Die Avemio AG ist die umsatzstärkste Handelsgruppe für professionelle Film- und Fernsehtechnik im deutschsprachigen Markt und zielt nun darauf ab, auch den europäischen Markt zu konsolidieren. Ausgehend von der Teltec AG, die in verschiedenen Vorgängergesellschaften seit 1993 existiert, ist der Konzernlenker Ralf Pfeffer angetreten, den Markt aufzurollen. In unserem folgenden Interview erklärt der umtriebige CEO der Avemio AG, Ralf P. Pfeffer, warum er die Gesellschaft als sein Lebenswerk sieht und wie er in den nächsten Jahren zum Unicorn aufsteigen will. Im letzten Jahrtausend bewegten wir uns in einem analogen Bewegtbildmarkt, heute sind Themen wie Digitalisierung, Schnelligkeit und Modernisierung gefragt, auch die Künstliche Intelligenz hält Einzug. Große Herausforderungen und Chancen für die Avemio AG, seit kurzem im Primärmarkt der Börse Düsseldorf.

GoingPublic: Sehr geehrter Herr Pfeffer, Sie sind mit der Avemio AG Ende Januar als einer der wenigen Neulinge in 2023 aufs Parkett an der Börse Düsseldorf gestartet. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 161 Mio. EUR ist der Wert bereits im mittleren Segment angesiedelt. Stellen Sie uns die Gesellschaft bitte kurz vor.

Ralf P. Pfeffer: Die Avemio AG ist die börsennotierte Dachgesellschaft der 100-prozentigen Tochtergesellschaft Teltec AG. Mit ihrer Gründung im Jahr 1993 ist die Teltec seit einigen Jahren die umsatzstärkste Handelsgruppe für professionelle Film- und Fernsehtechnik im deutschsprachigen Markt. Eine unserer Kernkompetenzen ist die Beratung und technische Betreuung von kompletten Produktions-, Postproduktions- und Sendesystemen. Mit über 100 Mio. EUR Umsatz sind wir für die Düsseldorfer Börse ein attraktives Mitglied. Schon nach wenigen Monaten haben wir den Aufstieg in das Primärsegment geschafft – und seit dem 22. Mai können Anleger die Avemio-Aktie auch über das Xetra-System handeln. Unser Grundkapital ist derzeit in ca. 3,43 Mio. Inhaberaktien aufgeteilt, daraus ergibt sich bei Kursen um 48 EUR der von Ihnen angesprochene Börsenwert von über 160 Mio. EUR.

Auf den ersten Blick könnte man Avemio als Elektronik- oder Systemlieferanten verkennen. Das wäre aber wohl zu einfach. Welche Rolle spielen sie im Digitalisierungsprozess des Film- und Fernsehsektors?

Unser Geschäftsmodell basiert auf einer konsequenten Buy-and-Build-Strategie. Durch strategische Übernahmen sind wir zum größten Unternehmen in einem stark fragmentierten Markt in der DACH-Region aufgestiegen und möchten unsere Wachstumsstrategie erfolgreich in Europa fortsetzen. Langfristig wollen wir uns mit unserer IT- und KI-Kompetenz zu einem Medientechnologie-Konzern weiterentwickeln. Die Börsennotiz eröffnet uns dafür weitere Finanzierungsoptionen.

Ralf P. Pfeffer, CEO der Avemio AG

Also stand der Gang an die Börse bei Ihnen schon langfristig auf der Agenda?

Ehrlicherweise nein. Ich bin väterlicherseits Schwabe, deshalb habe ich die Börse lange Zeit kaum beachtet. Die Idee eines Börsenganges ist erst in den letzten Jahren gereift. Der Reverse-IPO war für uns ein praktikabler Weg, zu zeigen, dass wir es können, ohne einen überhöhten Zeichnungspreis im Rücken zu haben. Mit der aktuellen Notiz können wir die Phantasie wecken und liefern, die Performance der Aktie sollte unsere Attraktivität widerspiegeln.

Unsere Aktie liegt zu 79% in festen Händen, das sind die Beteiligungsgesellschaften BuCon GmbH mit ca. 59 %, die sich zu 50% in meinem Besitz befindet, und die TFM GmbH mit ca. 20 %. Ich habe mich persönlich zu einem 36-monatigen Lock-up committet.

Das, was wir hier tun und zeigen, ist genau das Gegenteil von Kasse machen, wenn sie verstehen, was ich meine!

