Wir sind ja mittlerweile schon so gewöhnt an das Procedere, dass der Staat überall in unsere Einnahmen und Ausgaben hinein fasst und sich dort seinen Teil greift, nur, um uns hinterher das selbe Geld – nur eben weniger – wieder zukommen zu lassen, dass wir uns gar keine Gedanken mehr darum machen, wie unsinnig das gesamte System eigentlich ist.

Nehmen wir doch als Beispiel nur einmal die Familien. Da leben zwei Menschen fest zusammen und haben den Wunsch, sich Kinder anzuschaffen. So etwas ist natürlich mit einem enormen Aufwand an Zeit und an Geld verbunden. Wenn beide Partner arbeiten, muss einer zumindest auf kurze oder mittlere Sicht seinen Job aufgeben oder ruhen lassen, um für die Kinder da zu sein. Auch sind Anschaffungen notwendig, die den kleiner werdenden Geldbeutel noch zusätzlich belasten.

Wie würde nun eine freie Marktwirtschaft mit diesem Thema umgehen? Eine freie Marktwirtschaft würde die Bürger von Anfang an nur in einem Maße belasten, dass diese selbst Reserven ansammeln und für diesen Fall Eigenvorsorge treffen können. Und wer das nicht schafft, muss mit den Kindern eben warten. So ist schließlich das Leben.

Unser Staat der Gegenwart hat hingegen eine völlig andere Vorgehensweise gewählt. Er überlässt es nicht den Menschen, ihren eigenen Weg zu gehen, sondern schaltet sich aktiv in diesen Prozess ein – und zwar gleich auf zwei Seiten: Auf der einen Seite setzt er die Steuerabgaben so hoch an, dass kaum jemand in der Lage ist, eigene Reserven für den Fall der Fälle anzusammeln. Daraus wiederum bietet sich dem Staat die treffliche Gelegenheit, nun auch auf der anderen Seite einzugreifen, um den klammen Eltern nun das Kinderkriegen zu finanzieren – mit Kindergeld, Elterngeld und sonstigen Fördermaßnahmen.

Im Resultat bedeutet das also: Die Menschen werden zuerst bedürftig gemacht, um ihnen anschließend die Bedürftigkeit von Staats wegen zu finanzieren. Dadurch werden die Menschen nicht nur systematisch in die finanzielle Unmündigkeit getrieben, sondern es entsteht ein riesiger Verwaltungsapparat, der selbst die schlimmsten Zukunftsvisionen von George Orwell und Aldous Huxley durchaus noch übertrifft und jeden Vergleich mit dem Heeresapparat der alten Römer nicht zu scheuen braucht:

Da gibt es zunächst ein Riesenheer, das dafür sorgt, die notwendigen Abgaben einzutreiben, welches anschließend von einem weiteren Riesenheer in Teilbeträgen wieder an genau die selben Leute zurückgegeben wird, denen man es vorher abgepresst hat. Und alles muss genau berechnet, überwacht und kontrolliert werden. Und an jedem Tag, den der Herrgott über diesen Planeten ziehen lässt, wird mit neuer Energie über die Stellschrauben gestritten, wie man einerseits das abgepresste Geld den Opfern zukommen und andererseits das zugesagte Geld den Zahlungsempfängern erfolgreich abpressen kann. Einen größeren Irrwitz hat die Welt sicherlich in Friedenzeiten kaum erlebt.

Bernd Niquet

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