Bildnachweis: BMBF.

Teil 2
Der heutige Weltkrebstag soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit auf den Kampf gegen Krebs richten. Auch wenn sehr viele Pharma- und Biotechfirmen sowie Verbände und Organisationen aller Art mitmachen: Das ist in Corona-Zeiten gar nicht einmal so einfach. Aber: 2019 starben rund 213.000 Menschen in Deutschland an einer Krebserkrankung, was ca. einem Viertel aller Todesfälle entspricht und nach den Herzkreislauferkrankungen zum Platz 2 des Sterbefälle-Rankings führt. Die „Begeisterung“ über den Platz auf dem Siegertreppchen hält sich naturgemäß in engen Grenzen und soll hier nicht zynisch herrüberkommen, haben doch gerade in den letzten Jahren immer mehr wirkungsvolle biotechnologische Therapeutika den Hoffnungsschmimmer am Horizont deutlich heller leuchten lassen und den Patientinnen und Patienten zunehmend bessere Behandlungsoptionen eröffnet.
Anknüpfend an die große Öffentlichkeit rings um die mRNA-Technologie, Basis der ersten erfolgreichen Corona-Impfstoffe, betont der Verband BIO-Deutschland in seiner heutigen Stellungnahme, dass „mRNA auch Hoffnungsträger im Kampf gegen bösartige Tumorerkrankungen ist.“ BIO-Deutschland Geschäftsführerin Viola Bronsema führte dazu noch weiter aus: „Die Biotechnologie hat die Krebstherapie in den letzten Jahren entscheidend verbessert. Vor allem Antikörper sind ein wichtiges Werkzeug, um Tumore zu bekämpfen. Auch die noch ganz neuen Zelltherapien sind sehr vielversprechend. Zudem setzen wir sehr große Hoffnungen auf die mRNA-Therapeutika, wie sie z. B. von BioNTech und CureVac entwickelt werden. Diese können individuell auf Tumore zugeschnitten werden. Dass die mRNA-Technologie im Prinzip ausgezeichnet funktioniert, haben wir ja gerade eindrucksvoll gesehen.“
Und Tatsächlich: Erste klinische Studien z. B. gegen Lungenkrebs, Melanome oder Brustkrebs laufen aktuell, worauf wir im dritten Teil der Kurzserie mit der Deutschland-Rundreise noch eingehen werden.

Europa gegen den Krebs – eine 4 Milliarden Initiative

Am gestrigen Vorabend des Weltkrebstages präsentierte die Europäische Kommission „Europas Plan gegen den Krebs“ – und bezeichnete dies als „eine der wichtigsten gesundheitspolitischen Prioritäten der Kommission von der Leyen und eine tragende Säule einer starken europäischen Gesundheitsunion“. Europaweit werden jährlich ca. 1,4 Mio Krebstote gezählt. Das neue EU-Konzept gliedert sich in die Säulen Krebsprävention, -behandlung und -versorgung. Der Plan gliedert sich in vier Hauptaktionsbereiche mit 10 Leitinitiativen und zahlreichen Fördermaßnahmen. Er wird mithilfe der gesamten Palette der Finanzierungsinstrumente der Kommission umgesetzt, wobei insgesamt 4 Mrd. EUR für Maßnahmen vorgesehen sind, wobei die Summe Mittel aus den Programmen EU4Health, Horizont Europa und Digitales Europa einschließt.

Wichtige Schwerpunkte sind: weiterhin das Zurückdrängen des Rauchens, eine Steigerung der HPV-Impfungsrate zur Verringerung des Gebärmutterhalskrebs bei Mädchen und jungen Frauen, weitere Präventionsmaßnahmen aber auch Stärkung der Diagnose und Therapieoptionen. Hier soll beispielsweise das individuelle Erkrankungsrisiko besser erfasst und gemonitort werden mit der Aktion www.uncan.eu  . Zudem soll eine europäisch-zentralisierte Einrichtung als „Wissenszentrum“ fungieren und Wissenschaft und technologische Innovationen europaweit besser vernetzen sowie Parallelaktivitäten zusammenführen. Auch in der Bildgebung und Technologien dazu soll ein europäischer Ansatz die vielen lokalen Einzel-Leuchtturmprojekte in einer einzigen Initiative bündeln – und damit die molekularbiologischen Ansätze mit neuen digitalen Möglichkeiten unter Nutzung von KI verschmelzen helfen.

Bund mit „Nationaler Dekade gegen Krebs“ aktiv

Das Berliner Bundesforschungsministerium (BMBF) hatte vor über einem Jahr die Nationale Dekade gegen Krebs ausgerufen, die passend zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 dann mit dem europäischen Milliardenprogramm gekrönt werden sollte. Doch dann kam…, na, Sie wissen schon was. Und so wurde die Schrittabfolge durcheinandergebracht wie auch die Bundesinitiative bisher noch nicht so wirklich großen Schwung aufgenommen hatte, aufnehmen konnte – wegen…, na, Sie wissen schon. Immerhin war auch dabei bereits im letzten Herbst eine Deklaration „Europa: Gemeinsam gegen den Krebs“ präsentiert worden, deren wesentliche Elemente wie ein Schwerpunkt bei der Prävention sowie eine europäische Zusammenarbeit der national führenden Krebs-Forschungszentren mit dem jetzigen EU-Plan ziemlich deckungsgleich sind. In Deutschland ist dabei das Heidelberger DKFZ gemeint, das auch in der Dekaden-Initiative als Koordinierungszentrale fungiert. Weitere nationale Krebsforschungszentren wurden neben Heidelberg kürzlich ausgelobt und bilden die Schnittstellen zur Hochschulmedizin wie der mediznischen Forschung insgesamt in der Republik.

Passend zum Schwerpunkt auf die Initiativen der öffentlichen Hand in dieser 2. Folge zum Schluss noch ein aktueller Hinweis auf das „Zukunftscluster Programm“ des BMBF:
Hier sind heute die Siegerregionen bekanntgegeben worden, die sich über insgesamt rund 45 Mio. € Fördergeld freuen können und Konzepte zur Verbesserung der Translation von Forschung zur Anwendung in ganz unterschiedlichen Forschungsfeldern und Wirtschaftsbereichen entwickelt haben. Diejenigen mit konkreten Anknüpfungspunkten auch zur Krebsbehandlung stammen aus dem Rhein-Main-Gebiet (Proxidrugs) und aus Dresden/Leipzig (SaxoCell). Bei Proxidrugs möchte man eine neue Klasse von Wirkstoffen voranbringen, die unter kontrollierter Ausnutzung der physikalischen Kräfte zwischen Molekülen die gezielte Zerstörung „krankmachender Proteine“ anstoßen können (proximity drugs), während man sich in Dresden und Leipzig als Standortverbund neuen Verfahren und Produktionsprozessen der Zelltherapie widmen will. Aus 137 Einreichungen hatte die Jury 16 Finalisten bestimmt, die ihr Konzept weiter verfeinern konnten – hieraus sind nun die ersten 7 Gewinner dieser ersten Wettbewerbsrunde gekürt worden.

Mehr Information dazu hier: https://www.bmbf.de/de/zukunftscluster-initiative-9195.html

In der 3. Folge geht es dann mit der Deutschlandreise weiter, bleiben Sie gespannt…

Zu Teil 1

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