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Das Bayreuther MedTech-Startup inContAlert erhält eine Pre-Seed-Finanzierung in Höhe von 1,5 Mio. EUR. Angeführt wird die Runde von dem High-Tech Gründerfonds (HTGF), Bayern Kapital und dem Carma Fund, unter der Beteiligung von Business Angels aus der Medizintechnik wie dem Ex-CEO von Fresenius Biotech und der Ovesco AG Prof. Dr. Thomas Gottwald und dem ehemaligen Siemens-Healthineers-Manager Dr. Jörg Stein, der britischen Nialls Foundation, dem Software-Unternehmer Richard Reiber und dem MedTech-Spezialisten Marcus Irsfeld. Das Investment dient der Durchführung von Studien, dem Erhalt der CE-Kennzeichnung als Medizinprodukt und der Vorbereitung des Markteintritts.

inContAlert: 2,2 Millionen Betroffene in Deutschland

Allein in Deutschland leben rund 2,2 Millionen Betroffene, die durch die Technologie von inContAlert in ihrem Alltag unterstützt werden können. Das Start-up entwickelt eine Sensortechnologie, die Inkontinenz-Patienten beim täglichen Blasen-Management unterstützten kann. Das Gerät wird oberhalb des Schambeins, etwa in Höhe eines Gürtels, getragen und erfasst dort kontinuierlich Daten über die Blase. Diese Daten werden über Machine- und Deep-Learning-Algorithmen ausgewertet. Patienten können in einer App die Informationen über den optimalen Zeitpunkt für die Entleerung der Blase abrufen. Die App warnt auch rechtzeitig vor einem zu hohen Blasenfüllstand.

Die initiale Zielgruppe von inContAlert umfasst Patienten mit neurogenen Blasenstörungen, unter anderem bei Querschnittlähmung, Multiple Sklerose, Blasenkrebs, oder Parkinson. Auch für Kinder, die Probleme mit Bettnässen haben, könne die Technologie in Zukunft Abhilfe schaffen, so die Verantwortlichen. Durch die bedarfsgerechte Entleerung zum richtigen Zeitpunkt können Hilfsmittel wie Windeln oder der Verbrauch von Kathetern reduziert werden und das gesundheitliche Risiko von Schädigungen des Harntraktes und der Nieren wird gesenkt.

„Anders als gängige Hilfsmittel im Inkontinenzbereich setzt unsere Technologie einen Schritt vorher an: inContAlert gibt einen Alarm, bevor es zu spät ist. Betroffene erlangen die Kontrolle über ihre eigene Blase zurück“, sagt Jannik Lockl, CEO & Co-Founder von inContAlert.

„inContAlert bricht das Tabu-Thema Inkontinenz. Mithilfe ihrer Technologie kann einem großen Patientenkreis auf täglicher Basis geholfen und ihre Lebensqualität wieder auf ein normales Niveau gebracht werden“, ergänzt Jakob Lilienweiss, Investment Analyst beim HTGF.

„Neben den positiven Effekten auf die Versorgungqualität von Inkontinenz-Patienten zeigen auch die ökonomischen Effekte, die durch effizienten Hilfsmittel- und Personaleinsatz sowie Vermeidung von Folgeerkrankungen erzielt werden, den übergreifenden Wert von inContAlert. Wir sind überzeugt vom Potential dieser Technologie den Inkontinenzmarkt neu zu ordnen“, so Markus Mrachacz, Managing Partner bei Bayern Kapital

Die inContAlert GmbH wurde im September 2022 im Ökosystem der Universität Bayreuth gegründet. Nach der Initiierung des Start-ups im Jahr 2017 durch Dr. Jannik Lockl und Tristan Zürl, sind im weiteren Verlauf Nicolas Ruhland und Pascal Fechner als Co-Gründer mit eingestiegen. Als erste große Meilensteine gewann das Team 2019 den Medical Valley Award und erhielt 2021 die Ausgründungsförderung „EXIST-Forschungstransfer“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Das Start-up beschäftigt mittlerweile 13 Personen an den Standorten in Bayreuth und Trautskirchen (Mittelfranken).

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.