Was sind Ihre Ziele und Erwartungen, wenn Sie sich mit diesem Schritt an die Öffentlichkeit begeben. Andersrum gefragt: Durch die notwendige Transparenz sind Sie jetzt „sichtbar“ im Markt unterwegs. Welche Vorteile erwarten Sie sich?

Der Gang an die Börse war wie angesprochen nie unser Primärziel. Wir konnten in den vergangenen Jahren immer sehr interessante Ergänzungen zu unserem Geschäftsmodell am Markt auffinden und auch von unserer Leistungsfähigkeit im Gruppenverbund überzeugen. Die Hauptaktionäre wollen die Teltec AG – und damit die Avemio AG – weiterhin stark wachsen sehen, eine Finanzierung durch Private Equity schien uns für unseren dynamischen Ansatz zu träge. An der Börse geht vieles schneller, denn für alle Marktteilnehmer gelten die gleichen Regeln. In unserem Heimatmarkt Deutschland wollen wir uns stark machen, davon ausgehend rollen wir unsere Expansionsstrategie im nächsten Schritt in der EU aus. Die Börse ist für uns daher die ideale Finanzierungsform.

Das klingt doch gut und freut die Neuaktionäre zu hören! Derzeit gibt es noch zwei Aktiengattungen aus der Manteltransaktion und die neuen Aktien aus der Einbringung der Teltec AG. Wann findet die Verschmelzung der Gattungen statt und wird es weitere Kapitalerhöhungen geben?

Nach unserer ordentlichen Hauptversammlung im August wird es nur noch eine Aktiengattung geben, die Zahl der Aktien wird sich dadurch jedoch nicht verändern. Aktuell haben wir natürlich noch nicht den nötigen Freefloat, den wir uns für eine liquide Börsennotierung wünschen. Mit unserem genehmigten Kapital können wir jederzeit flexibel reagieren, wenn sich für uns gute Kaufgelegenheiten bieten. Allerdings können wir die nächsten Übernahmen auch aus eigener Kraft stemmen, so dass wir nicht zwingend auf den Kapitalmarkt angewiesen sind.

Ich möchte das gigantische Potenzial unseres Geschäftsmodells bestmöglich heben, denn wir sind mit unserer Strategie in Europa einzigartig und können noch ordentlich wachsen.

Auf meiner Target-Liste stehen derzeit 15 Unternehmen, mit denen ich bereits gesprochen und auch teilweise verhandelt habe. Nun gilt es die Vakanz der europäischen Marktführerschaft zu besetzen. Und ja – natürlich brauchen wir dafür mittelfristig weiteres Eigen- und Fremdkapital.

Als Anbieter von professionellem Elektronik-Equipment für Film und Fernsehproduktionen sind Sie vermutlich in Ihrem Sektor ziemlich allein auf weiter Flur. Oder gibt es vergleichbare Unternehmen mit einem Listing?

Wir befinden uns definitiv in einem Nischenmarkt, es ist aber auch ein Hightech-Markt. Als ich 1995 in das Geschäft eingestiegen bin, war alles noch analog und hatte den Touch von „Rocket Science“. Heute ist Fernsehen aber ein hochkomplexes, digitalisiertes Geschäft. Im Detail sind die Markteintrittsbarrieren dabei sehr hoch, denn der initiale Invest und das notwendige Know-how für einen Marktauftritt sind immens. Selbst der Fotomarkt schafft es nicht, in den Bewegtbild-Markt zu gelangen. Wir arbeiten hier sehr sorgfältig und haben es geschafft, alle wichtigen deutschen und österreichischen Medienstandorte unter ein Dach zu bringen. Mittlerweile haben wir eine sehr solide Marktstellung.

Und wie sieht es auf europäischer Bühne aus?

Der europäische Markt ist sehr fragmentiert und kommt noch aus einer stark Know-how-getriebenen Ecke. Um heute Erfolg zu haben, benötigt es aber auch E-Commerce, Social Media – all diese modernen Dinge sind heute selbsterklärend, wie z.B. auch ein attraktiver Web-Shop, der in allen Ländern und Sprachen funktioniert. In den USA gibt es einen großen Marktführer mit über 4 Mrd. USD Umsatz. In Europa sehen wir ein vergleichsweises Potenzial für einen Marktführer, den es heute so noch nicht gibt, von mehr als einer Milliarde EUR Umsatz. Diesen Markt wollen wir nach unseren Grundsätzen konsolidieren, wie schon seit einigen Jahren erfolgreich in der DACH-Region von uns praktiziert.

