Bildnachweis: www.swissbiotech.org.

Trotz des in den September 2020 verschobenen Swiss Biotech Days, wurde heute der Swiss Biotech Report in einer Online Präsentation vorgestellt. Michael Altdorfer, CEO der Swiss Biotech Association sowie Jörg Zürcher, Partner, EMEIA Biotechnology Leader bei Ernst & Young, führten zahlreiche Medienvertreter durch die aktuellen Daten. Der Bericht liefert Highlights und Finanzierungsanalysen, beleuchtet Fusionen, Käufe sowie Kooperationen und legt einen Fokus auf die wachsende Rolle der künstlichen Intelligenz.

Die globale Biotechnologiebranche entwickelte sich 2019 unabhängig vom makroökonomischen und externen Umfeld erneut gut: Die Weltwirtschaft zeigt sich angesichts der gestiegenen geopolitischen, handelspolitischen und tariflichen Bedenken widerstandsfähig. Auf globaler Ebene spielte die IPO-Klasse von 2019 in einer eigenen Liga mit insgesamt 57 IPOs (2018: 77), die mehr als 6,4 Mrd. USD (2018: 7,2 Mrd. USD) neues Kapital generierten.
Die Schweizer Biotech-Industrie erzielte einen Umsatz von fast 4,8 Mrd. CHF gegenüber 4,0 Mrd. CHF im Jahr 2018. Dieser Umsatzanstieg war hauptsächlich auf lukrative Kooperations- und Lizenzvereinbarungen für AC Immune, Basilea und CRISPR, sowie auf höhere Einnahmen von Biotechunternehmen, die bereits Produkte und Dienstleistungen vermarkten. Die Finanzierung öffentlicher und privater Schweizer Biotech-Unternehmen bleibt weiterhin stark, mit mehr als 1 Milliarde CHF pro Jahr. Dieses attraktive Finanzierungsumfeld wird durch neue Schweizer Spezialfonds wie Medicxi, ND Capital, Pureos Bioventures, Bernina BioInvest sowie eine immer größere Anzahl ausländischer Fonds unterstützt, die die hervorragenden Investitionsmöglichkeiten in der Schweiz anerkennen. Dennoch ist es bemerkenswert, dass große institutionelle Anleger diesen Sektor trotz seiner nachgewiesenen und attraktiven Erfolgsbilanz, überdurchschnittliche Kapitalrenditen zu erzielen, scheuen. Die M&A-Aktivitäten, ein Indikator für die Reife und Attraktivität des Sektors, sind nach wie vor stark: Das zeigen die Transaktionen von Amal, NovImmune und Therachon. Zudem ist es erfreulich, den Erfolg einer wachsenden Anzahl von Unternehmen wie Vifor Pharma, Helsinn und Debiopharm zu sehen, die einen Weg gefunden haben, unabhängig zu bleiben und ihre internationale Expansion selbst zu finanzieren. Im Jahr 2019 gab es keinen einzigen Börsengang eines Schweizer Biotech-Unternehmens, die Unternehmen schienen andere Finanzierungsmöglichkeiten zu bevorzugen. Von den von öffentlichen Stellen gesammelten Geldern ging die überwiegende Mehrheit an die CRISPR Therapeutics AG mit einer Eigenkapitalrunde von 315 Mio. USD sowie einem Geldautomatenprogramm von weiteren CHF 121 Mio. Andere börsennotierte Unternehmen, die frisches Kapital erhalten konnten, waren AC Immune und ObsEva über Schuld- und/oder Eigenkapitalinstrumente sowie Auris Medical und Biocartis. Unter den privaten schweizer Biotech-Unternehmen erzielten ADC Therapeutics mit 101 Mio. CHF in zwei Runden und SOPHiA GENETICS mit 76 Mio. CHF die größten Finanzierungsrunden. ADC Therapeutics war ebenfalls ein „heißer IPO-Kandidat“, entschied sich jedoch kurz vor dem geplanten IPO-Termin, stattdessen eine weitere Finanzierungsrunde mit privaten Investoren durchzuführen.

Auch zu Beginn des neuen Jahrzehnts kann sich die Schweiz auf ein umfassendes Ökosystem der Biowissenschaften verlassen. Mit mehr als 40 neu gegründeten Start-ups in 2019 bleibt die Szene äußerst lebendig. Gleichzeitig investieren multinationale Biopharma-Unternehmen wie Biogen, CSL Behring, Novartis und Merck stark in die Erweiterung der Produktionskapazität für die zunehmende Anzahl komplexer biologischer und Zelltherapien, die die Zulassung erhalten. Und auch in wirtschaftlicher Hinsicht sind die Biowissenschaften, mit 40% der Exporte und ihrer globalen Reichweite, eine wichtige Säule für die Schweiz. Zudem ist das Land bekannt für seine Innovationskraft und seine starke Wirtschaft und steht somit durchweg an der Spitze der großen internationalen Unternehmen Rankings für Innovation. Darüber hinaus spielt der Einsatz künstlicher Intelligenz eine immer größere Rolle. Viele Unternehmen setzen diese ein, um die Entwicklung immer gezielterer und wirksamerer Therapien zu ermöglichen sowie die personalisierte Medizin zu unterstützen und zu beschleunigen. Daher wurde der Schwerpunkt des diesjährigen Reports auf Big Data, KI und maschinelles Lernen gelegt. Zu den sich daraus ergebenden Geschäftsmodellen äußern sich Jurgi Camblong, SOPHIA Genetics und Axel Nemetz, IBM Switzerland

Die Swiss Biotech Association zeichnet jedes Jahr Unternehmen oder Einzelpersonen aus, die herausragende Leistungen erbracht haben. Die Preisträger für das Jahr 2020 sind Actelion, Debiopharm, Helsinn, Venture Kick, >>Venture>>, Venturelab und der Nobelpreisträger Professor Werner Arber. Nominiert für die Swiss Biotech Success Stories Awards 2021 werden Bachem, Basilea, Esbatech, Lonza und Novimmune.

 

 


Autor/Autorin