Den Vorschlag eines Zusammenschlusses mit der amerikanischen Abbvie im Mai hatten die Briten dankend abgelehnt. Abbvie hatte bei seinem ersten Angebot 39,50 GBp je Shire-Aktie geboten. Nach zwei weiteren erfolglosen Versuchen nimmt Abbvie nun einen vierten Anlauf. Nachdem auch der letzte Annäherungsversuch mit 46,26 GBp je Aktie bei Shire auf taube Ohren gestoßen war, liegt das aktuelle Angebot mit 51,15 GBp jetzt noch einmal rund 11 % höher.

Shire hat sich bisher noch nicht eindeutig zum neuen Vorstoß von Abbvie geäußert, gab aber wohl bekannt, das Angebot nun einmal zu überdenken. Eine fundamentale Unterbewertung, wie in den früheren Angeboten, scheint also nach Ansicht von Shire nicht mehr vorzuliegen. Allzu viel Zeit dürfen sich die Briten aber nicht mehr lassen, denn gemäß der britischen Rechtslage muss Abbvie den geplanten Übernahmedeal bis spätestens 18. Juli in trockenen Tüchern haben.

Abbvie hat hinsichtlich der Übernahme eines britischen Unternehmens einen ganz ähnlichen Antrieb wie Pfizer im Rahmen der geplanten und geplatzten AstraZeneca Übernahme. Beiden geht es wohl auch um eine größere Steuerersparnis in den USA. Ob Abbvie auch eine feindliche Übernahme in Erwägung ziehen könnte, ist nicht ganz klar, allerdings haben sich die Amerikaner wohl bereits an die Aktionäre von Shire gewandt. Diese sollten das Angebot überdenken und möglicherweise Druck auf den Vorstand ausüben, so Abbvie. Die Übernahme würde den Investoren lauf Abbvie nur Vorteile bringen und zwar nicht nur kurzfristige, sondern vor allem auch langfristige. Wie sich die Aktionäre entscheiden und ob ihr Einfluss den Shire Vorstand tatsächlich zum Einlenken motivieren kann, bleibt abzuwarten.

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