Die seit 1998 an über 5.000 aus den einschlägigen Risikogruppen rekrutierten freiwilligen Testpersonen durchgeführte Studie offenbarte eine faustdicke Überraschung. Die Studie bringt angeblich Hoffnung für eine begrenzte Schar von Zielpersonen. Doch die Aussagekraft steht leider auf mehr als wackeligen Beinen.

In der gesamten Gruppe verminderte die Anwendung von „Aidsvax“ die Infektionsrate um nicht einmal 4 %. Eingerechnet werden muß eine übliche Standardabweichung, die die Signifikanz weiter drücken könnte. Bei dunkelhäutigen Testpersonen allerdings könnte die Infektionsrate um sage und schreibe 78 % reduziert worden sein. Könnte!

Die Benutzung des Konjunktivs und des Konditionals in der Formulierung haben einen Hintergrund. Nur 314 Schwarze und 184 Asiaten waren am Test beteiligt. Mithin basieren die Folgerungen auf Unterschieden zwischen ganzen 13 der 314 schwarzen Testkandidaten. Neun der Placebogruppe infizierten sich, im Vergleich zu vier, die den Impfstoff erhalten hatten. Die Auswertung einer solche kleinen Stichprobe hält leider nie im Leben einer mathematische Überprüfung stand. Der Test war nun mal ganz anders konzipiert.

Die potentielle Zielgruppe in den USA wäre mit 7,6 Mio. Menschen statt knapp 60 Mio. deutlich weniger einträchtig. Und zwar derart, daß VaxGen im laufenden Jahr bereits eine Finanzierungsrunde benötigt. Denn der Cash-Verbrauch ist zu hoch.

Die „Ergebnisse“ verdeutlichen gleich mehrere Umstände: Erstens bleibt zu hoffen, daß VaxGen seine (wenn auch vehement vermindert) vielversprechenden Forschungen fortsetzen kann, und zwar unabhängig von der Größe der möglichen Zielgruppe. Zweitens muß ebenfalls gehofft werden, daß die veröffentlichten Statistiken nicht von der Notwendigkeit einer weiteren Finanzierung „tangiert“ worden sind.

Selbst wenn man nur einer Randgruppe helfen könnte, und selbst wenn die Basis von Unterschieden bei lächerlichen 13 Personen absolut unhaltbar ist, sollte alles dafür getan werden, daß die teure, mühselige und letztlich immer wieder enttäuschende Forschung nach einem HIV-Impfstoff (de facto die einzige Hoffnung) fortgeführt werden kann. Monetäre Belange müssen in diesem Punkt zurückstehen. Den Forschenden wäre schon mit einem prozentualen Bruchteil des aufgeblähten US-Militärhaushalts weitergeholfen.

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Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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