Studio. Copyright: Avemio AG
Studio. Foto Copyright: Avemio AG

Vor kurzem haben Sie in Polen einen wichtigen Zukauf getätigt. Können Sie hier ein paar Determinanten aufzeigen, die diesen Deal besonders kennzeichnen? Wie haben sie den Kauf bezahlt?

In Polen haben wir ein renommiertes Unternehmen übernommen. Als Kompetenz eines Käufers bringen wir Dinge mit, die solche lokalen Gesellschaften dringend benötigen. Ein breites Netzwerk, ein großes Warenlager sowie Social-Media- und E-Commerce-Kompetenz. Dort vor Ort in Polen wollen wir das, was wir in Deutschland beherrschen, auch bestmöglich umsetzen. Immer vor dem Hintergrund, dass es auf der Handelsseite niemanden gibt, der bislang so international aufgestellt ist. Wir haben für den Deal Geld eingesetzt, das wir als Cashflow in unseren anderen Beteiligungen verdient haben. Wir sind hochliquide aufgestellt und haben noch Mittel im unteren zweistelligen Millionenbereich in der Kasse und zusätzlich einige Fremdkapital-Fazilitäten, die wir für unsere Strategie einsetzen können. Wir sind für kleinere Deals wie angesprochen nicht auf weitere Kapitalrunden angewiesen.

Wer aggressiv wächst, könnte vor allem aus dem Ausland wiederum größere Interessenten anlocken, die dann über eine M&A-Transaktion bei Ihnen vorstellig werden. Würden Sie das für die Avemio AG als ein realistisches Szenario bezeichnen? Welche eigene Akquisitions-Strategie favorisieren Sie gegenüber dem angelsächsischen, finanzbasierten Modell?

Das ist ein interessanter Punkt, jedoch ist der europäische Markt lokal gewachsen. Was wir entwickelt haben, das können angelsächsische Unternehmen in der Regel nicht. Denn unsere Idee ist ja das partnerschaftliche Modell und nicht der zentralistische Gedanke des „Economies of Scale“, also nur Gemeinkostendegression betreiben. Jeder unserer Partner ist vor Ort verwurzelt und macht teilweise hochpreisiges Investitionsgütergeschäft, z. B. den Verkauf einer Kamera im Wert von über 50.000 EUR. In Frankreich und Polen beispielsweise wartet zunächst niemand auf einen deutschen Anbieter.

Ein Studio verkauft oder vermietet sich auch nicht aus Wiesbaden heraus.

Neben unserem breiten Produktportfolio ist unser wirklicher USP ein sogenannter Soft-Skill. Es ist das, ich will es mal „Partnerschafts-Gen“ nennen, was uns lokal erfolgreich macht. Nur mit diesem Ansatz finden wir Anbieter, die – unter Wahrung ihrer lokalen und persönlichen Interessen – an unserem Verbund teilnehmen wollen. Das ist ein wesentlicher Punkt, der uns in unserer Wachstums-Strategie erfolgreich macht. Letztlich bleibt die Identität des integrierten Unternehmens erhalten. Das Target-Unternehmen nutzt unsere Plattform und wird ressourcentechnisch an uns angebunden. Wir wollen keinesfalls als erste Maßnahme einen „Change“ und auch kein gemeinsames ERP einführen, sondern einen Mehrwert auf der operativen Ebene bieten. Davon profitieren dann alle Kunden des neuen Partners und es entsteht eine klassische Win-Win-Situation.

Showroom. Foto Copyright: Avemio AG

Wir haben in diesem Bereich gerade in Deutschland eine enorme Lernkurve durchschritten. Man muss eine Idee haben, wie man solche Integrationen auch richtig umsetzt und die zukünftigen Partner mit ihren Belangen richtig abholt. Wir Händler kennen uns untereinander alle. Die Herausforderung besteht darin, sich mit M&A nicht zu übernehmen, sondern die eigenen Management-Ressourcen bestens einzusetzen.

Das klingt alles sehr wohlüberlegt. Damit sprechen Sie einen weiteren, interessanten Punkt an: Wie sollten die neuen Investoren Sie, Herr Pfeffer, richtig einschätzen? Welche Skills halten Sie für die Rolle als CEO der Avemio AG bereit? Was reizt sie an dem Thema besonders?

