Diana Riedelbauch, Expertin für Länderrisiken, D&B Deutschland

Eine Analyse der globalen Verteilung von Firmeninsolvenzen zeichnet ein sehr gemischtes Bild, bezogen auf die einzelnen Regionen der Welt. Das betrifft sowohl den Anteil der Insolvenzen pro Region wie auch die zukünftige Entwicklung. Im 4. Quartal 2011 verringerten sich die Insolvenzen besonders stark in Nordamerika. Jedoch stark gestiegen sind sie in Asien mit Ausnahme von China. Bedingt durch die Schuldenkrise zahlreicher Länder der Eurozone werden hier absehbar auch die Insolvenzen steigen. Für den Verlauf des Jahres erwarten wir ein Verharren der Insolvenzrate auf dem derzeitigen Niveau. Vor allem die weiterhin schwelende Schuldenkrise in der Eurozone verschärft in vielen Ländern die Kreditkonditionen. Zusätzlich erhöht sich der Druck auf die Unternehmen durch die zunehmende Volatilität an den Währungs- und Rohstoffmärkten.

Zusammengefasst ist die Insolvenzanalyse im aktuellen D&B Global Insolvency Index*. Dieser lag im 4. Quartal 2011 bei 91,1 Zählerpunkten. Dies sind 3,3 Punkte weniger als im Vorjahr. Somit ist global gesehen die Anzahl an Insolvenzen von Unternehmen noch deutlich unter den Spitzenwerten der Rezession von 2008 und 2009. Den deutlichsten Rückgang gab es in Nordamerika mit einem Minus von 14,2 Punkten. Am stärksten stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den Schwellenländern, insbesondere in Asien (ohne China), wo das Insolvenzrisiko im Vorjahresvergleich um 13,7 Punkte stieg, gefolgt von Osteuropa (7,6 Punkte). In Europa stiegen hingegen die Insolvenzen um 2,2 Punkte – überdurchschnittlich vor allem in den hoch verschuldeten Ländern wie Portugal und Spanien. Deutschland ist hierbei eines der wenigen Länder der Eurozone, in dem die Zahl der Insolvenzen zurückgegangen ist. Unterdessen gab es in Großbritannien aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung auch eine Zunahme. Ein ebenfalls hohes Insolvenzrisiko herrscht derzeit in Ländern, die eine größere wirtschaftliche Krise hinter sich haben, wie Kroatien, Ungarn oder Island. Aber selbst Länder mit vergleichsweise besseren wirtschaftlichen Bedingungen und geringer Staatsverschuldung, wie Australien oder die Schweiz, verzeichnen einen deutlichen Anstieg des Insolvenzrisikos.

Quelle: D&B

Weltweit positiver Trend im verarbeitenden Gewerbe und in weiteren wichtigen Branchen

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Schlüsselbereich verarbeitendes Gewerbe sank im 4. Quartal 2011 in allen entwickelten Volkswirtschaften. Der Rückgang war jedoch nicht mehr so stark wie im Vorquartal. Auf globaler Ebene sank die Zahl der Insolvenzen im verarbeitenden Gewerbe um 7,5% gegenüber dem Vorjahr.

Vor allem in weiteren konjunkturabhängigen Branchen verzeichnete D&B einen Rückgang der Insolvenzen. Das betrifft das Baugewerbe, den Telekommunikationsbereich, Transport und Logistik sowie die Immobilienbranchen und den Rohstoffsektor. Auch im Einzelhandel und Finanzsektor gab es Rückgänge bei den Insolvenzen zu vermelden, wenn auch mit weitaus geringeren Veränderungen.

 

Tab. 1: Global Insolvency Data for Q4/2011
D&B Global   Year on year change (%)
Insolvency Index Q4 2011 year to Q4
World 91,9 -3,30% -2,90%
Advanced economies 91,1 -4,40% -3,20%
– North America 80,3 -14,20% -8,90%
– Euroland 102,2 2,20% 2,60%
– Nordic Region 91,3 -2,20% -3,80%
Emerging economies (ex. China) 101,3 10,50% 0,90%
– Emerging Asia (ex. China) 108,7 13,70% -9,90%
– Eastern Europe 114,6 7,60% -1,70%
Quelle: D&B

 

Ausblick: Insolvenzrisiko bleibt im 1. Halbjahr 2012 hoch

Die Weltwirtschaft zeigt eine Tendenz zur Erholung, da die führenden Indikatoren wie der Global All-Industry Output Index von JP Morgan im Februar 2012 weiter stiegen. Dies lässt auf eine Expansion bei den Auftragseingängen, Arbeitsplätzen und Einkäufen der Unternehmen schließen. Diese Verbesserungen tendieren jedoch stark in Richtung USA, wo die Arbeitslosenquote zurückging und sich das Konsumklima verbessert hat, und in geringerem Maße in Richtung Asien, vor allem China. D&B erwartet, dass diese beiden Märkte im Laufe des Jahres 2012 das weltweite Wachstum stützen werden. Allerdings wird das Wachstum in China 2012 geringer ausfallen als im Mittel der letzten drei Jahre. Hierdurch werden die Impulse Chinas für die Weltwirtschaft in diesem und auch im nächsten Jahr geringer ausfallen. Auch China sieht sich zunehmend vor die Herausforderung gestellt, Probleme wie die Immobilienblase anpacken zu müssen. Die Kreditrisiken im chinesischen Immobiliensektor werden für das Jahr 2012 steigen. Vor allem der Umgang mit der Immobilienblase in China kann und wird Auswirkungen auf die gesamte Region und die Weltwirtschaft haben. Das einfache „Weiter so!“ als Motto der letzten Jahre hat über kurz oder lang ausgedient.

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