als Intermediär sicherlich an Marktanteilen verlieren. Es gibt allerdings auch Ansätze, wie der von Ripple, welche versuchen traditionelle Banken in das neu entstehende Ökosystem zu integrieren. Die Blockchain-Technologie hat das Potential als Schlüsseltechnologie der nächsten zehn bis zwanzig Jahren eine Reihe von bestehenden Geschäftsmodellen abzulösen. Hingegen haben industrienahe Banken, wie die BMW Bank oder Siemens Financial Services die Chance, von der kommenden Evolution im Finanzsektor zu profitieren. Institutionen müssen nun pro-aktiv die Weichen für diesen Wandel stellen, um auch zukünftig auf dem Markt bestehen zu können. Auch den Gesetzgeber sehe ich hier in der Pflicht, diese Entwicklung möglichst bald mit geeigneten Maßnahmen zu unterstützen.

Diverse Anleger spekulieren auf weitere Kursanstiege bei Bitcoins und anderen Kryptowährungen. Das könnte Domino-Effekte hervorrufen, da bei einer ‚Irrational Exuberance‘ zuerst nur einige wenige umfallen, dann aber kaskadenförmig viele andere mitreißen – im Sinne einer „Infektion“. Bestünde hier auch ein gewisses Risiko?

Diese Möglichkeit sollte man auf jeden Fall in Betracht ziehen, wenn man sich für ein Investment in diesem Bereich entscheidet. Nicht umsonst warnt die deutsche Bundesbank vor Crypto Assets. Ich rate jedem Anleger sich vor seinem Investment umfassend über die Technologie und mögliche Konsequenzen zu informieren. Wenn dies geschehen ist, empfehle ich Anfängern gerne, einen niedrigen zweistelligen Betrag zu investieren, um die Technologie und die Marktdynamik spielerisch zu verstehen. Im bedauerlichen Fall eines Platzen der Blase hat dies sicherlich Auswirkungen auf die zukünftige Gegebenheit von Kryptowährungen, jedoch wird die Blockchain-Technologie, die hinter den meisten sogenannten Währungen dieser neuen Asset-Klasse steht, massiv profitiert haben. Durch den Hype und dem verbundenen Geldregen, wird eine Vielzahl von innovativen Ansätzen für Wirtschaft und Gesellschaft gefunden worden sein, welche das Potenzial haben, uns in eine digitalisierte Zukunft führen zu können.

Das Interview führte Svenja Liebig

Alles rund um das Thema Kryptowährungen, FinTech und ICOs können Sie in unserem nächsten GoingPublic Magazin, das am 17. Februar erscheint und das Sie auf unserer Seite bestellen können, nachlesen.

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