Wer konnte da noch anders, als felsenfest vom zukünftigen Erfolg überzeugt zu sein. Mit bahnbrechenden Konzepten warteten sie auf, die medienwirksamen Unternehmens-Lenker, bereit, um mit schier unerschöpflichem Tatendrang und Elan die Welt zu erobern. Sie waren wie geschaffen für die allseits bejubelte New Economy, den wirtschaftlichen Garten Eden, der endlich erreicht schien. Aber das war, als es noch gut war.

Jetzt ist nichts mehr gut. Die Prognosen über zukünftige Marktvolumina und Wachstumsraten entpuppten sich als das, was sie wirklich sind: Bessere Wettervorhersagen, gefärbt von Hoffnungen und einem Optimismus, der lieber auf- als abrundet. Nur mit der Realität haben sie meist wenig zu tun.

Vornehmlich für schnellwachsende Dotcom-Unternehmen entwickelten die Internet-Dienstleister Angebote rund um e-Commerce und Internet. Die strategische wie technische Beratung bei der Integration des Internets in den Geschäftsablauf stand dabei ebenfalls auf dem Programm. Das klang anfangs auch sehr plausibel und erfolgversprechend, schossen doch neue Internet-Start-ups wie Pilze aus dem Boden. Was zu dem Zeitpunkt aber keiner bedachte, war die Tatsache, daß diese Quelle versiegen könnte. Das aber ist leider geschehen. Unzählige Start-ups verschwanden schneller als sie gekommen waren – und ließen damit die ehrgeizigen Planungen der Internet-Dienstleister wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Aber damit hatte im Eifer des Gefechts niemand gerechnet. Aggressiv war Personal aufgestockt und die Infrastruktur erweitert worden.

Doch das rächt sich nun. Das amerikanische Internet-Beratungshaus IXL Enterprise kündigte vor kurzem die Entlassung von 850 Angestellten an – was immerhin einem Drittel der gesamten Belegschaft entspricht. Wettbewerber Marchfirst geht es nicht besser. 1.000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden – und damit rund 100 Mio. US-$ eingespart werden. Aber selbst das scheint nicht auszureichen, um das Unternehmen in ruhigeres Fahrwasser zu bringen, denn seit dem schlechten dritten Quartal droht die finanzielle Krise. Vor zwei Wochen verfügte Marchfirst über liquide Mittel von 45 Mio. US-$, braucht aber nach eigenen Angaben mindestens 50 Mio. US-$ um das laufende Jahr zu überstehen.

Die schwedische Cell Networks bekommt das rauhe Klima der Branche genauso zu spüren. Der Verlust wurde in den abgelaufenen neun Monaten von 2,7 Mio. Euro im gleichen Vorjahreszeitraum auf 38 Mio. Euro vervielfacht. Der Umsatz konnte indes um 33 % gesteigert werden. Fast genauso sieht es bei Framfab und Icon Medialab aus. Die Verluste explodierten – und das Erreichen der Gewinnschwelle rückt in weite Ferne.

Da verwundert es kaum, wenn auch Pixelpark mit seinen Zahlen nicht mehr glänzen kann. Zwar fielen die Quartalszahlen nicht ganz so verheerend aus wie bei den Kollegen in Schweden und Übersee, aber trotzdem muß auch Pixelpark einen Anstieg des Verlustes ausweisen. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2000/2001 kletterte der Konzernfehlbetrag von 3,2 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum auf 3,8 Mio. Euro. Positiv sticht nur die Umsatzentwicklung hervor. Im gleichen Zeitraum verdreifachte sich dieser auf rund 27 Mio. Euro.

Ein Grund zum Jubeln ist dies dennoch nicht, denn die Branche wird aus ihrer Krise nicht so schnell wieder herauskommen. An den Folgen der Selbstüberschätzung werden sie noch einige Zeit zu kämpfen haben. Auch der Strategiewechsel, den Marchfirst und IXL proklamieren, weg von den kleinen Start-ups hin zu den großen Konzernen, dürfte kaum den erhofften Erfolg bringen. Denn dort treffen sie auf die traditionellen IT-Dienstleister wie IBM und CSC Ploenzke, die mit ihrer starken Kapitaldecke auf die längeren Projektlaufzeiten der Großkonzerne wesentlich besser vorbereitet sind. Die Internet-Dienstleister haben das Tal der Tränen noch nicht durchschritten.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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