Nun ja, ich bin jetzt schon knapp 30 Jahre in diesem Geschäft und muss heute nicht mehr die Fehler machen, die ich als junger Unternehmer bereits zu verkraften hatte. Ich bezeichne die Avemio AG tatsächlich heute immer noch als „ältestes Start-up“ Deutschlands und ich freue mich jetzt im Umfeld der Börse auch auf die neuen Aufgaben. Natürlich werde ich gerade auf dieser Seite noch einiges dazulernen müssen, das bedeutet wieder neue Arbeiten, die ich vorübergehend auch nicht delegieren kann und möchte. Man hat mich in der Presse als Vollblut-Unternehmer bezeichnet, das charakterisiert mich ganz gut. Ich selbst würde mich ergänzend als zielgerichtet und dabei mit einer nachdrücklichen Beharrlichkeit beschreiben, das sind meine Adjektive.Ich habe VWL im Vordiplom studiert, hatte auch die Mathematik im Visier, letztlich ist es dann doch BWL geworden. Nebenbei habe ich mich bereits frühzeitig als Unternehmensberater betätigt und im Alter von 25 Jahren mein erstes Unternehmen gekauft. Im Jahr 1995 bin ich dann in Teltec, die Firma meines langjährigen Jugendfreunds, eingestiegen. Er hält mit mir zusammen die Mehrheit an der heutigen Avemio AG.

Als Typ bin ich jemand, der die sprichwörtliche Flinte nicht so schnell ins Korn schmeißt.

Gemeinsam mit seinem besten Freund eine Firma zu führen, das war letztendlich ein Jugendtraum von mir, der in Erfüllung gegangen ist.Mein erstes wirkliches Produkt war ein Katalog, der alle Lösungen für den damaligen, Fernsehmarkt abdeckte. So etwas gab es nicht und es war sehr Technik-lastig. Der heutige Wettbewerb entsteht aber nicht mehr im Ingenieursbereich, sondern spielt sich auf neuen und vor allem digitalen Ebenen ab. Die Geschäftsmodelle müssen sich an diese neue Welt anpassen. Bei allen Vorhaben wird sich die Phantasie letztendlich mit der Realität matchen müssen, ähnlich wie im Film. Die Kombination aus beiden verlangt visionäres Denken und schwäbisches, grundsolides Wirken. Meine Geldgeber haben mich in diesem Ansatz über die vielen Jahre gut begleitet.

Geldgeber ist das richtige Stichwort. Ein paar Worte zur aktuellen Beteiligungsstruktur. Wer hat die Anteile, wer mischt sich strategisch ein?

Die BuCon GmbH ist wie bereits angesprochen mit 59,4 Prozent der wichtigste Shareholder. Davon halte ich 50 Prozent, mein Partner ist nicht im Management tätig, er bleibt aber langfristig mit mir investiert. Uns ist wichtig, dass unsere Gesellschaft nicht von einem Großaktionär dominiert wird, sondern man sich immer neue Mehrheiten suchen kann. Auch die TFM GmbH ist langfristig an Bord, denn hier habe ich Ingenieure an der Hand, welche über eine lange Beziehung voll im Unternehmen integriert sind. Sie vertrauen meiner Expertise und gehen den bislang erfolgreich eingeschlagenen Weg mit. Auch das Verhältnis zum Aufsichtsrat ist sehr gut.

Ich komme nun zur sogenannten Equity-Story. Welche visionären Punkte stehen im Vordergrund, wenn Sie an Expansion und Ergänzung der Geschäftsfelder sowie Digitalisierung oder künstliche Intelligenz denken? Wo liegt Ihre spezielle „Sexiness“ für Investoren?

Das, was wir tun, ist „Value-Added-Reselling“ – d. h. die meisten meiner Vertriebsleute sind studierte Ingenieure der Fernsehtechnik. Im Ergebnis heißt das, dass wir nur 10 bis 15 Prozent unserer Umsätze ohne Beratung erbringen, der Rest ist bislang sehr beratungsintensiv. Wenn es um professionelle oder semi-professionelle Fernsehtechnik geht, erscheinen wir bei der Internetsuche in der Regel ganz oben auf der Liste. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt mit Hinblick auf Beratung in den Bereichen Digitalisierung, künstliche Intelligenz und vor allem Metaverse.

