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Wissenschaftliche Projekte von der Masse im Netz finanzieren lassen, mit Crowdfunding Plattformen wird dies möglich. Quelle/Rechte: Sciencestarter

Crowdfunding ist kein wirklich neues Thema. Doch dass die Finanzierung von Projekten durch die Massen im Netz auch wissenschaftlichen Projekten offen steht wissen bisher die Wenigsten. Auch wenn gegenwärtig vor allem kleine Projekte durch Spenden finanziert werden und die Qualitätskontrolle noch nicht hinreichend gelöst ist, in Zukunft wird Crowdfunding zunehmend Teilbereiche von Forschungsprojekten finanzieren.Wissenschaftliche Forschung ist teuer und langwierig, von der Idee bis zum vermarktbaren Produkt vergehen oft viele Jahre.

Kapital, das viele Wissenschaftler nicht haben, ist nur im Rahmen umfangsreicher Forschungsanträge zu erhalten. Auch wenn zur Förderung von Wissenschaft und Forschung zahlreiche staatliche Fördertöpfe und einer Reihe von Stiftungen bereit stehen, die finanziellen Mittel sind limitiert. Auch Wissenschaftler, die mit einer Innovation den Sprung in die Selbständigkeit wagen, stehen häufig vor dem Problem einer mangelnden Finanzierung. Private Equity wie auch das für die Frühphasen-Finanzierung nötige Venture Capital gibt es nur in begrenztem Umfang. Meist kommen nur ausgewählte Projekte mit hohem Vermarktungspotenzial zum Zuge. Zudem hängt die Förderung davon ab, wie gut ein Wissenschaftler seine Ideen im Rahmen eines umfangreichen Forschungsantrages oder Business Planes vermarkten kann. Eine ganze Reihe guter Ideen bleibt deshalb in den Schubladen und damit auf der Strecke. Außerhalb von Deutschland haben Forscher, deren Ideen keine Förderer finden, das Crowdfunding schon länger entdeckt.

Rockethub, Petridish, Sciencestarter & Co.
Im vergangenen Jahr setzte auch Ethan Perlstein, der an der Princeton Unversity an der Erforschung von Amphetaminen und deren Wirkung auf das Gehirn arbeitet, auf Schwarmfinanzierung. Dass die National Institutes of Health (NIH) seine Forschung weiter finanzieren würden, war angesichts der Finanzierungspolitik der staatlichen Institution eher gering. In 2011 haben die NIH nämlich 82 Prozent der mehr als 40.000 Anträge abgelehnt. Zusammen mit dem Neuropsychologen David Sulzer von der Columbia Unversity in New York City hat Perlstein deshalb einen Spendenaufruf im Crowdfunding Portal Rockethub.com gestartet. Rockethub ist aber nur eine, der in den USA und Großbritannien aus dem Boden schießenden Crowdfunding-Plattformen, die sich auch wissenschaftlichen Projekten aller Art annehmen. Noch finanzieren sich durch Spenden der globalen Community überwiegend kleinere Projekte, die so genannte Mikrofinanzierung soll aber erst der Anfang sein. Wenn es nach den Plattform-Betreibern geht, könnten sich künftig sogar Start-ups ihre Anschubfinanzierung von der Crowd holen und würden so unabhängiger von Investoren und VC. Neben Rockethub sind da beispielsweise noch petridish.org, fundscience.org oder iamscientist.com, die bereits Millionen von Dollars für kleinere Forschungsvorhaben eingesammelt haben. In Deutschland ging im November 2012 das von der „Initiative Wissenschaft im Dialog“ und dem „Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft“ geförderte Portal Sciencestarter.de online. Sciencestarter soll zwar auch der Einwerbung von Kapital dienen, sieht sich aber auch im Bereich der Kommunikation zwischen Forschung und Öffentlichkeit. Und damit in einem Bereich, der zunehmend an Interesse gewinnen dürfte.

Crowdfunding noch eher für kleinere Projekte
Die Idee des Crowdfundings begann mit Kickstarter und Indiegogo, hier werben Einzelkämpfer und Gründungswillige schon seit längerem um finanzielle Unterstützung durch die globale Internetgemeinde – und das mit Erfolg, wie ein Blick auf die Projekte zeigt. Etwas jünger sind die Portale für wissenschaftliche Projekte, doch auch sie können bereits Erfolge verbuchen. Um die Wasserqualität des Mississippis zu messen, gab es beim Crowdfunding-Portal Open Source Science Project 64.000 USD. Auch wenn diese Beträge aus wissenschaftlicher Sicht eher gering sind, so zeigen sie doch wie Forschungsfinanzierung in Zukunft aussehen könnte. Für kleinere Projekte eignet sich Crowdfunding schon heute, vor allem für Projekte, für die sich der lange Weg über Förderanträge nicht lohnt. Auf Sciencestarter wurden 11 Projekte – von der Forschungsreise bis zur „energetischen Verwertung von Pferdemist“ bereits erfolgreich finanziert.

Erster wissenschaftliches Crowdfunding-Portal in Österreich
Im September 2013 ging mit Inject-power.de das erste österreichische Crowdfunding-Portal für Forschung an den Start. Interessierte sind ab 20 EUR dabei, derzeit können 10 Forschungsprojekte unterstützt werden. Partner von Inject-Power.at sind die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG), das Naturhistorische Museum Wien (NHM), das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI), das Institut für Molekulare Biotechnologie IMBA und DEBRA Austria. Inject-power sammelt vorerst nur Geld für bereits öffentlich geförderte Projekte, auch um die Akzeptanz der Spendenbereitschaft zu evaluieren. Plattform-Initiator Rüdiger Schweigreiter, selbst Forscher an der Medizin-Uni Innsbruck, sieht als langfristiges Ziel, ausgewählte Projekte zur Gänze über das Portal zu finanzieren. Inject-Power erhebt einen Unkostenbeitrag von 6,5% der eingesammelten Mittel. Außerdem werden nur Projekte aufgenommen, die den Qualitätsstandards valider Forschung entsprechen. Für zahlreiche Spenden sollen Beschreibungen sorgen, die auch wissenschaftliche Laien verstehen. Mit solch einer Beschreibung will die LBG aktuell Spender von einem Projekt überzeugen, das neue Krebs-Therapiekonzepte untersucht. Das IMBA hofft gemeinsam mit der Patientenorganisation DEBRA Austria auf Spenden zur Erforschung der seltenen genetischen Hauterkrankung Epidermolysis bullosa. Mittels einer Stammzellentechnik soll der Gendefekt, der die Haut der Betroffenen so verletzlich macht, repariert werden. Außerdem sollen Ansätze entwickelt werden, gesunde Hautzellen mittels Zelltherapie in Patienten zu transferieren.

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