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Das Kölner Unternehmen Ruma GmbH erweitert sein Marker-System für manipulationssichere Urinproben um eine digitale Anwendung. Vor allem in der Suchtmedizin, aber auch in anderen Bereichen (MPU oder Epidemien) ermöglicht das Ruma Digital System eine kontaktlose Probennahme bei zeitlich flexibler Nutzung und vereinfachten Praxisabläufen. Die weltweit erstmals in einer Medizin-App eingesetzte Blockchain-Technologie soll einen geschützten und fälschungssicheren Datentransfer garantieren – und sichert die Patientenversorgung auch während einer Epidemie wie der aktuellen Covid-19-Situation.

Ruma: Urinprobe kontaktlos und ohne Sichtkontrolle dank Digitalisierung

In der Substitutionstherapie mit aktuell 79.700 gemeldeten Patienten sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen vorgeschrieben. Urin als Probenmatrix ist einfach zu gewinnen, Arzneistoffe beziehungsweise Drogen sowie deren Metaboliten sind darin lange nachweisbar. Dem steht der Aufwand einer gesicherten Probennahme gegenüber: Abwehren von Manipulationsversuchen der Probanden, gleichgeschlechtliche Sichtkontrollen, Probleme beim Urinieren unter Sicht, Umgang mit potenziell infiziertem Probenmaterial oder Verzögerungen im Praxisablauf.

Der Einsatz des Ruma-Marker-Systems mit Macrogolen ist in der Lage, diesen Aufwand zu reduzieren, weil der verwendete, vor Ort oral gegebene Marker nachweist, ob die Probe vertauscht, unbrauchbar oder verändert worden ist. Mit dem neuen Ruma Digital System fällt nun zudem der persönliche Besuch in der Praxis weg: Mit der auf dem eigenen Smartphone installierten App scannen die Patienten die mit Sicherheitsmerkmalen ausgestattete Packung der Marker-Substanz, filmen die Einnahme der Kapsel, übermitteln das Video zur Prüfung an die betreuende Arztpraxis und versenden die nach einer Wartezeit von 40 Minuten selbst genommene Urinprobe ans Labor. Die Ärzte prüfen durch eine weitere App – live oder zeitversetzt – die korrekte Einnahme.

Einbindung der Patienten in den Therapieprozess

Die Ruma Digital System bindet Patienten aktiv in den Therapieprozess ein, in einer Sprechstunde, die keinen Termin mehr braucht. Manfred Nowak, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Landau, hat das Ruma Digital System getestet und erläutert: „Die Patienten werden unabhängig von den Praxisöffnungszeiten. Die geschaffenen Freiräume begünstigen deren Wiedereingliederung in Erwerbstätigkeit und soziales Leben. Und in den Praxen wird viel Zeit und Aufwand gespart.“

Die behandelnden Ärzte können die Adhärenz zeitnah überprüfen und Patienten über das App-System in der Lebensführung unterstützen. Schließlich könne ein Beikonsum nicht nur den Therapieerfolg gefährden, sondern auch ein Leben, so Manfred Nowak.

Effektiver Einsatz auch in Corona-Zeiten

Dank seiner Funktionsweise kann das Ruma Digital System auch in testintensiven Zeiten effektiv unterstützen, beispielsweise während einer sich schnell ausbreitenden Infektionskrankheit, wie etwa der aktuellen Covid-19-Pandemie. Der Patient muss nicht persönlich in der Arztpraxis erscheinen, um eine Urinprobe abzugeben.

System greift Forderung nach digitalen Versorgungslösungen auf

Rumas Urin-Marker-System hat bereits Eingang in Gesetzgebung, Verwaltungsvorschriften und die Empfehlungen nationaler und internationaler Organisationen gefunden. Vor dem Hintergrund des Gesetzes für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz ) und der Rahmenbedingungen im SGB V  geht Ruma den nächsten Schritt und überträgt die analoge Prozesskette des Marker-Systems in die digitale Welt.

Jede einzelne Ruma-Marker-Substanz trägt einen spezifischen Code. Nun wird die individuelle Marker-Substanz als digitaler Zwilling in der konsortialen Blockchain evan.network, die von unterschiedlichen, eigenständigen Nutzern verwendet wird, abgebildet. Er dokumentiert den Weg der Substanz von der Herstellung über die Abgabe an die Ärzte, die Abgabe an und die Einnahme durch die Patienten, die Validierung der Einnahme und die Validierung der Urinprobe durch das Labor.

Besonderes Augenmerk gilt dem Schutz personenbezogener Daten. Die Kommunikationsinhalte sind Ende-zu-Ende verschlüsselt, und nur die dafür zertifizierten behandelnden Ärzte haben Zugriff auf die Daten. Jede Nutzung oder Veränderung von Daten wird unveränderbar revisionssicher in der evan.network Blockchain gespeichert. Über digitale Identitäten können Veränderungen wie Vertretungsregelungen oder Praxiswechsel gesteuert werden.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.