Und hier wird es nun sexy! Metaverse ist vergleichbar mit dem, was vor 10 bis 15 Jahren im Bereich Industrie 4.0 zu beobachten war. Zuerst ist nicht viel passiert, doch dann bildeten sich ganz neue Industriezweige. Hinter dem „Buzzword“ Metaverse verbirgt sich noch wesentlich mehr, hier geht es um den zukünftigen Weg unserer Gesellschaft.

Könnten Sie uns diese bitte noch etwas näher erklären?

Wenn man weiß, dass man bei der 3D-Modellierung genau unsere Technik braucht, dann bekommt man ein Gefühl, wo wir stehen. Gerade der Bewegtbild- und Gaming-Markt wird in Zukunft zusammenwachsen, hier braucht es exzellente Beratungs-Expertise. Wie das einmal in der Endstufe aussieht, weiß man aber heute noch nicht genau. Die Entwicklung wird aber rasant sein, wir sind bereits in einem vorderen Waggon auf dem rasenden Zug.

Die extrem veränderte Nachfrage-Situation im Streaming zur Zeit der Corona-Pandemie ist ein Beispiel, wie schnell ein komplett neues Segment entstehen kann und sich fortentwickelt.

Es zeigte aber auch gleichzeitig wie flexibel wir mit unserem breiten, herstellerunabhängigen Geschäftsansatz aufgestellt sind.Als dominanter Nischenplayer haben wir extreme Vorteile im Bereich der Gemeinkosten-Degression. Wenn wir das in Europa umsetzen, was wir in Deutschland erfolgreich praktizieren, dann werden wir sehr profitabel wachsen können. Die Teltec bzw. Avemio AG ist mein Lebenswerk, ich stehe voll hinter den Zielen und sehe für uns eine glorreiche Zukunft als europäischer Marktführer mit einem deutlich zehnstelligen Umsatz.

Bei Ziel fallen mir Zahlen ein. Welches Wachstum kann der Anleger in den kommenden Jahren bei der Avemio AG erwarten? Wie können Sie im Wettbewerb mit den großen Film- und Kinogesellschaften (v.a. aus USA und GB) eigentlich mithalten, wenn deren Investitionsbudget bei mehreren 100 Mio. USD liegt?

In den vergangenen zehn Jahren sind wir – auch organisch – durchschnittlich mit über 20 Prozent jährlich vor allem aus eigener Kraft gewachsen. Die Wertsteigerung für Aktionäre entwickelt sich proportional zu unserem Umsatzwachstum, mittelfristig werden die Themen Digitalisierung, KI, Cloud und Metaverse die großen Treiber sein. Nach einem starken Wachstum von deutlich über 20 Prozent in den Jahren 2020 und 2021 konsolidieren wir derzeit etwas. Auch die Lieferketten und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen uns aktuell noch zu schaffen. Dennoch liegen wir organisch im Plan und wir werden zeigen, dass wir große Schritte in der Buy-and-Build-Strategie machen können.

Zum Wettbewerb kann ich sagen, dass es in der EU kein größeres Unternehmen als uns gibt, in Großbritannien sitzt die vom Kinogeschäft getragene Gesellschaft CVP. Durch den Brexit hat sich unsere relative Position hier stark verbessert. CVP ist E-Commerce-getrieben und auch gut geführt. Richtung Hersteller gesprochen, spielen wir in der gleichen Liga wie CVP. In Richtung Systemhaus-Dienstleistungen gibt es noch deutliche Wachstumspotenziale. Wenn ich alle Aktivitäten zusammenaddiere, komme ich in der EU auf ein mögliches Wachstum in Milliardengröße. Deshalb sind wir an die Börse gegangen, denn so ein geplantes Wachstum braucht wirklichen Kapitalzugang.

Wo liegt in diesem Zusammenhang ihr spezielles Alleinstellungs-Merkmal (USP)?

Unser USP ist ganz klar das von Herstellern unabhängige Produktportfolio und der starke Beratungsansatz im Verkauf. In der Digitalisierung sind wir schnell unterwegs. Auch bestehen keinerlei Abhängigkeiten auf der Kundenseite; trotz der Treue vieler geschätzter großer Kunden.

Kommen wir zum Schluss: Die Börse geht auf und ab, bewertet à la longue aber meist richtig. Ist die Investmentstory „Avemio“ wetterfest? Gemeint ist die relative Stabilität der geschäftlichen Entwicklung auch in stürmischen Zeiten. Wo sehen sie sich 3 bis 5 Jahre nach vorne gedacht in den Jahren 2026 bis 2028?

Unsere Unternehmensgruppe ist nicht in einem blühenden Markt entstanden, die meisten heutigen Partner hatten strategische Probleme. Während der Corona-Pandemie hat sich unser Integrationsansatz aber als stabil und erfolgreich erwiesen.

Wir werden besonnen bleiben und mit Verstand wachsen. Schwierige Phasen, auch mit turbulenten Dollar-Entwicklungen haben wir bereits erfolgreich gemeistert. In einer vielleicht noch größeren Wirtschaftskrise, die noch kommen könnte, wird unsere Marktstellung noch besser und die Chancen zum günstigen Einkauf steigen. Klar sind wir dann auf Kapitalzugang angewiesen, aber auch unser starker Cashflow hilft da weiter. Den Leverage-Effekt versuchen wir dort zu nutzen, wo es sich situativ anbietet. Wir werden unseren Weg gehen und rechnen auch in den Jahren nach 2025 mit ordentlichen Wachstumszahlen, die Börse wird uns in unserer Wachstums-Strategie gut unterstützen. Und auch wenn es konjunkturell ganz schlimm kommen sollte, bin ich sicherlich kein Schönwetter-Unternehmer, der nicht mit Schwankungen umgehen kann!

Vielen Dank Herr Pfeffer, wir werden die Avemio-Aktie im Auge behalten und kommen in ein paar Monaten wieder für ein Update auf Sie zu.

 

Weitere Informationen:

Erfolgreicher Reverse-IPO im Düsseldorfer Freiverkehr

Die Avemio AG ist im Zuge eines Reverse-IPOs hervorgegangen aus der börsennotierten Palgon AG, die dann nach Einbringung der bis dato nicht gelisteten Teltec AG in Avemio AG umbenannt wurde.

Geschäftsmodell der Avemio AG

Die Avemio AG ist ein Systemlieferant für Hard- und Software im Bereich professionelle Broadcast, Medien-, Audio- und Videolösungen und mit ihrer 100-prozentigen Tochtergesellschaft Teltec AG die umsatzstärkste Handelsgruppe für professionelle Film- und Fernsehtechnik im deutschsprachigen Markt. Gegenstand der Unternehmensgruppe ist der Handel mit professionellem Film- und Fernsehequipment, zugehörigen Verbrauchsmaterialien und Zubehör. Hierzu zählt auch die Beratung und technische Betreuung von kompletten Produktions-, Postproduktions- und Sendesystemen. Die Teltec AG hält jeweils 100 % der Geschäftsanteile an den Gesellschaften VCT Videocation Creative Tools GmbH, VDH Video Data Handels GmbH, VDT Video Data Technik GmbH, BPM Broadcast & Professional Media GmbH und erzielte in der Gruppe im Jahr 2022 einen Umsatz von mehr als 100 Mio. EUR.

Umstellung der Aktien und Marktkapitalisierung

Das Grundkapital der Avemio AG derzeit aufgeteilt in 3.432.150 Inhaberaktien, von denen derzeit 300.000 noch (herrührend von der ehemaligen Palgon AG) unter der ISIN: DE000AS2LQ1P6 / WKN: A2LQ1P im Freiverkehr der Börse Düsseldorf notiert sind. Die restlichen (in 2023 im Zuge der Einbringung der Teltec AG neu geschaffenen) 3.132.150 Inhaberaktien sind derzeit unter der ISIN: DE000A2GSYL0 / WKN A2GSYL im Freiverkehr der Börse Düsseldorf notiert. Letztere werden mit der kommenden ordentlichen Hauptversammlung (voraussichtlicher Termin im August 2023) auf die erste ISIN (DE 000ASLQ1P6) umgestellt. Die Marktkapitalisierung der Avemio AG, gemessen am Durchschnittskurs der momentan noch zwei Aktiengattungen liegt bei rund 154 Millionen EUR.

 

 

Autor/Autorin

André Will-Laudien
CEFA, Diplom-Kaufmann at GoingPublic Media AG

André Will-Laudien ist Mitglied der GoingPublic-Redaktion. Seit 1995 ist er in verschiedenen Stationen bei Banken als Vermögensverwalter, Kapitalmarkt- und Makroexperte sowie als fundamentaler Aktien-Analyst tätig. Seine Passion gilt den Energie-, Rohstoff- und Technologiemärkten sowie der taktischen und strategischen Asset Allokation von liquiden Anlageprodukten.